Warum Mücken gewisse Menschen besonders oft stechen

Keystone-SDA
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Bellinzona,

Für Mückenstiche sind ausschliesslich die Weibchen verantwortlich. Aber warum stechen uns die Viecher überhaupt? Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Mücken klein zustechen
Weibliche Mücken brauchen Proteine, damit die Eier reifen können. Sie stechen also Menschen, um an das proteinreiche Blut zu kommen. (Symbolbild) - pexels

Das Tessin rüstet sich für den Eintritt des West-Nil-Virus: Blutspenden werden nun auf das von Mücken übertragene Virus untersucht. Aber warum stechen uns die Viecher überhaupt? Und was kann man tun, um nicht gestochen zu werden? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

WARUM STECHEN MÜCKEN ÜBERHAUPT?

Eins vorweg: Nicht alle Mücken stechen Menschen. Für Mückenstiche sind ausschliesslich die Weibchen verantwortlich. Denn eigentlich ernähren sich die allermeisten Mückenarten von Pflanzen.

Während sich die Männchen damit begnügen, brauchen die Weibchen Proteine, damit die Eier reifen können. Sie stechen also Menschen, um an das proteinreiche Blut zu kommen. Im Durchschnitt nehmen weibliche Mücken alle vier Tage eine solche Blutmahlzeit zu sich.

WERDEN MANCHE MENSCHEN VON MÜCKEN TATSÄCHLICH MEHR GESTOCHEN ALS ANDERE?

Ja. Gewisse Menschen sind für Mücken in der Tat attraktiver als andere. Anders als der Volksmund behauptet, liegt das nicht an «süssem Blut». Manche Studien zeigen zwar, dass Menschen mit der Blutgruppe 0 (für die Mückenart Aedes albopictus) oder B (für die Art für Aedes aegypti) häufiger gestochen werden. Andere Studien stellten hingegen keinen Unterschied zwischen den Blutgruppen fest.

Stattdessen gibt es andere Unterschiede, die klarer dokumentiert sind, wie eine in der neuesten Ausgabe des Fachblatts «Decoding Infection and Transmission» veröffentlichte Studie zeigt: Schwangere werden etwa häufiger gestochen.

Studien haben gezeigt, dass schwangere Frauen doppelt so viele Anopheles gambiae-Mücken anziehen wie nicht schwangere Frauen. Auch Kinder und ältere Menschen werden überdurchschnittlich oft zu Opfern der Stechmücken. Ausserdem scheinen Mücken dickere Menschen öfter zu stechen.

Auch für Menschen, die bestimmte Lebensmittel wie etwa Bananen gegessen haben, oder solche, die Alkohol getrunken haben, besteht eine grössere Gefahr.

WAS MACHT DENN MENSCHEN BESONDERS ATTRAKTIV FÜR MÜCKEN?

Angelockt werden die Insekten unter anderem durch das Kohlendioxid, das beim Atmen ausgestossen wird. Mücken können das CO2 aus bis zu 70 Metern Entfernung wahrnehmen. Einige Menschen atmen mehr von dem Gas aus als andere.

Schwangere zum Beispiel, oder Menschen mit einer grossen Lungenkapazität, dickere Menschen sowie Kinder mit einem sehr aktiven Stoffwechsel.

Auch bei einer hohen Körpertemperatur stechen die Mücken eher zu. Menschen, die Sport treiben, Fieber haben oder Alkoholisierte werden deswegen häufiger gestochen. Ebenfalls angezogen werden Stechmücken von gewissen Bestandteilen von Schweiss. Wer stärker schwitzt, ist für Mücken also attraktiver.

Eine Rolle spielt dabei auch die Zusammensetzung der Bakterien, die auf der Haut eines Menschen leben, das sogenannte Hautmikrobiom. Kinder haben ein anderes Mikrobiom als Erwachsene, was sie attraktiver macht.

Auch die Farbe von Kleidern und die Körpertemperatur spielen eine Rolle. Mücken erkennen dunkle Kleidung besser, fliegen also Menschen mit entsprechender Kleidung häufiger an.

WANN UND WIE STARK TRETEN MÜCKEN IN DER SCHWEIZ AUF?

Die Mückensaison dauert in der Schweiz jeweils von April bis Oktober. Die Mückendichte ist dabei von Juli bis September jeweils am höchsten, wie der Mückenexperte Martin Gschwind vom Schweizerischen Tropeninstitut (Swiss TPH) der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte.

WIE KANN MAN SICH SCHÜTZEN?

Das Schweizerische Tropeninstitut empfiehlt auf Anfrage, sich mit langer heller Kleidung zu schützen und unbedeckte Hautstellen mit einem Mückenschutzmittel (Repellent) zu schützen. Damit Mücken nicht ins Haus kommen, helfen Schutzgitter vor den Fenstern und Türen.

Zudem sollten potenzielle Brutstätten für Tigermücken vermieden werden durch z.B. Abdecken von Regentonnen und wöchentlichem Leeren von Wasserbehältern wie Vogeltränken. Ein weiterer Schutz sind Verhaltensänderungen: Bei dämmerungsaktiven Mücken macht es z.B. Sinn, bei Dämmerung nicht draussen zu sein. Das gilt insbesondere in der Nähe von Gewässern.

Was nichts bringt, ist hingegen das Licht auszuschalten, wie Verhulst erklärte. Anders als viele Menschen denken, zieht Licht Mücken nicht an. Auch das Essen von Knoblauch schützt nicht.

WARUM JUCKT EIN MÜCKENSTICH?

Ein Mückenstich juckt aufgrund einer Reaktion des Immunsystems auf den Speichel der Mücke. Wenn eine Mücke sticht, injiziert sie eine kleine Menge Speichel in die Haut, um das Blut zu verdünnen und zu verhindern, dass es gerinnt, damit sie leichter Blut saugen kann.

Der Speichel der Mücke enthält Substanzen, die vom menschlichen Körper als Fremdkörper erkannt werden. Das Immunsystem erkennt diese fremden Substanzen und reagiert darauf. Diese Reaktion führt zur Freisetzung des Botenstoffs Histamin, der für den Juckreiz verantwortlich ist.

WIE GEFÄHRLICH SIND MÜCKENSTICHE?

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO verursachen Mücken jährlich über 700'000 Todesfälle – mehr als jedes andere Tier. In unseren Breitengraden sind die meisten Mückenstiche harmlos. In wärmeren Gebieten können die Blutsauger aber Krankheiten wie Malaria, Dengue, Chikungunya, Zika, das West-Nil-Virus und Gelbfieber übertragen.

Im Zuge des Klimawandels nehmen auch in Europa von Mücken übertragene Krankheiten wie Dengue deutlich zu. Auch in die Schweiz sind die Tigermücken, die einige dieser Krankheiten übertragen, bereits eingewandert. Bisher ist es hierzulande aber noch zu keiner Übertragung der Krankheit gekommen.

WARUM GIBT ES MÜCKEN ÜBERHAUPT? KÖNNTE MAN SIE NICHT EINFACH AUSROTTEN?

Auch wenn Mücken oft nutzlos und lästig erscheinen, spielen sie eine wichtige Rolle im Ökosystem. Sie sind eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel, Fledermäuse, Frösche und Fische. Einige Mückenarten sind auch wichtige Bestäuber von Pflanzen. In den Tropen sind Bartmücken zum Beispiel die einzigen Bestäuber des Kakaobaums. Ohne Mücken gäbe es also keine Schokolade.

Kommentare

User #4671 (nicht angemeldet)

Wissenschaftlich herrscht der Grund Tenor das Viren/Bakterien/Parasiten das Genom modifizieren. Dies ist leider sehr schwer Beweisbar weil Evolution über sehr lange Zeiträume statt findet. Dennoch ist die annahme gerechtfertigt, da man weis das Viren/Bakterien/Parasiten das Genom verändern, man kann nur bisher die langzeit folgen nicht Dokumentieren. Aber ist bestimmt verantwortlich an dem Evo Fortschritt des Menschen...

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