Eine Analyse aus der Schweiz zeigt: Muttermilch ist stark mit Dioxinen belastet. Grenzwerte werden deutlich überschritten.
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Muttermilch ist stark mit Dioxinen belastet - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bund liess Muttermilch auf Dioxine testen.
  • Die Werte sind tiefer als früher, aber immer noch zu hoch.

Die Eidgenössische Materialprüfung- und Forschungsanstalt (Empa) hat Muttermilch-Proben von Erstgebärenden aus Bern, Biel, Freiburg, Morges und Basel untersucht. Auftraggeber war der Bund.

Das Resultat: Ein gestillter Säugling trinkt Woche für Woche viel zu viel Dioxine. Gegenüber dem «Kassensturz» sagt Empa-Chemiker Markus Zennegg: «Die Menge liegt fast 150 Mal über dem Richtwert, am Anfang des Lebens eine relativ deutliche Belastung.»

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EMPA-Chemiker Markus Zennegg - Screenshot SRF

Dioxine gelten als hochproblematisch. Sie können Fruchtbarkeit, Immunsystem und Entwicklung des Gehirns schädigen. «Diese Stoffe reichern sich im Fett der Muttermilch an», sagt Zennegg. «Sobald die Mutter stillt, mobilisiert sie das Fett, der Säugling nimmt vor allem am Anfang hohe Konzentrationen dieser Stoffe über die Muttermilch auf.»

Dioxin-Gehalt ist durch Verbote gesunken

Bei den Dioxinen handelt sich um Altlasten, die in Fabriken entstanden sind. Durch Filter und Verbote ist deren Gehalt in der Muttermilch in den letzten Jahren deutlich gesunken.

Allerdings sind Dioxine giftiger als früher angenommen. 2017 veröffentlichte die Universität Harvard eine Langzeitstudie. Lothar Aicher vom Schweizerischen Zentrum für angewandte Humantoxikologie der Universität Basel sagt dem «Kassensturz»: «Sie zeigt erstmals, dass die Dioxine schon bei sehr niedrigen Konzentrationen die Spermienqualität beeinträchtigen.»

Muttermilch Zürich Krankenhaus Spenden
Muttermilch-Proben aus dem Kinderkrankenhaus Zürich. - keystone

Gemäss der Weltgesundheitsorganisation liegen Dioxine in der Muttermilch weltweit deutlich über den Sicherheitsstandards. Dennoch sei der Nutzen des Stillens grösser, so Empa-Forscher Zennegg. «Kinder haben durch die Übertragung von Immunoglobulinen ein stärkeres Immunsystem und viel weniger Allergien. Dieser positive Effekt überwiegt klar, zumal das Baby ja nur während einer kurzen Zeit eine deutlich höhere Belastung hat.»

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