Darf ich als Curvy-Model Schönheits-OPs machen?
«Ich gebe es zu, dass ich schon oft über Schönheits-Operationen nachgedacht habe», schreibt unsere Kolumnistin und Plus-Size-Model Stella.

Das Wichtigste in Kürze
- Stella Kizildag (29) ist ein Curvy-Model. Sie schreibt Kolumnen über Body-Positivity.
- Heute schreibt Stella über Selbstliebe und Veränderungen.
- Echte Body Positivity bedeute für sie: Mein Körper, meine Entscheidung!
Mein Bauch ist zu rund, mein Busen zu klein und meine Lippen zu schmal. Das höre ich seit Jahren von Modelagenturen. Und immer mit dem Zusatz: «So wirst du nie die ganz grossen Jobs bekommen.»
Es gibt immer jemanden, der schöner und perfekter ist. Irgendwann fängt man an, diese Stimmen zu verinnerlichen.

Und ja, ich gebe es zu: Ich habe schon oft über Schönheits-Operationen nachgedacht. Und zwar so oft, dass ich letztendlich im Wartezimmer einer Klinik sass.
Body-Positivity-Bewegung und der versteckte Druck
Dabei ist mir aufgefallen, dass ich aufgrund von Body-Positivity oft den Druck verspürt habe, zufrieden mit meinem Körper zu sein. Als wäre Selbstliebe ein Dauerzustand.
Die Wahrheit ist aber, dass ich Unsicherheiten mit mir herumschleppe – und das oft.
00:00 / 00:00
Kurven, die beim Chirurgen entstehen
Damit bin ich nicht die Einzige: In der Fashion-Branche gibt es Curvy-Models, die offen erzählen, dass sie sich mehrmals operieren liessen. Dies, weil sie sonst den unrealistischen Vorstellungen der Kunden nicht entsprechen.
Manche kassieren dafür Applaus für ihre Offenheit und Ehrlichkeit – andere einen gnadenlosen Shitstorm.
Genau hier liegt der Punkt: Body Positivity bedeutet nicht, jede Veränderung zu verurteilen.
Es bedeutet vielmehr, das Thema Schönheitsideale nicht zu seinem Lebensmittelpunkt zu machen.

Selbstoptimierung hat viele Gesichter
Im Fitnessstudio dauert es oft Monate, bis man die ersten sichtbaren Veränderungen sieht.
Eine neue Frisur hingegen kann in wenigen Stunden das Spiegelbild komplett verändern.
Und eine Operation? Die zeigt ihr Ergebnis manchmal schon nach einem Tag. Darum denke ich, dass es immer ein Eingriff in das eigene Erscheinungsbild ist. Nur der Weg dorthin ist unterschiedlich.
Es gibt nur eine Regel
Wenn ich mich also dazu entscheide, meinen Körper zu verändern (sei es durch Fitness, eine neue Frisur oder eine Operation), dann ist das mein Recht.
Das kann Empowerment sein, wenn es aus mir selbst kommt.
Gefährlich wird es nur, wenn der Auslöser nicht mein eigener Wunsch ist. Sondern der Druck von aussen. Der Blick der Kamera, die Meinung einer Agentur – oder der stumme Vergleich mit anderen.
Body Positivity bedeutet also nicht, jede Veränderung abzulehnen. Es bedeutet, die Kontrolle über diese Entscheidung in der eigenen Hand zu behalten.

Dein Körper ist nicht deine ganze Geschichte
Am Ende ist es völlig okay, deinen Körper nicht jeden Tag zu feiern. Er muss nicht immer Applaus bekommen, um wertvoll zu sein.
Akzeptiere ihn als das, was er ist. Als ein Teil von dir, aber nicht deine ganze Identität.
Dein Wert hängt nicht an einem Massband, nicht an einer Waage – und nicht an der Meinung anderer ab. Er gehört nur dir.
Und egal, ob du dich entscheidest, etwas zu verändern oder nicht – es bleibt dein Körper, deine Regeln.
Zur Person: Stella Kizildag (29) ist ein Curvy-Model, Selflove-Vorbild und der Beweis, dass wahre Stärke Kurven hat. Sie macht Schluss mit Schönheitsnormen und Platz für echte Geschichten, echte Körper und Power. Instagram: @stellakizildag.