Bald gehören Telefonkabinen in der Schweiz der Vergangenheit an. Bereits 2007 mussten die Berner sich von einem ganz besonderen, öffentlichen Telefon verabschieden. Dem Loebegge-Telefon.
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Hier trifft sich tout Berne: Der Berner Loebegge anno 2005. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Ecke des Berner Warenhaus Loeb, der Loebegge, ist Berns beliebtester Treffpunkt.
  • Damit die Leute in Zeiten vor dem Handy nicht vergeblich warteten, wurde dort ein Telefon ohne Wahltasten installiert.
  • Auf das Loebegge-Telefon konnte anrufen, wer sich verspätete. Die Meldung wurde dann lautstark in die Menge gerufen.
  • 2007 verschwand das Telefon. Es war überflüssig geworden.

Nach und nach wird den letzten Schweizer Telefonkabinen der Stecker gezogen (Nau berichtete).

Ein ganz besonderes öffentliches Telefon hat bereits das Zeitliche gesegnet: Das Telefon beim Berner Warenhaus Loeb.

Das Loebegge-Telefon

1899 eröffneten die Gebrüder Loeb an der Ecke Spital- und Schauplatzgasse, direkt beim Berner Bahnhof, einen Warentempel sondergleichen. Die Ecklage gefiel den Bernern: Fortan traf man sich am Loebegge, «dem löblichen Rendezvousplatz», wie das Berner «Intelligenzblatt» bereits vor 100 Jahren schrieb.

Da warteten sie dann über die Jahrzehnte: Frauen und Männer, Junge und Alte. Für die einen gab es ein Wiedersehen – andere warteten vergebens.

Loeb-Chef hat Mitleid

Aus seinem Büro beobachtete François Loeb die Wartenden. Damit sie sich nicht vergebens die Beine in den Bauch standen, beschloss der Chef, ein Telefon zu installieren.

So wurde am Loebegge ein Schnurtelefon ohne Wahltasten montiert. Jemanden anrufen konnte man nicht, denn die Leitung sollte für eingehende Anrufe frei bleiben. Verspätete sich nun jemand, oder kam gar nicht, wählte er die Nummer des Loebegge-Telefons.

Dem Handy zum Opfer gefallen

Wenn es klingelte, hob ab, wer am nächsten stand und rief den Namen der Wartenden Person laut in die Menge.

Handys haben das Telefon am Loebegge längst überflüssig gemacht. 2007 klingelte es zum letzten Mal. Doch noch immer erinnert eine goldene Plakette am Loebegge an Zeiten, in denen es plötzlich lautstark durch die Menge schall: «Heiri – Maya kommt eine Stunde zu spät. Du sollst doch schon mal einen Kaffee trinken gehen.»

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