Das Essen der Justizvollzugsanstalt Witzwil BE wird unter anderem von einem Kochweltmeister zubereitet, trotzdem beschweren sich die Insassen über die Qualität.
Witzeil
Blick auf die Justizvollzugsanstalt Witzwil. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Gefangenen der Haftanstalt Witzwil BE haben sich beim Direktor übers Essen beschwert.
  • Der Direktor hat so den runden Tisch einberufen und Veränderungen in die Wege geleitet.
  • Der Chefkoch kann den Unmut der Häftlinge jedoch nicht so wirklich nachvollziehen.
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«Schlecht und eintönig» sei das Essen in der Justizvollzugsanstalt Witzwil BE. Das behaupten 75 Häftlinge in einem Brief an Hans-Rudolf Schwarz, den Direktor der Anstalt. Und das, obwohl die Mahlzeiten unter anderem von einem Kochweltmeister zubereitet werden.

Was hat es damit also auf sich? Der Regionalsender «Tele Bärn» wollte es genauer wissen, war zu Besuch in der Küche der Vollzugsanstalt und sprach mit eben diesem Koch, der 2007 mit der Schweizer Delegation den Kochweltmeistertitel holte. Schnell wird klar, Rasmus Springbrunn kann die Beschwerde der Häftlinge – vor allem im Bezug auf den Menüplan – nicht so recht verstehen.

Hans-Rudolf Schwarz ist Direktor der Justizvollzugsanstalt Witzwil und hat klare Richtlinien, was auf dem Teller der Gefangenen landen soll (Archiv).
Hans-Rudolf Schwarz ist Direktor der Justizvollzugsanstalt Witzwil und hat klare Richtlinien, was auf dem Teller der Gefangenen landen soll (Archiv). - Keystone

«Ja, der Menüplan, das ist lustig», beginnt Springbrunn im Beitrag ohne eine Miene zu verziehen und sagt dann, dass dieser zusammengesetzt sei, aus dem internen Angebot – damit meint er den grossen Landschwirtschaftsbetrieb den die JVA betreibt und in dem die Gefangenen mitarbeiten – «und andererseits aus Umfragen unter den Gefangenen.» Die Häftlinge würden nämlich gefragt, welche Essen sie gerne haben, welche eher nicht und welche man öfter servieren könnte. «Es ist eine trickreiche Sache», so der Spitzenkoch.

Der Menüplan für KW 23: Montag gabs Schweinsbratwurst mit Zwiebelsauce, am Dienstag Rindsragout an einer Rotweinsauce und am Mittwoch Pavett mit scharfer Hackfleisch-Tomatensauce.
Der Menüplan für KW 23: Montag gabs Schweinsbratwurst mit Zwiebelsauce, am Dienstag Rindsragout an einer Rotweinsauce und am Mittwoch Pavett mit scharfer Hackfleisch-Tomatensauce. - Screenshot/Tele Bärn

«Sind hier nicht in der Spitzengastronomie»

Verschiedene Kulturen und Geschmäcker können halt auch einen absoluten Vollprofi vor Probleme stellen. Dieser Vollprofi stellt zudem auch klar: «Wir kochen hier ganz sicher nicht, wie in der Spitzengastronomie. Das Budget pro Person liegt bei etwa sieben Franken.» Hinzu kämen die Eigenleistungen, wie Fleisch vom Hof, Kartoffel, Milch, Gemüse und Früchte im Sommer. So könne das Menü ergänzt und das Budget entlastet werden.

Was in Witzwil auf den Teller kommt, das ist für Gefängnisdirektor Hans-Rudolf Merz übrigens klar definiert: Das Essen solle so sein, wie eine durchschnittliche Schweizer Familie speisen würde. «Nicht besser und nicht schlechter», so Merz im Beitrag. Das heisse halt auch, dass es nicht immer Fleisch auf dem Teller habe und zwischendurch am Abend auch Mal Birchermüesli oder Café complet aufgetischt werde.

Rasmus Springbrunn ist der Chefkoch der Justizvollzugsanstalt Witzwil, hat mit der Schweizer Delegation vor elf Jahren den Weltmeistertitel geholt und kann die Beschwerde der Häftlinge nicht verstehen.
Rasmus Springbrunn ist der Chefkoch der Justizvollzugsanstalt Witzwil, hat mit der Schweizer Delegation vor elf Jahren den Weltmeistertitel geholt und kann die Beschwerde der Häftlinge nicht verstehen. - Screenshot/Tele Bärn

Direktion hat auf Beschwerde reagiert

Dieser «schweizerische Durchschnitt» scheint einem Teil der Häftlinge aber eben unzureichend. Das Essen bezeichnen sie als «unausgewogen, geschweige denn gesund», die Pasta werde oft verkocht. Das lässt Chefkoch Springbrunn nicht einfach so auf sich sitzen und sagt in nüchternem Ton: «Alles was diese Küche verlässt, wird von uns kontrolliert, alles wird abgeschmeckt. Zudem ist dieses Essen für die Gefangenen, zum grossen Teil dasselbe, das wir im Personalrestaurant servieren.»

Geht es nach dem Vollprofi – auch wenn er es nicht direkt so sagt – läuft also in der Küche der Justizvollzugsanstalt Witzwil gar nichts falsch. Die Gefängnisleitung hatte die Beschwerde aber trotzdem ernst genommen und hatte aufgrund der Petition einen runden Tisch veranstaltet: Das Essen wurde angepasst, regelmässig sollen Früchte bereitgestellt werden und die Küche hat nun einen Feeback-Briefkasten.

Direktor Hans-Rudolf Merz stellt im Fernsehbeitrag aber auch etwas klar, für dessen Nicht-Erwähnung Kochweltmeister Springbrunn Respekt verdient: «Man muss immer im Kopf behalten, hier kocht ein Profi mit Ungelernten.»

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