Energie- und Klimaziele erreichen und gleichzeitig sicher durch den Winter kommen, bedeutet: Wind nutzen! Ein Gastbeitrag von Mitte-Nationalrätin Priska Wismer.
Priska Wismer-Felder
Bäuerin/Nationalrätin Die Mitte Luzern, 52, Rickenbach, verheiratet, 5 erwachsene Töchter - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Windenergie produziert 2/3 des Stroms im Winter, wenn wir ihn am meisten brauchen.
  • Windenergie ist eine der umweltfreundlichsten Art der Stromerzeugung.
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Mit der Annahme der Energiestrategie 2050 haben sich die Schweizerinnen und Schweizer 2017 deutlich für eine erneuerbare Energiezukunft ausgesprochen. Dieser Entscheid ist richtig, denn nur so schaffen wir den Ausstieg aus den fossilen Energien. Dieser Entscheid und die drohende Energiemangellage bedeuten gleichzeitig auch, dass es nicht genügt, lediglich von erneuerbaren Energien zu sprechen, nein, jetzt muss endlich auch gehandelt werden!

Versorgungssicherheit: Die Windenergie trumpft insbesondere im Winter

Damit wir unsere Energie- und Klimaziele erreichen können, brauchen wir alle erneuerbaren Energien. Denn nur im intelligenten Zusammenspiel der unterschiedlichen Technologien kann ein erneuerbares Energiesystem funktionieren. Mit der Windenergie haben wir eine Technologie, die im Winter so richtig auftrumpft, denn sie produziert zwei Drittel ihres Stroms in der kalten Jahreszeit, genau dann, wenn wir ihn am meisten brauchen.

windenergie
Windenergie ist die grosstechnische Nutzung des Windes als erneuerbare Energiequelle. - Henning Kaiser/dpa

Eine ideale Ergänzung also zur Fotovoltaik und der Laufwasserkraft, die dann weniger leisten. Die Windenergie ist deshalb für die Versorgungssicherheit unverzichtbar und es wäre fahrlässig, darauf zu verzichten, zumal sie in der Ökobilanz fast unschlagbar ist. Dies ist in der Studie des ZHAW im Auftrag des Bundesamtes für Energie «Ökobilanzierung von Schweizer Windenergie» aus dem Jahr 2015 nachzulesen.

Der Wind ist da, wir müssen ihn nur nutzen!

Eine neue Studie vom Bund (BFE August 2022) zur Bestimmung des Windenergiepotenzials in der Schweiz zeigt, dass die Schweiz pro Jahr 29,5 Terawattstunden (TWh) Strom aus Windenergie produziert könnte, 19 TWh davon allein im Winterhalbjahr.

Diese Studie zeigt eindrücklich auf, dass wir in der Schweiz über ein beachtliches Windaufkommen verfügen. Natürlich müssen wir nicht alles nutzen, aber wenn wir bloss 30 Prozent umsetzen könnten, hätten wir eine Produktion von 9 TWh pro Jahr, davon 6 TWh im Winter. Das ist genau die Winterlücke, die es gemäss der ElCom zu schliessen gilt.

Jetzt erst recht!

Die aktuelle Energiekrise hat uns klar aufgezeigt, dass wir unsere Hausaufgaben noch nicht gemacht haben. Um auf die starke Abhängigkeit vom Ausland zu reagieren, mussten wir per Notverordnung im Eiltempo ein Reserve-Gaskraftwerk bauen lassen. Dafür wurden vorübergehend sogar die Luftreinhalte-Verordnung (LRV) und die Lärmschutz-Verordnung (LSV) ausser Kraft gesetzt. Gleichzeitig sind über ein Dutzend baureife Windenergieprojekte seit Jahren durch Rekurse blockiert.

Gaskraftwerk
Gaskraftwerke sollen die Lösung für Versorgungsengpässe sein. (Archivbild) - Keystone

Das sind Projekte, welche die ganzen Planungsgrundlagen sowie die Umweltverträglichkeitsberichte erbracht haben, die über einen positiven basisdemokratischen Entscheid verfügen und vom Bundesgericht bereits einmal grünes Licht erhalten haben. Diesen baureifen Projekten will der Nationalrat in der Frühjahrssession endlich zur schnelleren definitiven Baubewilligung verhelfen.

15 – 20 Jahre Planung sind zu lange

Leider brauchen alle Wind-Projekte wegen der aufwändigen Planung, vor allem aber wegen einer ausschweifenden Einsprachepraxis 15 bis 20 Jahre, bis sie umgesetzt werden können. Diese Rechnung geht nicht auf. Es braucht dringend eine Vereinfachung und eine Beschleunigung der Verfahrenspraxis. Einen Vorschlag dafür hat Bundesrat Albert Rösti für den Sommer versprochen.

Braucht die Schweiz mehr Windenergie?

Das ist wichtig, denn die nächsten Strommangellagen im Winter stehen vor der Tür und sie werden sich in Zukunft mit dem Atomausstieg, der Elektrifizierung des Verkehrs, der Dekarbonisierung der Heizsysteme sowie der fortschreitenden Digitalisierung nochmals zusätzlich verschärfen. Es ist deshalb heute wichtiger denn je, möglichst rasch die Weichen für eine lokale und nachhaltige Winterstromproduktion zu stellen und die Hürden für den Ausbau der Erneuerbaren zu reduzieren. Wir haben es jetzt in der Hand!

Zur Autorin: Priska Wismer-Felder ist seit 2019 Mitglied des Nationalrats für Die Mitte und Vorstandsmitglied der AEE Suisse (Dachverband der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz).

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