In der Schweiz und auch weltweit sind viele Vogelarten vom Aussterben bedroht. Hierzulande sind es sogar 40 Prozent der Vögel.
In der Schweiz als Brutvogel ausgestorben: Der Raubwürger.
In der Schweiz als Brutvogel ausgestorben: Der Raubwürger. - sda - Michael Gerber/Birdlife
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Das Wichtigste in Kürze

  • Zwei Fünftel der Schweizer Vögel sind vom Aussterben bedroht.
  • Auch weltweit steht jede achte Vogelart auf der Roten Liste.
  • Die Landwirtschaft stellt in der Schweiz die grösste Bedrohung für die Tiere dar.

Die Zahl der Vögel nimmt weltweit schnell ab. Fast die Hälfte der Vogelarten haben abnehmende Bestände. Jede achte Vogelart steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

In der Schweiz sind zwei Fünftel der Vogelarten vom Aussterben bedroht. Insgesamt sind 1409 Vogelarten auf dem Planeten gefährdet oder vom Aussterben bedroht.

Nur 6 Prozent der Arten weisen ein Bestandswachstum auf. Das geht aus dem Bestandsbericht «State of the World's Birds 2022» hervor, wie die Vogelschutzorganisation Birdlife Schweiz am Donnerstag mitteilt.

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Viele Vogelarten sind in der Schweiz und weltweit vom Aussterben bedroht. - Ruth Reheuser/LBV/dpa-tmn

Der Bericht wird alle fünf Jahre veröffentlicht. 2022 ist die Lage gemäss den Autoren so besorgniserregend wie nie zuvor. Bei fast der Hälfte der 11'000 Vogelarten registrierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Rückgang. Dabei waren die Bestände schon vorher stark dezimiert.

13 Prozent aller Vogelarten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten oder sogar vom Aussterben bedrohten Arten. Weitere 9 Prozent stehen auf der Vorwarnliste und gelten damit als potenziell gefährdet. 187 Arten sind bereits ausgestorben.

Über die Hälfte der Schweizer Brutvogel-Arten in kritischer Lage

In der Schweiz ist die Lage gemäss Birdlife noch dramatischer: Hierzulande stehen 40 Prozent der einheimischen 205 Brutvogel-Arten auf der Roten Liste. Auf der Vorwarnliste finden sich mit 20 Prozent mehr als doppelt so viele Vögel wie international. Damit ist weit über die Hälfte der Schweizer Brutvogelarten in einer kritischen Lage. 17 einheimische Arten gelangten seit 2010 in eine bessere Kategorie, 25 stiegen ab.

Besonders stark gefährdet sind Arten, deren Lebensräume auf Agrarland und in Feuchtgebieten sind. Auf Landwirtschaftsland nahm der Vogelbestand in Europa seit 1980 um 57 Prozent ab. Waldvögeln ging es etwas besser, ihre Bestände schwanden seither um 3 Prozent. Bei den Bergvögeln belief sich der Rückgang allein in den letzten zwölf Jahren auf 10 Prozent.

Landwirtschaft ist grösste Bedrohung für Vögel

Die grösste Bedrohung der Vögel geht von der Landwirtschaft aus. Ihre Ausdehnung, Intensivierung, Agrochemie, Mechanisierung und die Umwandlung von Grün- in Ackerflächen sind für 73 Prozent aller bedrohten Vogelarten verantwortlich.

14 – zumindest frühere – Brutvogelarten der Schweiz finden sich auf der globalen Roten Liste: Eiderente, Tafelente, Kiebitz, Grosser Brachvogel (in der Schweiz ausgestorben), Bartgeier, Eisvogel, Turteltaube, Raubwürger (ausgestorben). Hinzu kommen drei auch in der Schweiz brütende Arten auf der globalen Vorwarnliste: Steinhuhn, Moorente und Rotmilan.

Birdlife schreibt, ein direkter Vergleich der Schweizer und der globalen Zahlen berge zwar gewisse methodische Schwierigkeiten. Es sei in der Schweiz um die Biodiversität ganz besonders schlecht bestellt. Und dieser Befund würde indessen zahlreiche weitere Studien und ergänzende Vergleiche klar erhärten.

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