Plus-Size-Model: «In der Umkleide-Garderobe vergoss ich Tränen!»
Der Countdown zur Badesaison läuft. Und mit ihm – wie jedes Jahr – der Druck. Plus-Size-Model Stella hat in der neuesten Kolumne einen Tipp parat.

Das Wichtigste in Kürze
- Stella offenbart, wie sie sich dem Modefrust und Sommerbody-Druck stellt.
- Shoppen war für unsere Body-Positivity-Kolumnistin lange eine enorme Last
- Stella sagt: «Selbstakzeptanz statt Verzicht: Wer sich wohlfühlt, strahlt!»
Festivals kamen für mich nicht infrage. Die habe ich abgesagt. Poolpartys? Nein, danke. Da habe ich Ausreden erfunden.
Und wenn ich doch dabei war, dann eingepackt in Kleidungsstücke, die sich anfühlten wie steife Tischtücher: Altmodisch, formlos und schamvoll.
Nicht, weil ich es so wollte. Sondern, weil es in meiner Grösse kaum etwas anderes gab.
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Alle um mich herum waren so frei gestylt, so selbstbewusst, so «Instagram-ready». Ich dagegen hatte das Gefühl, mich für meinen Körper und meinen Kleiderschrank gleichzeitig entschuldigen zu müssen.

Mode, die mir sagt: Du darfst das nicht tragen
Viele Läden führen inzwischen grössere Grössen. Manche sogar eigene Curvy-Abteilungen. Das mag ein Anfang sein. Aber reicht das?
Es gibt eine Erinnerung, die hat sich bei mir fest eingebrannt. Ich wollte endlich mal das, was alle tragen und voll im Trend ist.
Voller Elan griff ich mir ein auffälliges Outfit, «XL» stand drauf. Ich zog es an. Aber: Es klemmte am Oberarm. Und sass wie ein Zelt an meiner Hüfte – und schnürte mir gleichzeitig die Luft ab.
Der Reissverschluss blieb irgendwo in der Hoffnung stecken. Ich starrte mich im Spiegel an. Und dann liefen mir Tränen übers Gesicht.
Diese Situation blieb kein Einzelfall. Ich habe mich ausgeschlossen gefühlt von einer Modewelt, die scheinbar nur für bestimmte Körperformen gemacht ist. Und Kleidung in die Schaufenster stellt, die ich nicht tragen darf.

Curvy & Conscious? In der Schweiz kaum machbar
Und so bestelle ich – wie viele andere – frustriert online im Internet. In Ländern wie England oder Skandinavien finde ich tolle Teile, die trendy UND inklusiv sind. Aber wie nachhaltig ist das wirklich?
Wie lange wollen wir noch akzeptieren, dass stylische Kleidung in grossen Grössen hierzulande entweder Mangelware oder reine Zufallsfunde ist?
Die Modeindustrie muss sich endlich bewegen. Daher ist es schon seit Jahren mein grösster Traum, ein eigenes Modelabel zu haben, welches nicht die verschiedenen Körper zum Problem macht.

Ist die Weiblichkeit eine Problemzone?
Was mich besonders stört ist, dass man in der Modewelt schon ab Grösse 42 von einer «grossen Grösse» spricht.
Dabei ist das die Realität so vieler Frauen. Ob gross, sportlich oder mit muskulösen Beinen.
Seit wann ist gesund, stark und weiblich eine Problemzone? Wann endlich verstehen Designer, dass Kleider für Körper gemacht werden müssen. Und nicht umgekehrt?
Es braucht Passform, Komfort und Vielfalt. Nur dann fühlt man sich wohl. Und genau das strahlt man auch aus.
Nicht, weil ein Outfit trendy ist. Sondern, weil es sitzt!

Den perfekten Sommerbody trage ich bereits
Heute ziehe ich an, was ich liebe. Und nicht das, was kaschiert.
Und das sogar, wenn meine Oberschenkel ihre Cellulite offenbaren – wie skandalös! Denn mein Körper ist nicht da, um anderen zu gefallen.
Er ist da, um zu leben, zu fühlen und zu geniessen.

Und noch ein Tipp, falls du noch auf den «perfekten Sommerbody» wartest: Du hast einen Körper und es ist Sommer. Du hast ihn also bereits gefunden!

Zur Person: Stella Kizildag (29) ist ein Curvy Model, Selflove-Vorbild und der Beweis, dass wahre Stärke Kurven hat. Sie macht Schluss mit Schönheitsnormen und Platz für echte Geschichten, echte Körper und Power. Instagram: @stellakizildag.