Ein Schüler schreibt regelmässig unter der Rubrik Stimmen der Schweiz. Er musste für die Gymi-Prüfung viel investieren – und hat bestanden.
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Aneinandergereihte Schulrucksäcke in Zürich. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Schüler schreiben regelmässig auf Nau.ch.
  • Heute geht es um das Gymnasium

Den 8. März 2021 werde ich wohl nie vergessen. An jenem Montag fand nämlich die Aufnahmeprüfung für die Langgymnasien im Kanton Zürich statt, wo Sechstklässler und Sechstklässlerinnen versuchen, im Gymi aufgenommen zu werden. Dieses Datum wird manch einem jungen Zürcher bekannt sein.

Für die Gymi-Prüfung mussten wir teilweise in den Ferien und der Freizeit lernen. Die zwei Wochen Sportferien gingen deshalb für mich drauf.

Das ärgerte mich natürlich, doch im Nachhinein war es sehr wichtig. Denn die Gymi-Prüfung baut vor allem in Mathematik auf Stoff auf, den wir in der Schule noch gar nicht hatten.

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Viele Schüler benötigten für die Gymi-Prüfung Nachhilfe-Unterrricht. - Keystone (Archivbild)

Mathematik und Deutsch mussten wir also in der Gymivorbereitung oder auch Zuhause lernen. Auf der Internetseite der zentralen Aufnahmeprüfung finden sich die Prüfungen der letzten Jahre, welche wir fast alle mehrfach zur Vorbereitung lösten – im Unterricht oder in der Freizeit.

Ausserdem hat man an der Prüfung wenig Zeit. Das bedeutet, dass man umso mehr lernen muss, um in vergleichsmässig weniger Zeit eine gute Prüfung zu schreiben.

Ausserdem musste man sich noch eine Schule aussuchen, an dieser man die Prüfung schreiben und bei einem positiven Resultat auch bleiben will. Allerdings kann man später – falls zu viele Kinder bestanden haben – auch noch umgeteilt werden.

«Ich hatte Angst und war extrem nervös»

An der Prüfung (am Montagmorgen am 8. März, um acht Uhr) stand ich dann vor dem Gebäude – und mein Vater sagte: «Los, du kannst gehen. Viel Glück!» Ich hatte Angst und war extrem nervös, erst recht, als ich ins Schulhaus hinein ging.

Alle Kinder stürmten ins Gebäude, zuerst einmal musste ich mich zurecht finden, wo mein Zimmer ist, in welchem ich die Prüfung schreiben würde.

Alle mussten, auch während der Prüfung, wegen Corona natürlich die Masken tragen.

Später sass ich mit all den fremden Menschen in einem Raum, der Lehrer erklärte kurz die Prüfung, und schon ging es los.

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Schüler während einer Prüfung. - dpa (Symbolbild)

Zuerst Deutsch, ein Leseverstehen, dann Mathe und danach wieder Deutsch, diesmal aber der Aufsatz. Die Zeiten für die Prüfungen lauten wie folgt: Für das Leseverstehen hat man 45 Minuten Zeit, für Mathe und den Aufsatz je eine Stunde.

Zwischendurch hatten wir immer eine halbe Stunde Pause, und zwischen hunderten von Kindern fand ich auch meine Freunde. Draussen vor dem Schulhaus redeten wir dann über die Prüfungen. Wie es lief und was wir darüber denken. Die grosse Frage war natürlich, ob wir bestanden haben.

Nach der Prüfung war dann der ganze Druck weg. Und der war gross!

Das Prüfungsergebnis kam mit der Post

Die Prüfungen waren fertig und es ging nur noch um das Warten. In rund zwei Wochen sollte das Resultat da sein. Und letzten Freitag gegen 9 Uhr kam dann das Ergebnis mit der Post.

Ich und die anderen sechs Klassen-Kameradinnen und -Kameraden, die es probiert hatten, sassen am Vormittag in der Schule. Wir warteten gespannt auf den Gong im Schulhaus, der das Ende des Schulmorgens bekannt gab.

Ich fuhr mit dem Velo sofort nach Hause. Alle Schüler, die an die Gymi-Prüfung gegangen sind, machten ab, sich gegenseitig eine Nachricht zu schreiben, wer es geschafft hat und wer nicht.

Um zu bestehen, braucht ein Schüler oder eine Schülerin einen Schnitt von einer 4,5. Nächstes Jahr benötigt man sogar eine 4,75. Die Vornoten zählen dabei immer die Hälfte.

Natürlich freute ich mich riesig, als ich erfuhr, dass ich bestanden habe.

Danach telefonierte ich mit meinen Freunden oder schrieb ihnen Nachrichten. Fast alle meine Verwandten und Freunde schrieben mir Nachrichten, ich hatte lange, um jede einzelne Nachricht zu beantworten.

Trotzdem war ich traurig, als ich hörte, dass einige meiner Freunde nicht bestanden haben, obwohl wir manchmal zusammen gelernt hatten. Wir können also in Zukunft nicht mehr zusammen zur Schule gehen.

Über die Hälfte meiner Klassen-Kameradinnen und -Kameraden, die es versucht hatten, bestand die Prüfung.

Trotzdem ist es auch bei einem guten Ergebnis doof, wenn man sieht, wie andere aus der Klasse nicht bestanden haben. Und ich frage mich, ob ich nach den Sommerferien neue Freunde an der neuen Schule finden werde.

So oder so: Die nächste Herausforderung wartet bereits auf mich. Ich muss mich in der Probezeit ein halbes Jahr lang beweisen.

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