Trotz Warnung: Chinesische Touristen machen Selfies auf Rigi-Gleis
Ein Ausflügler zweifelt am Verstand einer chinesischen Touristengruppe: Sie lässt sich mitten auf den Gleisen der Luzerner Station Rigi Kulm fotografieren.

Das Wichtigste in Kürze
- «Mir ist unverständlich, wie man auf eine solche Idee kommen kann», sagt ein Ausflügler.
- Er erblickte Touristen bei einer Fotosession auf den Gleisen der Station Rigi Kulm.
- Die Rigi Bahnen klären über die Situation vor Ort auf.
Auf der Jagd nach spektakulären Fotos kommt der Sinn für Gefahren manchmal abhanden. Das beweisst eine chinesische Gruppe in den Zentralschweizer Alpen.
Acht Personen, darunter auch Kinder, posieren für Fotos. Und dies mitten auf den Bahngleisen der Station Rigi Kulm. Auf dem Perron steht eine weitere Chinesin mit gezücktem Handy.
Wie bitte?
Das Foto aufgenommen hat Reddit-User «redhill69» bei seinem Ausflug auf dem höchsten Gipfel der Rigi im Kanton Luzern. «Ohne Worte», schrieb er zum Foto, das er auf der Plattform postete.
«Mir ist unverständlich, wie man auf eine solche Idee kommen kann», sagt User «redhill69» zu Nau.ch. «Die Höhenluft hat denen wohl kurzfristig den Verstand genommen», vermutet er.
«Tafel ist auch auf Chinesisch angeschrieben»
Die Szene spielte sich letzten Freitagvormittag an der Endstation der Zahnradbahn Vitznau-Rigi Kulm ab.
«Die Gruppe hat sich für Fotosessions verbotenerweise auf dem Geleise aufgehalten», sagt der User. Trotz der Hinweistafel «Überschreiten der Gleise verboten».
Die Aktion dürfte aber nicht auf mangelnde Sprachkenntnisse zurückzuführen sein. «Die Tafel ist auch auf Chinesisch angeschrieben», erklärt der Ausflügler.
Eine Dame habe Fotos von der Gruppe gemacht. «Hinten stand noch eine Bahn, darum fanden die es ganz interessant, Fotos zu machen zusammen mit den Leuten.»
Zug kommt im Schritttempo
Die Selfie-Session habe vielleicht zwei Minuten gedauert. «Nachdem die Durchsage kam und einige andere Leute reklamierten, entfernte sich die Gruppe vom Gleis.»
Ivan Steiner von der Rigi Bahnen AG bestätigt Nau.ch, dass das Bild beim Bahnperron auf Rigi Kulm aufgenommen wurde. Dort endet die Strecke zwischen Vitznau und Rigi Kulm, sagt er.
Immerhin: Mit hoher Geschwindigkeit fährt der Zug dort nicht ein.
«In der Regel erreicht einmal in der Stunde ein Zug im Schritttempo dieses Gleis», sagt er. 13 Minuten später verabschiedet sich der Zug wieder im Schritttempo Richtung Tal.
Rigi-Bahn erfasste 2018 Tourist (†)
Dennoch betont Steiner: «Selbstverständlich ist es nicht erlaubt, das Gleis zu betreten.» Die entsprechende Signalisation weisst vor Ort darauf hin.
Auf Rigi Kulm hat der Bahnbetrieb eine Person in der Gästelenkung im Einsatz. Diese steht ihren Gästen bei Fragen zur Verfügung, sagt Steiner.

«Und bei Bedarf macht sie auch freundlich darauf aufmerksam, dass Gleis nicht zu betreten.» Es komme selten vor, dass Gäste aufs Gleis stünden, um sich fotografieren zu lassen.
Einen Todesfall haben die Rigi Bahnen aber zu verbuchen. 2018 erfasste ein Zug einen Touristen aus Südkorea auf offener Strecke zwischen Rigi Staffel und Rigi Kulm. Zum Unfallzeitpunkt herrschte dichter Nebel.
«Schweizer benehmen sich teilweise genauso»
Einen Reddit-User überrascht die Foto-Aktion der Chinesen auf den Gleisen nicht.
«Schweizer benehmen sich teilweise genauso im Ausland», schreibt er. Idioten gebe es überall. «Ist ja jetzt nicht grad so, als würde dort ein TGV vorbeizischen. Aber eben …»
Selfies auf Schienen zu machen, war vor einigen Jahren sogar ein Trend. Etwa in Zürich legte sich ein Bub auf die Tram-Gleise, um ein Selfie zu schiessen.
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Und die Influencerin Patricia Alejos Monzon erntete einen Shitstorm, weil sie auf dem gefährlichen Bahngleis am thailändischen Maeklong-Markt posierte.
In Sri Lanka kam es wegen Gleis-Selfies zu mehreren Todesfällen, sodass das Land ein Selfie-Verbot auf Bahnschienen verhängen musste.
Selfies fordern sogar Tote
Doch für verrückte Selfies riskieren manche Touristinnen und Touristen auch abseits von Gleisen den Tod. 2021 kletterte eine Frau auf die Brüstung des Schaffhauser Munots, um ein Selfie zu machen.
Dabei verlor sie das Gleichgewicht. Eine Birke, an der sie sich festklammern konnte, rettete ihr das Leben.
Kein Glück hatte die chinesische Influencerin Sophia Cheung. Die 32-Jährige posierte im Ha Pak Lai Naturpark in Hongkong über einem Wasserfall. Sie verlor den Halt und stürzte in den Tod.
















