Die Revolutionäre Jugend Zürich versuchte, für den Frauenstreik SVP-Glarner zu boykottieren. Das Urteil der Organisatorinnen fällt sehr unterschiedlich aus.
Frauenstreik Demo Andreas Glarner
Frauenstreik-Aktivistinnen versuchten den Zugang zu einem Referat von Andreas Glarner (SVP) zu verhindern. Es wurden auch Petarden gezündet. - zvg
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Montagabend wollten Frauen von Revolutionäre Jugend Zürich SVP-Glarner boykottieren.
  • Die Aktion wurde im Namen des Frauenstreiks vom 14. Juni durchgeführt.
  • VPOD-Präsidentin Katharina Prelicz-Huber distanziert sich von der Aktion.

Am 14. Juni ist Frauenstreik. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Diskussionen sollen angeregt und Aufmerksamkeit auf Themen wie Lohnungleichheit, unbezahlte Arbeit oder Gewalt gelenkt werden.

Verschiedenste Organisationen und Einzelpersonen mobilisieren für den grossen Frauenstreik. Tausende Frauen und Männer werden auf der Strasse erwartet. Die mediale Berichterstattung über Gleichstellungsthemen geht durch die Decke. Frauenstreik – ein Schlagwort, dass sofort aller Augen auf sich zieht.

«Marke Frauenstreik wurde missbraucht»

«Dass versuch wird, die Marke «Frauenstreik» zu missbraucht, können wir leider nicht verhindern.» Das passiere häufig, wenn eine Bewegung einen gewissen Bekanntheitsgrad erreiche, sagt Katharina Prelicz-Huber. Die Präsidentin des VPOD kommt nicht umsonst auf das Thema zu sprechen.

Frauenstreik revolutionäre jugend zürich
Kampf dem Glarner –im Namen des Frauenstreiks. - Facebook / RJZ

Am vergangenen Montag wollt SVP-Nationalrat Andreas Glarner eine Rede halten. Diese Plattform sollte der im rechten SVP-Flügel anzutreffende Glarner nicht bekommen. Das zumindest dachten um die 40 Frauen des Kollektivs Revolutionäre Jugend Zürich.

Sie stellten sich vermummt, mit Rauchpetarden und Transparent zwischen Glarner und sein ankommendes Publikum. Die Revolutionäre Jugend Zürich führte die Aktion im Zeichen des Frauenstreiks durch.

«Wir distanzieren uns»

«Der Frauenstreik hat damit nichts zu tun, wir distanzieren uns von der Aktion», sagt Prelicz-Huber bestimmt. «Wir wurden instrumentalisiert.» Die Gewerkschafts-Präsidentin gehört selber der nationalen Streik-Führung der Gewerkschaften an. Sie streikte bereits beim ersten Frauenstreik von 1991.

Frauenstreik 1991
Auch die ETH machte am Frauenstreik mit. Auf dem Bild: Die lauernd beobachtenden Augen, die zu einem Symbol für den Streik von 1991 geworden sind. - Keystone

«Nur schwarz-weiss zu denken, geht nicht. Es gibt nicht richtig oder falsch – und was wir falsch finden, wird verhindert. Es muss immer darum gehen, die Diskussion zu suchen.»

Katharina Prelicz-Huber Frauenstreik Weltwoche
Katharina Prelicz-Huber ist Nationalrätin für die Grünen und Präsidentin der Gewerkschaft VPOD. - Nau.ch

Sie stimme auch nicht mit Andreas Glarner überein, sagt Prelicz-Huber. Aber ihn zu boykottieren sei keine Lösung.

Es gehe vielmehr darum, die Leute zu konfrontieren, so Prelicz Huber. Die Diskussion zu suchen und konkrete Veränderungen mit Mehrheiten zu erreichen. Das hätte an diesem Montagabend passieren sollen.

«Blockade ebenso willkommen wie Postulat»

Besonders ihre jüngeren Kolleginnen sehen die Sache radikaler. «Als Kollektiv solidarisieren wir uns mit unterschiedlichen Positionen und Ausdrucksweisen. Eine Blockade ist somit ebenso willkommen wie ein Postulat in einem Parlament.» Das sagt Salome Schaerer, sie gehört ebenfalls zum Frauenstreikkollektiv Zürich.

Frauenstreik
Das Kollektiv um Aktivistin.ch sensibilisiert auch für Sexismus in den Medien. Der sexistischste Artikel des Jahres wird darum jeweils mit einem Goldenen Tampon ausgezeichnet. - aktivistin.ch

Erstens habe das Frauenstreik-Kollektiv keine Deutungshoheit über den Namen «Frauenstreik». Zudem stehe es allen Frauen frei, «ihren Unmut über diskriminierendes Verhalten auf ihre Art und Weise kund zu tun». Und SVP-Nationalrat Andreas Glarner sei nun mal «bekannt für seine sexistischen und rassistischen Aussagen».

Weniger radikal äussert sich das feministische Kollektiv Aktivistin.ch. «Die Demonstrantinnen hatten sicher ihre Gründe für die Blockade. Meinungsäusserung sollte im öffentlichen Raum möglich sein.»

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