Weichen-Stellfehler liess ICE in Basel entgleisen
Eine versehentlich unter dem fahrenden Zug umgestellte Weiche hat am 17. Februar in Basel einen ICE entweichen lassen. Das geht aus einem Sust-Bericht hervor.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Februar dieses Jahres entgleiste in Basel ein ICE – eine Person verletzte sich dabei.
- Wie die Sust festhält, führte eine falsch eingestellte Weiche zum Unfall.
Der gut 350 Meter lange Zug mit 240 Passagieren war von Berlin nach Basel SBB unterwegs. Um 20:44 Uhr wurde der hintere Zugteil auf ein anderes Gleis geführt als jenes, auf welchem der vordere fuhr.
Der erste Wagen nach dem Triebkopf schleifte in der Folge quer zwischen den Gleisen über den Schotter mit. Dies bei rund 50 km/h Fahrtempo.
ICE stoppte 20 Meter vor Betonwand
Mangels Rückspiegel bemerkte der Lokführer das Malheur erst, als der Fahrwiderstand anstieg. Wegen steigendem Gleisabstand entgleiste eine weitere Achse und der Zug begann zu rütteln. Da hielt er den ICE sofort an, der nur 20 Meter vor einer Tunnel-Trennwand zum Stillstand kam. Der Zug blieb zusammengekoppelt, und kein Wagen kippte.
Beim spektakulären Unfall verletzte sich eine Person an der Hand, als sie die Glasscheibe zum Knopf für die Not-Türöffnung einschlug. Das ist dem Bericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) zu entnehmen. Das entgleiste Drehgestell demolierte auf einer Strecke von rund 900 Metern Weichen, Gleise und Sicherungseinrichtungen. Auch der ICE wurde stark beschädigt; er musste aufgetrennt weggefahren werden.
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Weiche wurde von Deutscher Bahn bedient
Die Entgleisungsstelle liegt im betrieblichen Verantwortungsgebiet der DB Netz AG; die Zugspitze kam indes in jenem der SBB-Infrastruktur zum Stillstand. Die betreffende Weiche wurde durch die DB Netz bedient, dies vom Badischen Bahnhof Basel aus. Die Infrastruktur hingegen gehört bei beiden Stellen der SBB.
Hintergrund des Unfalls ist ein zweiter Zug. Dieser fuhr kurz nach dem entgleisten ebenfalls aus dem Badischen Bahnhof zum Bahnhof SBB los. Der entgleiste ICE war mit 63 Minuten Verspätung unterwegs. Verspätungen aus dem deutschen Netz sind in Basel nicht selten; teils gewährleisten dann Ersatzzüge den Schweizer Taktfahrplan.
Laut Sust-Bericht wurde um 20:46 Uhr im Stellwerk eine Bedienung des Störungsdruckers mittels «Fahrstrassenhilfsauflösetaste» registriert. Die programmierte Fahrstrasse für den zweiten Zug wurde damit zwar zulässigerweise hilfsausgelöst. Jedoch wurde so auch die Fahrstrasse des ersten Zugs während dessen Durchfahrt bei der Weiche verändert. Das sei «nicht zulässig, aber auch nicht gewollt» gewesen.
Hat sich der Fahrdienstleister vertippt?
«Denkbar» sei, schreibt die Sust weiter, dass sich der Fahrdienstleiter beim Eingeben der Fahrstrasse für den zweiten Zug «vertippt» hatte. Und das falsche Zielgleis mittels Hilfsauslösung korrigieren wollte, das Stellwerk dann aber statt der Umfahrzug- die Regelzug-Fahrstrasse vorzeitig eingestellt hat.
Nichts deute darauf hin, dass bei der Weichenumstellung «die Technik nicht wie vorgesehen funktioniert hätte», hält der Bericht fest. Das hintere Drehgestell des ersten Wagens habe die Weiche «in einer Zwischenstellung befahren» und sei so entgleist.