Aufgrund des Coronavirus fordert die WHO ein Verkaufsverbot für lebende Wildtiere. Auch in der Schweiz werden Befürworter eines solchen Verbots laut.
Coronavirus Wildtier
Verkauf von Wildtieren auf einem Markt in China. - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die WHO fordert ein Verkaufsverbot für lebende Wildtiere auf Lebensmittelmärkten.
  • Dies soll die Verbreitung von weiteren Pandemien unterdrücken.
  • Tierschutzorganisationen sehen darin eine Chance, gegen die Massentierhaltung vorzugehen.

Jüngst forderte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein Verkaufsverbot für lebende Wildtiere auf Lebensmittelmärkten. Ausschlaggebend für diese Forderung ist die andauernde Corona-Pandemie – und die Angst vor weiteren Krankheiten wie dem Coronavirus.

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Das Logo der Weltgesundheitsorganisation WHO. - Keystone

In vielen Ecken der Welt gehören traditionelle Märkte, auf welchen auch lebende Tiere gehalten und geschlachtet werden, dazu. Und stellen einen wichtigen Teil der Lebensmittelversorgung für grosse Bevölkerungsgruppen dar. Zugleich gehe von solchen Märkten aber eine Infektionsgefahr für Mitarbeiter und Kunden aus, erklärt die WHO.

«Vier Pfoten Schweiz» freut sich angesichts dieser Ansage. In einer Mitteilung hält die Organisation fest: «‹Vier Pfoten› sieht die jüngste Ankündigung der WHO als einen Meilenstein für den Tierschutz.» Denn auch in der Schweiz könne die Massentierhaltung zu Problemen führen.

Verkaufsverbot auch in der Schweiz relevant

Ein solches Verbot sei nämlich auch durchaus in der Schweiz von Bedeutung. «Wir leben in einer globalisierten Welt und Krankheiten machen keinen Halt vor Landesgrenzen», erläutert Sylvie Jetzer-Fernandez, Mediensprecherin der Organisation. Durch das Verbot minimiere sich das Risiko einer nächsten Pandemie. Und sei demnach auch im Interesse der Schweiz.

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Am 25. September 2022 stimmt das Schweizer Stimmvolk über die Massentierhaltungsinitiative ab. - Keystone

Insgesamt betont Jetzer-Fernandez: «Die Welt braucht einen Neustart im Umgang mit Tieren.» Denn bestimmte Formen der Tierhaltung würden den Ausbruch und die Verbreitung von Zoonosen unterstützen. «Insbesondere die Massentierhaltung stellt eine Bedrohung dar.»

Die unnatürlichen und unhygienischen Bedingungen würden für gestresste Tiere sorgen, was zu einer höheren Anfälligkeit für Krankheiten führe. «Nutztiere in diesen Systemen werden auf schnelles Wachstum und hohen Ertrag gezüchtet. Was zu einem Mangel an genetischer Vielfalt führt und die Verbreitung von Krankheitserregern erleichtert.»

Coronavirus hat keine Auswirkungen auf Tierhaltung

Gertraud Schüpbach, Mitarbeitende bei der Vetsuisse-Fakultät an der Universität Bern, sieht die Sache nüchterner: «Da beim Coronavirus die Nutztiere keine Rolle spielen, wird es vermutlich keine grosse Veränderung geben.»

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Ein Nerz in einer Wildtierstation. Dem Coronavirus fielen Tausende Tiere zum Opfer. - dpa

Durch das Verbot der WHO könnte es lediglich zu «Einschränkungen bei einigen wenigen Wildtierarten bewirken, die in Gefangenschaft gezüchtet werden». Hierzu gehören beispielsweise Nerze oder Marderhunde.

Europa hat kleineres Pandemie-Risiko

Neue Krankheitserreger könnten auch bei Tieren in Europa entstehen. Klar ist aber laut Schüpbach: «Die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber um ein Vielfaches kleiner als in Asien oder Afrika. Da es weniger Tierarten, insgesamt weniger Tiere und weniger intensiven Kontakt zwischen verschiedenen Tierarten und Menschen gibt.»

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Auf den Wildtiermärkten sind Mensch und Tier auf engstem Raum zusammengepfercht. Dies begünstigt die Übertragung von Zoonosen, Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen überspringen. - Keystone

Weiter hätten in Europa Wild- und Nutztiere ebenfalls weniger Kontakt miteinander. Daher sei die Vielfalt der Infektionsquellen «relativ gering». Trotzdem sei es, so Schüpbach, von grosser Wichtigkeit, Nutztierhaltungen in Gebieten mit hoher Biodiversität zu vermeiden.

In einer Sache sind sich Jetzer-Fernandez und Schüpbach einig: Eine Reduktion des globalen Handels und Konsums von Fleisch reduziert auch das Risiko von Krankheitsentwicklungen wie dem Coronavirus.

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