Oksana Kononenko floh vor dem Ukraine-Krieg in die Schweiz. Die 36-Jährige fand sofort einen Job bei einer Schweizer Bank. Weil sie in der «Tagesschau» war.
Dieser nur 8 Sekunden lange Clip reichte, um Oksana Kononenko einen Job zu verschaffen. - SRF
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Privatbankerin Oksana Kononenko floh aus Kiew in die Schweiz.
  • Anders als die meisten anderen Flüchtlinge fand sie umgehend einen Job nach ihrer Ankunft.
  • Beim Anstehen vor dem Asylzentrum landete sie vor einer SRF-Kamera.

Über 48'000 Flüchtlinge aus der Ukraine sind bereits in der Schweiz angekommen. Nachdem zuerst für alle eine Unterkunft gesucht werden musste, stellt sich jetzt das nächste Problem: Weil der Ukraine-Krieg länger zu dauern scheint, brauchen die Geflüchteten einen Job.

Die meisten Ukrainer kämpfen dieser Tage noch mit der Sprachbarriere oder der Anerkennung ihrer Zertifikate. Nicht so Oksana Kononenko. Die 36-Jährige fand umgehend einen Job bei einer Schweizer Privatbank. Weil sie in ihren ersten Tagen im Land vor der Kamera der SRF-«Tagesschau» landete.

Ukraine-Krieg: Freundin schubste Ukrainerin vor SRF-Kamera

Nächste Woche beginnt die gelernte Bankerin bei der Privatbank Bergos AG. Bis Ende Jahr durchläuft sie ein Trainee-Programm, das die Bank bezahlt. Dann soll sie in einer der Abteilungen Kundenberatung, Investments oder Project Management anfangen. Das berichtet der «Tagesanzeiger».

Um die Stelle hatte sich Kononenko jedoch gar nicht beworben. Stattdessen wurde sie im Fernsehen entdeckt. Mit zahlreichen anderen vor dem Ukraine-Krieg Geflüchteten stand sie Mitte März beim Bundesasylzentrum in Zürich für ihren Schutzstatus S an. Dann bemerkte ihre Schweizer Begleiterin, dass SRF vor Ort einen Beitrag drehte.

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Eine Familie aus der Ukraine registriert sich in Zürich im Asylzentrum Kaserneareal nach ihrer Ankunft in die Schweiz am 15. März. (KEYSTONE/Michael Buholzer) - keystone

Kurz entschlossen habe ihre Freundin sie vor die Kamera geschubst. So fand ein acht-sekündiges Interview der Finanzexpertin am 16. März zur besten Sendezeit seinen Weg in die Schweizer Wohnzimmer.

Bank-Miteigentümer sah Ukrainerin in Tagesschau

Unter den Zuschauern an diesem Abend war gemäss dem «Tagesanzeiger» auch Adrian Keller zuhause auf seinem Sofa. Keller ist Grossaktionär der Diethelm Keller Group, Miteigentümer und Verwaltungsrat der Bank Bergos. Nach dem Beitrag soll er umgehend zum Telefon gegriffen und Peter Raskin, den Chef seiner Bank, angerufen haben.

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Flüchtlinge vom Ukraine-Krieg stehen in der Warteschlange und warten auf die Registrierung vor dem Bundesasylzentrum Zürich. - Keystone

Die beiden waren sich schnell einig, dass man die Frau ausfindig machen sollte. «Wir suchen qualifizierte Menschen wie sie, und wir hatten den Wunsch zu helfen», wird Raskin zitiert.

Also kontaktierte Raskin die 36-Jährige auf Linkedin. Nicht ganz einfach, weil SRF ihren Namen falsch geschrieben hatte. Doch man fand sie. Nach zwei Bewerbungsgesprächen unterbreitete die Bank ihr schliesslich ein Stellenangebot.

Ungeniessbares Märchen

«Das ist alles fast schon wie im Märchen», sagt Kononenko zu ihrer Geschichte. Im Team sei man «supernett» zu ihr. Zuerst will sie Deutsch lernen, auch wenn im Arbeitsalltag bei der Privatbank vor allem Englisch gesprochen wird.

Machen Sie sich Sorgen, dass der Ukraine-Krieg weiter eskalieren wird?

Trotz ihrer unglaublichen Geschichte kämpft die Geflüchtete aber mit Selbstzweifeln: «Der See, die Aussicht hier, ich kann das gar nicht richtig geniessen», sagt Kononenko. «Ich fühle mich schuldig, weil ich vor dem Ukraine-Krieg in Sicherheit bin.»

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