Auch den universitären Psychiatrischen Diensten Bern (UPD) fehlt es an Pflegepersonal. Ehemalige Patienten und Angestellte kritisieren die Einrichtungen.
Zentralbau der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern (UPD) Waldau in Ostermundigen.
Zentralbau der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern (UPD) Waldau in Ostermundigen. - Nau.ch / Ueli Hiltpold

Das Wichtigste in Kürze

  • An den universitären Psychiatrischen Diensten Bern (UPD) fehlt es an Pflegepersonal.
  • Das berichten ehemalige Patienten und Angestellte in der SRF-Sendung «Kassensturz».
  • Sie kritisieren die Einrichtungen, weil etwa suizidale Personen zu wenig überwacht seien.
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An den universitären Psychiatrischen Diensten Bern (UPD) sind Vorwürfe laut geworden, dass die Betreuung der Patienten unter dem Fachkräftemangel leidet. Auf 22 Patienten kämen lediglich zwei Pflegefachpersonen, berichtete die Sendung «Kassensturz» des Schweizer Fernsehens SRF am Dienstag.

«Es ist gefährlich. Patienten sind bei uns nicht sicher vor sich selber und vor anderen», sagte eine Pflegefachfrau der UPD in der Sendung. Eine ehemalige Patientin berichtete, zur Zeit ihres Aufenthaltes habe es viel zu wenig Personal gehabt. Sie habe sich alleingelassen gefühlt.

Könnten Sie sich vorstellen, in der Pflege zu arbeiten?

Offizielle Richtlinien, wie viele Pflegefachleute es für die Betreuung brauche, gebe es keine, betonte der Direktor der UPD, Michael Käss. Ein Pflegeschlüssel hänge immer auch stark davon ab, welche Erkrankungen mit welchem Akutheitsgrad in einer Klinik behandelt würden.

Laut Kassensturz gelangten Ärztinnen und Ärzte an Geschäftsleitung und Verwaltungsrat. «Wir haben Angst. Gewalt- und Notfallsituationen häufen sich», zitierte der Kassensturz aus dem ihm vorliegenden Schreiben.

Auch Pflegefachpersonen deponierten einen Brief. Es gebe zu wenig Pflegepersonal, um komplexe Situationen zu meistern. Die Bedingungen seien untragbar.

Suizidale Patienten nicht ausreichend überwacht

Namentlich akut selbstgefährdete und suizidale Patienten könnten, vor allem nachts, nicht ausreichend überwacht und betreut werden. Das gehe soweit, dass einzelne Suizide vorkämen. Das hätte mit genügend Personal vielleicht verhindert werden können.

Die UPD unternehme alles, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, sagte Käss. Die Politik sei informiert über das Fachkräfteproblem. Die Klinik zu schliessen, das sei keine Alternative.

Käss bezweifelte zwar einen direkten Zusammenhang zwischen Personalmangel und den Suiziden. Mit genügend Personal könnten eventuell gewisse Risikomomente verhindert werden. Aber nicht jede Gewalt, nicht jeder Suizid lasse sich durch viel Personal verhindern.

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Das Gebäude der Patientenaufnahme der Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) in Basel. - keystone

Die UPD lässt die Vorwürfe nun untersuchen, wie Käss sagte: «Wir wollen die Vorwürfe lückenlos aufklären».

Bereits im Frühling wurden ähnliche Vorwürfe gegenüber dem Psychiatriezentrum Münsingen laut. Es ging darum, dass die Klinik wegen Personalmangels vermehrt Zwangsmassnahmen ergriffen haben soll. Auch hier wurden Untersuchungen in Auftrag gegeben.

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