Verkäuferin überrascht: «Danke, dass Sie das Handy weglegen»

Andrea Schüpbach
Andrea Schüpbach

Bern,

Eine Kiosk-Verkäuferin in Bern bedankt sich bei einem Kunden, der sein Handy fürs Bezahlen weglegt. Üblich sei das heute nicht mehr. Eine Knigge-Expertin rät ...

K-Kiosk Kasse Verkäuferin handy
Viele Kunden telefonieren beim Einkaufen an der Kasse weiter. «Ein No-Go», findet eine Knigge-Expertin. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Überraschung bei einer Berner Kiosk-Verkäuferin: Ein Kunde stoppt sein Telefonat.
  • «Das machen nur noch wenige», sagt sie.
  • Eine Knigge-Expertin gibt Tipps, wie du dich bei einem wichtigen Anruf verhalten sollst.

Ein jüngerer Mann steht bei einem Berner K-Kiosk an. Telefoniert. Nach kurzem Anstehen ist er an der Reihe.

«Warte kurz, ich bin an der Kasse und muss bezahlen», sagt er ins Mikrofon und versorgt das Smartphone im Hosensack.

Die Verkäuferin reagiert überrascht. «Oh, danke vielmals.»

Der Kunde: «Entschuldigen Sie – danke für was?»

«Danke, dass Sie das Handy bei mir an der Kasse extra weglegen zum Bezahlen. Das machen heute nur noch wenige. Die meisten reden einfach weiter», erklärt die Kiosk-Mitarbeiterin.

Als er bezahlt hat, bedankt sich die Verkäuferin erneut.

«Ein klares No-Go»

Als Nau.ch ihre Arbeitgeberin «Valora» dazu befragt, heisst es, dass Mitarbeitende den persönlichen Austausch an der Kasse schätzen. Man habe aber Verständnis, wenn Kunden mehrere Dinge gleichzeitig erledigen müssen.

Wie verhältst du dich an der Kasse?

«Bei uns sind alle willkommen. Unabhängig davon, ob sie während des Einkaufs telefonieren oder nicht», so Sprecherin Alexandra Tschan.

Ganz anderer Meinung ist hingegen die Knigge-Trainerin Katrin Künzle. Mit Airpods oder Handy telefonierend zahlen sei nur am Self-Scanner okay. «Wenn ich an einer Kasse zahle, ein klares No-Go.»

Knigge-Expertin Katrin Künzle
Katrin Künzle ist lizenzierte Knigge-Trainerin. - zVg

Auch wenn es schnell gehen muss: «Dieser kurze Moment der Achtsamkeit zählt.»

Einfach weiter-telefonieren ist «arrogant»

Die Person an der Kasse sei schliesslich ein Mensch. «Natürlich wirkt das unfreundlich. Ein freundliches ‹Grüezi› und ein kurzer Blickkontakt zeigen Respekt.» Dazu ein Lächeln, das sei das Mindeste und sollte selbstverständlich sein, findet Künzle.

Weiter-telefonieren und es nicht für nötig halten, wenige Sekunden für die Begrüssung zu investieren, sei «rücksichtslos und arrogant».

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Knigge-Expertin Künzle: Telefonierend bezahlen ist nur beim Self-Scanning ein «Go». - keystone

Doch wie sollte man reagieren, wenn gerade ein wichtiger Anruf kommt und man diesen unbedingt annehmen muss?

Dringender Anruf kommt: So enttäuschst du niemanden

Künzle zeigt zwei Optionen auf – entweder: «Den Anruf mit einem kurzen ‹ich rufe dich gleich zurück› entgegennehmen.»

Wie telefonierst du?

Oder: «Wenn es wirklich dringend ist, nimmt man den Anruf natürlich an. Stilvoll ist es, wenn man mit einem ‹da muss ich rangehen› dem Gegenüber zeigt, dass es nicht ignoriert wird. Die meisten Menschen reagieren verständnisvoll, wenn man höflich kommuniziert.»

Eine Umfrage bei den grossen Schweizer Detailhändlern zeigt, dass ein Austausch mit den Kunden für das Kassen-Personal wichtig ist.

Auch von der Gewerkschaft Unia heisst es, dass fehlender Respekt gerade im Detailhandel immer ein Thema sei.

Mehr telefonierende Kunden an Lidl-Kassen: «Frustrierend»

Im Gegensatz zur angestellten Kiosk-Verkäuferin stellt man bei Valora «grundsätzlich keinen Trend» zu mehr Telefonieren an der Kasse fest.

Bestätigt wird die Häufung aber beim Lebensmittel-Discounter «Lidl». «Dieses Verhalten hat in den letzten Jahren eher zugenommen, was sicherlich auch auf die generelle Verbreitung mobiler Geräte zurückzuführen ist.»

Man verstehe zwar, dass es manchmal schwierig ist, ein Gespräch zu unterbrechen.

Aber: «Wenn jemand nicht ansprechbar ist oder gar nicht auf das Personal reagiert, kann das als frustrierend empfunden werden. Unsere Mitarbeitenden sind darum bemüht, jede Kundin und jeden Kunden freundlich zu bedienen. Wenn dabei der persönliche Kontakt gänzlich ausbleibt, fehlt ein Stück dieser Interaktion.»

Kommentare

User #5632 (nicht angemeldet)

Kein Telefonat kann so wichtig sein,dass man respektlos mit Mitmenschen umgeht.Für mich eine des Anstands und des Respekts.Wenn uns irgendwann einmal statt Menschen nur noch Roboter bedienen, kann man das Telefonat ruhig weiterführen. Aber solange der Mensch uns gegenüber eine Dienstleistung erbringt,gehört im die ganze Aufmerksamkeit. Egal welcher Berufsbranche er angehört.

User #7328 (nicht angemeldet)

Ach Gott, wie habe ich Jahrgang 68 nur meine Jugend ohne Handy überlebt? Mir voraus Planung

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