Verwahrte leben in Solothurner WG mit eigenem Garten

Sechs verwahrte Straftäter wohnen in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Solothurn im alten Direktorenhaus in einer Wohngemeinschaft. Sie alle sind schweizweit bekannte Fälle mit einer dunklen Vergangenheit – Mord oder eine Sexualstraftat.

Für einen «Rundschau»-Beitrag besuchte SRF die WG. Die Bilder entsprechen vermutlich nicht den Vorstellungen, die viele von einer Verwahrten-Anstalt haben...

Zum Znacht gibts Dürüm. Fürs Wochenende werden gerade Vorschläge gesammelt. «Rahmschnitzel mit Nüdeli», wünscht einer. Auch «Wähe» mit Rhabarber aus dem Garten steht auf dem Menüplan.

Die verwahrten Männer dürfen jederzeit selbständig waschen und telefonieren. Unter Aufsicht dürfen sie ins Internet und vor dem Haus haben sie einen eigenen Garten.

Die Solothurner Gefängnis-WG wurde vor drei Jahren als Pilotprojekt ins Leben gerufen. Bewohner Marcel (Name von SRF geändert) gibt einen Einblick in sein Zimmer. Es ist von einem normalen Zimmer kaum zu unterscheiden.

Er schläft auf einem nackenschonenden Kissen und einer Tempur-Matratze. Das Zimmer-Inventar bezahlte Marcel aus eigener Tasche. Täglich leert er die Aschenbecher und verdient damit sein Geld.

«Innerhalb des Gefängnisses sind wir privilegiert», so der verwahrte Straftäter, der fast 25 Jahre hinter Gittern ist. Er beging damals einen Mord. Ihm mache der Gedanke, in der JVA Solothurn zu sterben, absolut keine Angst.

Marcels Mitbewohner Andreas (Name geändert) erkämpfte sich den WG-Platz mit einer Beschwerde. Seiner Meinung nach sollten in der Schweiz alle Verwahrten in einer Gefängnis-WG wie in Solothurn leben können. «Es kann nicht sein, dass die einen das haben und die anderen nicht», meint er.

Es sei nur fair, dass sich nach dem Verbüssen der Strafe das Setting ändere, meint auch Direktor der JVA Solothurn, Charles Jakober. In der Schweiz werde es jedoch nie für alle rund 150 Verwahrten eine perfekte Lösung geben. Nicht alle seien in der Lage, in einer solchen Wohngemeinschaft zu leben.

«Es sind sechs Plätze. Und wenn man die ganze Sicherheitsinfrastruktur, das ganze Sicherheitspersonal und den Betreuungsschlüssel anschaut. Dann wird es teuer», so Jakober. Pro Tag kostet ein Platz in der Verwahrten-WG fast 600 Franken.