Den Kindern sollen in der Schule mehr Freiheiten gewährt werden, wodurch auch dem Lehrermangel entgegengewirkt werden kann. Ein Gastbeitrag von Clarita Kunz.
Clarita Kunz
Clarita Kunz ist Gründerin und Leiterin des Montessori Kindergarten in Feldmeilen (ZH). - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Den Schülerinnen und Schülern sollen mehr Freiheiten gewährt werden.
  • Dadurch erreichen mehr die Mindestlernziele und die Lehrpersonen werden entlastet.
  • Ein Gastbeitrag der schulischen Heilpädagogin Clarita Kunz.
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Schülerinnen und Schüler lernen fast ausschliesslich, weil sie lernen müssen und dürfen das Lerntempo höchstens beim Abarbeiten der Wochenpläne bestimmen.

Dabei entsteht eine ungeheure Chancenungerechtigkeit: Bis zu einem Drittel der Lernenden schafft es ohne Zusatzhilfen von Eltern, Heilpädagog:innen, Nachhilfelehrpersonen und Aufgabenhilfen nicht, die Hausaufgaben zu lösen.

Ein anderes Drittel löst die Aufgaben bereits in der Schule. Dass alle Gleichaltrigen einer Klasse in den kulturtechnisch bedeutenden Selektionsfächern Deutsch und Mathematik im Frontalunterricht immer wieder von Neuem vom gleichen Thema und vom gleichen Lernort aus lernen müssen, ist grober Unfug!

Das sagten schon Carleton Washburne und Maria Montessori. Das sagte auch Remo Largo. Das sagen Gerald Hüther und Richard David Precht.

Motivation und Lernfreude soll erhalten bleiben

Deshalb die Forderung: Damit nicht nur 75 Prozent der Kinder und Jugendlichen, sondern alle die Mindestlernziele in den kulturtechnisch bedeutenden Fächern Deutsch und Mathematik erreichen und damit weniger Kinder andauernd unterfordert sind, ist ihnen in diesen Fächern die Freiheit zu gewähren, zeitlich unbegrenzt – also auch das Schuljahr übergreifend – im eigenen Tempo zu arbeiten.

Mit der Individualisierung des Lerntempos in den Selektionsfächern bleiben Motivation und Lernfreude erhalten. Die Lernenden leisten mehr, denn Kinder, die selbstbestimmt arbeiten dürfen, erlegen sich mehr Druck auf als jeglicher äussere Druck es vermag.

Die genannte Forderung entspricht auch der Hauptforderung des Sachbuchs «Schule als Leistungsbremse»: Klassen mit Gleichaltrigen sollen in den genannten Fächern nicht mehr zur gleichen Zeit zum gleichen Thema Prüfungen schreiben müssen!

Sind Sie mit dem aktuellen Schulsystem zufrieden?

Selbstbestimmtes Lernen würde das gesamte Schulumfeld, also auch Lehrerinnen und Lehrer, Therapeutinnen und Therapeuten entlasten, weil auch ihre Bemühungen erfolgreicher wären.

Es gäbe weniger Lern- und Verhaltensprobleme. Damit würde der Lehrberuf um einiges attraktiver!

Zur Autorin: Clarita Kunz ist schulische Heilpädagogin an der Mittelstufe, Autorin, Inhaberin eines Montessori Kindergartens und Mitinitiantin des Manifests «Für eine gelingende Inklusion und mehr Chancengerechtigkeit».

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