Vor 75 Jahren wurde auf der Krim die Welt neu aufgeteilt
1945 wurde im Schloss Livadia die Jalta-Konferenz einberufen. Die Staatschefs von Grossbritannien, der USA und der Sowjetunion teilten dort die Welt auf.

Das Wichtigste in Kürze
- 1945 teilten die drei Grossmächte England, USA und Sowjetunion die Welt auf.
- Dabei trieb Churchill die Gründung der UNO voran.
- Am meisten absahnen konnte Stalin, der den Ostblock zugesprochen bekam.
In einer ehemaligen Sommerresidenz der Zaren im Krim-Badeort Jalta besiegelten drei Männer vor einem Dreiviertel Jahrhundert die gemeinsame Strategie für die Endphase des Zweiten Weltkriegs und die Neugestaltung Europas.
Mehr als 200 Trinksprüche auf Sieg
Mehr als 200 Trinksprüche haben US-Präsident Franklin Delano Roosevelt, Sowjetdiktator Josef Stalin und der britische Premierminister Winston Churchill vom 4. Februar 1945 an acht Tage lang auf den bevorstehenden Sieg über Nazi-Deutschland und die Japaner, den Frieden, die Zukunft, die Freundschaft und sich selbst ausgebracht.
Am 11. Februar 1945 wurden gegen 15 Uhr im Ballsaal des Livadia-Schlosses bei Jalta auf der Krim Teller und Gläser beiseite geräumt, um die russischen und englischen Exemplare des Jalta-Abkommens unterzeichnen zu können. Noch vor Kaffee und Cognac war die Welt neu geordnet.

Dabei hatte Churchill zunächst kein Verlangen verspürt, nach Jalta zu fliegen. Nach der gelungenen Winteroffensive genoss Stalin weit mehr als den Heimvorteil des Gastgebers, er sass am längsten Hebel. «Wir könnten zehn Jahre lang suchen, ohne einen derart abscheulichen Ort zu finden. Das ist einzig und allein ein Paradies für Läuse», telegrafierte Churchill missmutig an Roosevelt.
Dieser war gesundheitlich schwer angeschlagen und auch nicht gerade reiselustig. Ein Wunsch freilich trieb ihn an: die Vereinten Nationen. Er sollte sie bekommen. Aber die Gründung der Uno vier Monate später durfte er nicht mehr erleben.
Die Entstehung des Ostblocks
Stalin sahnte wie erwartet ab, der Ostblock entstand: Die Tschechoslowakei und das Baltikum wurden dem Machtbereich Moskaus zugeschlagen. Die Einflusszonen in Südosteuropa waren bereits auf der Moskauer Konferenz im Herbst 1944 abgesprochen worden. Churchill hatte damals auf einem Fresszettel notiert, wie viel Anteil Moskau an Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien und Ungarn bekommen sollte. Italien und zu 90 Prozent auch Griechenland blieben westlich.

Am umstrittensten waren die neuen Grenzen Polens. Angeblich legte Stalin in Jalta zwei Bleistifte auf eine Karte, dort wo vor dem Krieg die polnische Ost- und die Westgrenze verlaufen waren. Dann rückte er beide Stifte einige Zentimeter nach links, um die Sowjetunion so auf Kosten Deutschlands zu vergrössern. Die Ostgrenze, die Curzon-Linie, wurde genehmigt, die Linienführung der Westgrenze vertagt.