Ronja Rennenkampf betreut selbst Kinder und setzt sich für mehr Respekt, Lohn und Zeit für die Kinderbetreuung ein. In ihrem Gastbeitrag erklärt sie, wieso.
Ronja Rennenkampf - Ronja Rennenkampf
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Das Wichtigste in Kürze

  • Für Ronja Rennenkampf soll die Betreuung von Kindern keine Privatsache sein.
  • Als Fachfrau Kinderbetreuung fühlt sie sich weder respektiert noch finanziell unterstützt.
  • Deshalb setzt sie sich für eine Erhöhung der Finanzierung von Bildung und Betreuung ein.

Der Kanton Bern hat zu Beginn 2022 mit der kantonsweiten Einführung der Betreuungsgutscheine die Kinderbetreuung dem privatwirtschaftlichen Wettbewerb ausgesetzt. Mit der Einstellung der Finanzierung von Tagis wird bei der ausserschulischen Kinderbetreuung gespart.

Als Fachfrau Kinderbetreuung, frage ich mich, warum macht er das? Warum wird bei unserer Zukunft gespart? Versteht er nicht, wie wichtig gut finanzierte Kinderbetreuung für unsere Zukunft ist? Wahrscheinlich nicht, deswegen werde ich in diesem Artikel meine Erklärung dazu beitragen.

Es mangelt an Respekt gegenüber Betreuung

Ich bin Fachfrau Kinderbetreuung und arbeite mit Kindern im professionellen Bereich, sprich in der Kita. Ich bin keine Mutter und kann nur erahnen, wie es ist, im Kanton Bern eigene Kinder zu haben. Der Respekt gegenüber der privaten und beruflichen Betreuungsarbeit fehlt auf jeden Fall. Das wird klar, wenn ich in mein Berufsfeld schaue und das Gesetz der Schweiz näher durchgehe.

Mit 14 Wochen Mutterschaftsurlaub, 2 Wochen Vaterschaftsurlaub, keiner Finanzierung der frühkindlichen Bildung, keinem Gesamtarbeitsvertrag in der Betreuungsbranche und so weiter. Die Liste ist lang – erschreckend lang. Am 14. Juni ging ich deswegen für Lohn, Zeit und Respekt auf die Strasse, denn all diese Dinge fehlen in der Kinderbetreuung.

ronja rennenkampf
Ronja beim Schild-Malen für den feministischen Kampftag. - Ronja Rennenkampf

Es kann eine enorme Auswirkung haben, Gelder in der Kinderbetreuung zu streichen. Dass der Regierungsrat und der Grosse Rat das nicht versteht, ist für mich unverständlich. Er gefährdet unsere Zukunft. Denn unsere Zukunft, sind die Kinder, welche wir jetzt betreuen.

Die Kinder leiden unter der leidenden Betreuung

Können wir diese Betreuung nicht gewährleisten, weil wir zu wenig Zeit und Ressourcen haben, leiden immer direkt die Kinder. Wenn mir ein Fehler passiert, weil ich gestresst bin, weil ich nicht genügend Zeit habe, dann leiden die Kinder. Alle, die in diesem Bereich tätig sind, sind sich bewusst, dass sie einen Menschen betreuen und keine Maschine. Deswegen versuchen sie alles, damit das Kind so wenig wie möglich unter den fehlenden Ressourcen leidet.

Und dann leiden wir, die wieder einmal den ganzen Tag alleine in der Kita managen müssen, weil mehrere Personen ausfallen. Wir, die schlaflose Nächte haben, weil das Kind in der Nacht nicht durchschläft. Wir, die Arbeiten gehen, um dann mit diesem Geld externe Kinderbetreuung zu bezahlen. Wir, deren Lohn nur knapp zum Leben reicht.

Betreuung von Kindern ist Bildung für die Zukunft

Das kann nicht gut sein für unsere Zukunft, deswegen, lieber Regierungsrat: Ab Tag eins sollte jedes Kind für Sie von Bedeutung sein. Kinderbetreuung und Bildung dürfen nicht einer wirtschaftlichen Logik unterworfen werden. Wir setzten uns für eine massive Erhöhung der Finanzierung von Bildung und Betreuung ein.

demonstration
Demonstration in Zürich vor der eidgenössischen Abstimmung an einem Sonntag. - sda

Die Betreuung von Kleinkindern muss endlich auch als Bildung anerkannt und respektiert werden. Eine selbstverständliche Forderung für alle, die wissen, was in den ersten fünf Jahren eines Kindes passiert. Diese Betreuung muss genau so selbstverständlich vom Staat bezahlt werden, wie der Kindergarten.

Kinderbetreuer*innen müssen mehr verdienen und brauchen massiv bessere Arbeitsbedingungen. Sie leisten enorm wichtige Arbeit für die Zukunft. Sie tragen zur Bildung unserer Zukunft bei. Sie verdienen endlich Lohn, Zeit und Respekt!

Um mich dafür einzusetzen, kandidiere ich für die Junge Alternative JA! (Liste 3) für den Grossen Rat.

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