Schweineknochen in Kinder-Schlecksäckli - und keiner merkt’s!

Mirjam Walser
Mirjam Walser

Zürich,

Gewusst? Die meisten Eltern haben ihren Kindern bereits Schlachtabfälle serviert. Meist, ohne es zu wissen. Denn: Sie kommen bunt verpackt und süss daher.

Mirjam Walser Vegan
Viele wissen nicht, was tatsächlich in diesen bunten, süssen Schlecksachen steckt. Nau.ch-Kolumnistin Mirjam Walser schaut genauer hin. - Canva / Meryl Vogel - Portraitmacher

Das Wichtigste in Kürze

  • Schleckzeug gehört für die meisten Kinder ganz selbstverständlich zum Alltag.
  • Viele Eltern geben Gummibärli, ohne zu ahnen, was sich darin verbirgt.
  • Wüssten sie, was wirklich drin ist, würden sie es ihren Kindern wohl nicht mehr geben.

Wer kennt Eltern, die ihren Kindern Schlachtabfälle zu essen geben? Bitte was? Ja, richtig gelesen. Die Rede ist von Schlachtabfällen wie Rinderknochen, Knorpel von Schweinen und Ähnliches.

Igitt! So etwas kriegt höchstens der Bello. Aber nur, wenn es am Ende des Monats nur noch für das günstigste Hundefutter reicht.

Unvorstellbar! Wirklich? Die Realität sieht nämlich anders aus.

Süss, bunt – und unappetitlich

An fast jedem Kindergeburtstag essen Kinder Dinge, die wir nicht einmal unseren Haustieren geben würden. Nur merken das die wenigsten. Denn sie sind gut getarnt: bunt, fruchtig, mit Apfel- oder Erdbeergeschmack. Und natürlich: mit ganz viel Zucker!

Die Rede ist von den Gummibärchen, den sauren Ringli und den Marshmallows.

Schleckzeug
Saure Würmchen, Marshmallows und Gummibärchen: Bunt und süss – aber mit ekliger Zutat. - Depositphotos

Was hat dieses heiss geliebte Schleckzeug bitte mit Schlachtabfällen zu tun? Ein Blick auf die Zutatenliste verrät es. Zwischen Aroma, Glukosesirup und mindestens drei weiteren Zuckerarten taucht sie zuverlässig auf. Und zwar versteckt hinter einem neutral klingenden Namen: Gelatine.

Gelatine sorgt für die typische gummiartige Konsistenz.

Der Begriff klingt harmlos. Ist aber alles andere als appetitlich. Denn Gelatine wird aus Häuten, Knochen, Sehnen und Knorpeln gewonnen – hauptsächlich von Schweinen und Rindern. Kurz: aus dem, was beim Schlachten übrig bleibt und sonst keiner essen will.

Ziemlich unappetitlich, oder?

Isst du Gummibärchen und anderes Schleckzeug?

Und irgendwie ist es auch absurd. Denn: Eltern geben diese Süssigkeiten ja in bester Absicht. Als Belohnung, aus Freude oder als kleines Kinderglück im Schlecksäckli.

Was tatsächlich in diesen Gummitierchen steckt, wird – meist aus Unwissen – schlicht übersehen.

Gut versteckt und verdrängt

Wie kann es sein, dass viele nicht wissen, was tatsächlich in Gummibärchen & Co. steckt? Schlachtabfälle würden wir unseren Kindern niemals freiwillig geben.

Würde eine Kinderkrippe Bolognese mit ausgekochten Tierresten servieren, wäre der Aufschrei garantiert.

Panna Cotta
Auch in Desserts kann Gelatine zum Einsatz kommen, denn die Zutat ist ein sehr gutes Bindemittel. - Depositphotos

Doch die Lebensmittelindustrie weiss genau, wie man solche Zutaten geschickt tarnt. Gelatine klingt erstmal technisch, neutral, vertraut.

Etwas, das man auch in jeder Backabteilung des Supermarkts findet, hübsch verpackt, mit einem Törtchen vorne drauf. Da denken wir an Genuss und Freude.

Stünde auf der Zutatenliste, was wirklich in Gelatine drin ist – oder wäre ein Bild der Schlachtabfälle abgebildet – würden viele wohl mit Schrecken das Produkt zurück ins Regal legen.

Bewährte Strategie

Dieses Prinzip des Versteckens und Beschönigens funktioniert bestens. Auch beim Zucker.

Würden wir in Würfeln vor uns sehen, wie viel Zucker in einer herkömmlichen Packung Gummibärli steckt (nämlich 40), dann wir würden sie vermutlich nicht mehr ganz so sorglos an Kinder verteilen.

Gummibärchen, nicht vegan
Süsser geht nicht. Gummibärchen sind wahre Zuckerbomben. - Depositphotos

Das gilt auch bei vielen anderen Produkten: Je weniger die Konsumenten wissen, desto besser fürs Geschäft.

Zum Beispiel beim heiss geliebten Poulet-Nugget: Wäre da ein Huhn aus der Massentierhaltung abgebildet (halb gerupft, mit schiefem Flügeli), würden sich viele wohl lieber für eine tierfreie Alternative entscheiden.

Die Verantwortung liegt bei uns

Umso wichtiger ist es, dass wir als Konsumenten genau hinschauen – und uns nicht von Werbeversprechen oder bunten Bildern täuschen lassen.

Die fröhlichen Figürchen auf der Gummibärli-Packung sind nichts anderes als Marketing-Make-up für unappetitliche Wahrheiten. Damit wir übersehen, was tatsächlich in diesen kleinen süssen Dingern steckt: Unmengen an Zucker und der eklige Rest der Tierindustrie.

Wer nicht auf bunte Gummitierchen verzichten will, findet heute vegane Varianten. Hergestellt mit pflanzlicher Gelatine wie Agar-Agar oder Pektin. Der Zucker bleibt zwar, aber immerhin sind keine Tierknochen drin.

Trockenfrüchte Nüsse Vegan
Trockenfrüchte und Nüsschen statt Gummibärli? Ungewöhnlich – aber eine richtig gute Alternative. - Depositphotos

Oder man tut den Kindern wirklich etwas Gutes und gewöhnt sie von klein auf an gesündere Snacks wie Datteln und Nüsse.

Zugegeben: Nicht jedes Kind jubelt sofort. Es braucht Zeit. Und ist nicht immer einfach.

Das nächste Schlecksäckli am Kindergeburtstag ist dann vielleicht nicht mehr mit sauren Würmli und Gummifröschli gefüllt, sondern mit getrockneten Aprikosen, Mandeln, Haselnüssen und Datteln.

Und ja, vielleicht schleichen sich auch noch ein paar wenige vegane Gummibärchen dazu.

Denn ein Schlecksäckli ganz ohne Zucker? Dieses Drama wollen sich die meisten Eltern dann doch nicht antun.

Zur Person: Mirjam Walser (38) schreibt auf Nau.ch regelmässig zum Thema Veganismus und Tierrechte. Als Coach und Gründerin der Vegan Business School ist sie Expertin für veganes Unternehmertum und vegane Innovationen.

Kommentare

User #5694 (nicht angemeldet)

Die Fleischfressenden kochen wieder mal vor Wut ;-) Und setzen sich selber mit ihren gaga-Argumenten schachmatt. Sehr unterhaltsam🤣🤣🤣🤣🤣 Leider auf Kosten der Tiere.

User #2529 (nicht angemeldet)

Keiner merkts, weil wir ja alle sooo dumm und ungebildet sind, dass wir nicht wissen, woraus Gelatine gemacht wird?

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