Lidl und Aldi wollen auf den Lebensmitteltransport mit dem Flugzeug verzichten. Einem Experten zufolge ist der Transport aber nicht das Entscheidendste.
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Lebensmittel stehen in einer Lagerhalle bereit zum Transport. (Symbolbild) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Aldi und Lidl verzichten auf den Transport von Früchten und Gemüsen mit dem Flugzeug.
  • Damit wollen die Discounter einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
  • Einem Experten zufolge ist der Transport aber nicht das Entscheidenste für die Ökobilanz.

Die Discounter Aldi und Lidl transportieren keine Früchte und Gemüse mit dem Flugzeug in die Schweiz. Damit wollen sie einen Beitrag leisten zum Klimaschutz – denn der Transport von Lebensmitteln per Flugzeug verursacht viele Treibhausgasemissionen. Doch wie sinnvoll ist das überhaupt?

Laut dem Klimaexperten von Greenpeace, Georg Klingler, verursacht der Transport von Lebensmitteln im Schnitt etwa 5 Prozent der Umweltbelastung eines Produktes.

20 mal mehr Emissionen mit dem Flugzeug

Bei Waren, die mit Luftfracht transportiert werden, ist dieser Anteil allerdings höher. «Mit einem Transport per Flugzeug werden bis zu 20 mal mehr Emissionen verursacht als mit einem Transport per Schiff und Lastwagen», so Klingler.

Food Waste
Mehr als die Hälfte der Umweltbelastung von Food Waste (52 Prozent) aus Haushalten und Gastronomie. - Keystone

Er hält den Verzicht auf Lufttransport deshalb für durchaus sinnvoll. Um ihren Fussabdruck aber substanziell zu verringern, müssten Detailhändler vermehrt den Food Waste verringern und tierische durch pflanzliche Proteine ersetzen. Nachhaltigkeitsorientierte Konsumenten sollten zudem möglichst auf pflanzliche, biologische, saisonale und regionale Produkte zurückgreifen.

Doch schwarz oder weiss gibt es nicht: «Wenn zum Beispiel Tomaten in einem fossil beheizten Schweizer Gewächshaus produziert werden, haben sie eine schlechtere Umweltbilanz als solche von einem unbeheizten spanischen Gewächshaus», sagt er. Anders sehe es aber beispielsweise bei einem mit Fernwärme beheizten Schweizer Treibhaus aus.

Ganz anders als bei Aldi und Lidl sieht es bei den beiden mächtigsten Detailhändlern der Schweiz aus: Migros und Coop wollen beide nicht auf den Import von eingeflogenem Gemüse und Obst verzichten. «Gar keine Flugtransporte mehr durchführen ist aktuell (noch) kein Thema», so ein Migros-Sprecher.

Gemüse Coop
Wegen der Inflation kosten auch Lebensmittel mehr. - Keystone

Insgesamt mache der Anteil an Flugobst und -gemüse bei der Migros allerdings weniger als 1 Prozent des Sortiments aus. Die Transporte dieser Artikel verursachten einen CO2-Ausstoss von 18'000 Tonnen. Diese kompensiere man über die eigene Klimastiftung in Zusammenarbeit mit Myclimate.

Auch bei Coop heisst es, dass sich Flugtransporte wegen der kurzen Haltbarkeitsdauer mancher Produkte nicht komplett vermeiden liessen. «Würden wir darauf ganz verzichten, könnten wir unseren Kundinnen und Kunden Stand heute nicht mehr dasselbe umfangreiche Sortiment an exotischen Früchten und Gemüsen anbieten», so ein Sprecher.

7357 Tonnen Obst importiert

Im Jahr 2021 sind gemäss Zahlen des Bundesamtes für Zoll- und Grenzsicherheit (BAZG) 7357 Tonnen frisches Obst und Gemüse per Flugzeug in die Schweiz eingeführt worden. Sie hatten insgesamt einen Warenwert von über 56 Millionen Franken. Das ergibt im Schnitt einen Kilo-Warenwert von 7,60 Franken. Dieser hohe Kilopreis weist darauf hin, dass die Detailhändler vor allem hochpreisige Früchte und Gemüse per Flugzeug importieren.

Die 7357 Tonnen entsprechen 9,2 Prozent der gesamten Menge an über den Luftweg importierten Waren in die Schweiz. Damit ist Obst und Gemüse die Produktkategorie, von der prozentual die grössten Volumina per Flugzeug importiert wurden, gefolgt von den Maschinen, Werkzeugmaschinen und Teilen dafür (9%) und Bekleidungs- und Pelzwaren (5%).

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