Stadt Zürich

Umstrittener Heiler Braco verliert in Zürich seine Bühne

Bettina Zanni
Bettina Zanni

Zürich,

Der Esoteriker Braco bietet im Oktober erneut Sessions im Volkshaus Zürich an. Das ist nach Jahren aber einer seiner letzten Besuche.

Volkshaus Zürich
Braco ist auf der Bühne im Volkshaus Zürich bald nicht mehr willkommen. - Screenshot / Youtube

Das Wichtigste in Kürze

  • Anlässe mit unrealistischen Heilversprechen sind im Volkshaus Zürich nicht mehr möglich.
  • Damit verliert auch der Esoteriker Braco in Zürich seine Bühne.
  • Das Volkshaus habe einen «längst fälligen» Entscheid getroffen, sagt ein Sektenexperte.

Im Stundentakt für rund 20 Franken können sich die Besuchenden anstarren lassen. Am 11. Oktober führt der kroatische Esoteriker Braco mit seinem «gebenden Blick» im Volkshaus Zürich einen Tag lang Sessions durch.

«Braco wird als einer der einflussreichsten Heiler Europas gesehen», preist seine Website den Mann mit dem «stillen Blick» an. Dies, obwohl er sich selbst nicht als Heiler sehe.

Findest du es gut, dass das Volkshaus Zürich «Heilern» keine Bühne mehr gibt?

In Videos schwärmen Teilnehmende von Bracos Blick. «Ganz toll, nur Liebe gespürt», sagt eine Teilnehmerin. «Es war wunderbar, war ein ganz, ganz schönes Gefühl in meinem Körper. Das strömte so», sagt ein Teilnehmer.

Ein Begeisterter sass in der zweiten Reihe. «Jedes Mal, wenn mich der Blick gestreift hat, hatte ich so ein Kribbeln im ganzen Körper», schwärmt er. «Es war unglaublich schön.»

Kritik von Fachpersonen

Das Geschäftsmodell von Braco, der eigentlich Josip Grbavac heisst, löst bei Fachpersonen Kritik aus.

Verschwörungstheorie-Experte und Nau.ch-Kolumnist Marko Kovic beurteilt es in einem Gastkommentar der «Mittelländischen Zeitung» als «nicht ganz harmlos», Braco-Fan zu sein. Einerseits verschwendeten Menschen Geld für ihn, schreibt er. «Andererseits kann der Glaube an Wunderheiler Menschen hemmen, reale, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.»

Dennoch tritt der Esoteriker seit vielen Jahren regelmässig im Volkshaus Zürich auf. Seine Sessions im Weissen Saal werden dort aber einige der letzten sein, wie der Veranstalter nun gegenüber Nau.ch bekanntgibt. Das Volkshaus schiebt «Heilern» nämlich den Riegel.

«Keine neuen Reservationen»

«Die Volkshausstiftung ist sich der Problematik von ‹Heilern› bewusst», teilt die Betriebskommission Volkshausstiftung mit.

«Anlässe mit einem unrealistischen Heilversprechen im Volkshaus können nicht mehr durchgeführt werden», sagt die Betriebskommission. Bestehende langfristige Vermietungen könnten aus Gründen der Rechtssicherheit noch durchgeführt werden. «Aber es werden keine neuen Reservationen angenommen.»

Die neue Vermietungspraxis ist laut der Volkshausstiftung Teil eines «aufwändigen» Prozesses. Darin seien Grundsätze präzisiert worden, welchen Anlässen keine Plattform in ihrem Haus zur Verfügung gestellt werden sollten.

Dazu habe die Stiftung das Leitbild und die AGB überarbeitet und interne Prozesse aufgestellt. «Die Umsetzung erfolgte im Laufe des letzten Jahres.»

«Nichts anderes als richtig»

Für Sektenexperte Hugo Stamm hat das Volkshaus einen «längst fälligen» Entscheid getroffen. Wer Säle vermiete, habe auch eine gewisse Verantwortung gegenüber dem Publikum, sagt Stamm. «Es ist nichts anderes als richtig und verantwortungsvoll, solchen Auftritten keine Plattform mehr zu geben.»

Volkshaus Zürich
Hinter Braco steckt laut Sektenexperte Hugo Stamm eine eingespielte Organisation. - zVg.

Braco selber gebe aus taktischen Gründen keine Heilversprechen ab und schweige bei seinen Auftritten durchgehend, sagt Stamm. «Seine Helfer vermitteln aber klar die Botschaft, dass er Krankheiten heilt und den Weltfrieden fördert.»

An den Sessions erzählten die Moderatorinnen und Moderatoren jeweils auch von Heilungen. «Zum Beispiel, dass Gehbehinderte ohne Krücken nach Hause liefen.» Es bestehe deshalb die Gefahr, bei schwerer Krankheit nicht rechtzeitig ärztliche Hilfe zu holen.

Hinter Braco steckt laut dem Sektenexperten eine eingespielte Organisation. «Die viel Geld umsetzt – wo es landet, weiss man nicht.»

«Esoterikwelle nimmt weiterhin zu»

Stamm ist überzeugt, dass der «Heiler» in Zürich eine neue Location suchen – und auch finden wird. «Vermieter sind froh, wenn sie Säle belegen können.»

Braco habe ein angestammtes Publikum aus der Esoterikszene, das zu seinen Veranstaltungen pilgere. Deshalb seien seine Auftritte seit Jahren gefragt.

Er hält es für möglich, dass Auftritte dieser Art künftig noch mehr Publikum anziehen. «Die Esoterikwelle nimmt weiterhin zu», sagt Stamm. Denn: «Die aktuelle Weltlage verunsichert und macht Angst

Zudem boomt die Esoterik- und Sektenszene laut Stamm nirgendwo so stark wie in der Schweiz. In Ländern mit hohem Wohlstand sei das Bedürfnis nach alternativen Heilmethoden gross. «Und Anbieter treten gerne dort auf, wo das Geld fliesst.»

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Kommentare

User #3991 (nicht angemeldet)

Frage in die Runde: Wie hat euer Unternehmen sich entschwurbelt? Bei uns wurden schon 2021 die letzten Schwurbler gefeuert.😁

User #4758 (nicht angemeldet)

Ich hätte was zu sagen gehabt, habe aber keine Lust auf idiotische Antworten.

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