Anlässlich des Nationalfeiertags haben die Bundesräte der Schweiz zahlreiche Reden gehalten. Dabei ging es vor allem um das Einstehen für die Demokratie.
Ignazio Cassis
Bundespräsident Ignazio Cassis spricht neben Bundesratsweibel Dario Oggier, während der Bundesfeier auf dem Marktplatz, am Montag, 1. August 2022 in Grenchen. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In ihren zahlreichen Reden betonten die Bundesräte die Wichtigkeit der Demokratie.
  • Ignazio Cassis befindet sich anlässlich des Nationalfeiertags auf einer «Tour de Suisse».

Die drei Bundesrätinnen und vier Bundesräte haben zum Nationalfeiertag am Sonntag und Montag einen Ansprachen-Marathon absolviert. In den aktuellen Kriegszeiten beschworen sie das Einstehen für die Demokratie. Zum grossen Feuerwerk am Rhein in Basel kamen 100'000 Personen.

Die Bundesräte traten insgesamt 16 Mal auf. 14 Ansprachen hielten sie am Montag, dem eigentlichen Nationalfeiertag, zwei bei vorgezogenen Bundesfeiern am Sonntag.

Cassis auf «Tour de Suisse»

Am Bundesfeiertag am aktivsten war Bundespräsident Ignazio Cassis, der am Morgen in Lugano zu einer von italienischsprachigen Jugendlichen begleiteten «Tour de Suisse» aufbrach und viermal auftrat.

Der Aussenminister sagte in Knonau ZH auf einem Bauernhof-Brunch, aktuell sei der Krisenmodus permanent. Freiheit und Wohlstand seien nicht gratis. Streit, auch lauter, dürfe sein. Versöhnung müsse aber möglich sein.

Zeigte keine Berührungsängste: Bundespräsident Ignazio Cassis machte in Knonau einen Abstecher in den Stall.
Zeigte keine Berührungsängste: Bundespräsident Ignazio Cassis machte in Knonau einen Abstecher in den Stall. - sda - KEYSTONE/MICHAEL BUHOLZER

Cassis und die Jugendlichen reisten weiter nach Grenchen SO und Yverdon-Les-Bains VD nach Lausanne, wo die Reise am Abend bei einem Volksfest mit Feuerwerk endete.

Keller-Sutter: «Es geht jetzt um unsere Werte»

Justizministerin Karin Keller-Sutter rief auf dem Gipfel des Moléson FR zur Verteidigung der Freiheiten auf. «Es geht jetzt um unsere Werte», sagte sie mit Blick auf den Ukraine-Krieg.

Wirtschaftsminister Guy Parmelin erklärte an einem Bauernhof-Brunch in Oberwald VS: «Heute ist nicht Trübsal blasen angesagt, sondern Feiern.» 2022 sei aber «definitiv kein ausgezeichneter Jahrgang», räumte der gelernte Winzer ein. Am Abend sprach er in Sessa in der Gemeinde Tresa TI.

Viola Amherd sagte in Winterthur ZH, es gebe immer mehr autokratische Regimes und antidemokratische Tendenzen. Deshalb plädierte die Verteidigungsministerin für eine wehrhafte Demokratie.

Simonetta Sommaruga, die Energie- und Umweltministerin, warb an ihren Auftritten vom Sonntag in Saas-Balen VS und in Freiburg am Montag für die Energiewende. So sichere die Schweiz ihre Unabhängigkeit.

Berset
Bundesrat Alain Berset, zweiter von links, besucht die Bundesfeier Luzern am Sonntag, 31. Juli 2022 auf dem Europaplatz Luzern. - keystone

Der frankophone Innenminister Alain Berset hielt nach Luzern am Sonntag Ansprachen in Stein am Rhein SH und in Bellerive VD. Er sagte, Polemik, Wut und ein seltsamer Stolz auf einfache Analysen würden die Debatten im Land prägen. Raum für Annäherung, Dialog und Kompromisse fehle. Finanzminister Ueli Maurer sprach in Dietlikon ZH, Neunkirch SH und Marbachegg LU.

Die Parteipräsidenten meldeten sich per Videobotschaft zu Wort und nutzten ihre 1.-August-Ansprachen für den Wahlkampf.

SVP-Nationalrat Roger Köppel ausgeladen

Die Gemeinde Spreitenbach AG lud am Sonntag den als 1.-August-Redner vorgesehenen SVP-Nationalrat Roger Köppel (ZH) aus, nachdem Gewaltandrohungen eingegangen waren. Auf dem offenen Platz vor dem Gemeindehaus hätte sich die Sicherheit nicht gewährleisten lassen, hiess es.

Unerwartete 1.-August-Grüsse kamen aus Russland. Trotz der Sanktionen und obwohl die Schweiz auf seiner Liste der «unfreundlichen Länder» steht, gratulierte Präsident Wladimir Putin zum Nationalfeiertag.

Schwingen auf dem Rütli

Nach dem Zusammengreifen der drei Eidgenossen zum Schwur griffen auf dem Rütli UR am Montag erstmals überhaupt zukünftige Eidgenossen im Sägemehlring zusammen. Mit dem Motto «friedvoller Kampf» zeigten Jungschwinger ihr Können und demonstrieren, dass auch nach hartem Kampf Versöhnung möglich ist.

Der Eidgenössische Schwingerverband wäre eigentlich 2020 anlässlich seines 125-jähriges Bestehens an die Bundesfeier auf dem Rütli gewesen. Das scheiterte an der Covid-19-Pandemie. Letztes Jahr stand fünfzig Jahre Frauenstimmrecht im Zentrum

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Zwei Jungschwinger in aktion auf der Rütliwiese während der Bundesfeier auf dem Rütli, welche im Zeichen des Schweizer Traditionssport Schwingen steht, am Montag, 1. August 2022. - keystone

Am Rheinufer in Basel stieg am Sonntag von zwei Schiffen im Fluss um 23 Uhr ein grosses Feuerwerk. Geschätzt 100'000 Personen strömten bei heissem Wetter zu dem 16-minütigen Spektakel. Wegen des Feinstaubs war das Feuerwerk um ein Drittel verkürzt.

Etwas eingetrübt wurde die Bilanz durch Jugendliche, die in der Menge Feuerwerk zündeten. Hinzu kamen Diebstähle und kleinere Brände. In Sitten, wo ein kantonales totales Feuerverbot herrscht, setzte privates Feuerwerk am Sonntag Wiesland an einer Autobahn in Brand. Die Polizei nahm sieben Personen vorläufig fest.

Schweizerfahne auf dem Säntis

Auf dem Säntis prangt seit Sonntag die grösste Schweizerfahne. 19 Höhenarbeiter montierten die 80 mal 80 Meter grosse und rund 700 Kilo schwere Flagge in einer rund dreistündigen Aktion. Letztes Jahr machte ihnen das Wetter einen Strich durch die Rechnung.

Wie seit dreissig Jahren luden Bauernhöfe zum 1.-August-Brunch. 2022 beteiligten sich 280 Betriebe an der Aktion des Schweizer Bauernverbands. 150'000 Besucherinnen und Besucher liessen sich die lokalen Spezialitäten nicht entgehen, gleich viele wie vor der Covid-19-Pandemie.

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