Teure Ski-Abos – Experte: «Nationalsport droht zum Luxus zu werden»
Mehrere Skipässe, die mehrere Skigebiete verbinden, werden auf diese Saison hin teurer. Ein Wirtschaftspsychologe sieht diese Entwicklung kritisch.

Das Wichtigste in Kürze
- In mehreren Skigebieten werden Ski-Abos diese Saison teurer.
- Ein Experte sieht diese Entwicklung kritisch.
- Er warnt, dass Skifahren so für einen Teil der Bevölkerung zum Luxus werden könnte.
Die Vorbereitungen laufen bereits: In rund zwei Monaten starten die ersten Skiregionen in die Saison. Der Verkauf der ersten Ski-Saisonpässe hat nun schon begonnen.
Doch dieses Jahr müssen Wintersportler gleich in mehreren Gebieten tiefer ins Portemonnaie greifen.
Der auf diese Saison hin neu gegründete Alps-Pass kostet für Erwachsene im Vorverkauf 949 Franken. Das Abo gilt für die Gebiete Adelboden-Lenk, Aletsch Arena, Engelberg-Titlis und die Jungfrau Ski Region.
Aber aufgepasst: Der Preis ist um 99 Franken teurer als der Vorgänger, der Top 4 Skipass. Dieser beinhaltete die Gebiete Adelboden-Lenk, Gstaad, Jungfrau Ski Region und Meiringen-Hasliberg.
Gründe für den Preisanstieg beim Alps-Pass
Wieso dieser Preisanstieg?
Auf der Webseite von Adelboden-Lenk zum Alps-Pass steht dazu: Die vier Wintersportgebiete, die zum neuen Alps-Pass gehören, verfügten über ein breiteres Angebot. Sie bieten «mehr Qualität und Schneesicherheit als die früheren Top4-Skigebiete».

Zudem hätten sich seit der Einführung des Top4-Passes «die beschneiten Flächen verdoppelt, was erhebliche Investitionen erforderte». Hinzu kämen steigende Energie- und Betriebskosten.
Dafür wird es für Kinder und Jugendliche billiger. Dies unterstreicht Annette Fuhrer, Mediensprecherin bei den Jungfraubahnen, auf Anfrage von Nau.ch.

Beim Alps-Pass zahlen Jugendliche (16 bis 19 Jahre) im Vorverkauf noch 299 Franken statt 499 Franken beim Top4. Und Kinder (sechs bis 15 Jahre) 199 Franken statt 333 Franken.
«So sollen die Budgets von Familien entlastet und der Wintersport-Nachwuchs gefördert werden», erklärt Furrer.
Auch der Magic-Pass wird teurer
Der Alps-Pass ist nicht der einzige Abo-Verbund, für den Erwachsene in der kommenden Saison tiefer in die Tasche greifen müssen.
Auch das Konkurrenzangebot Magic-Pass, ein Abo für fast 100 Lifte in zahlreichen Skigebieten, wird teurer.
Elise Bétrisey, Magic-Pass-Mediensprecherin, erklärt auf Anfrage von Nau.ch: «Der Startpreis beträgt in diesem Jahr 419 Franken gegenüber 399 Franken im 2024/25 für Erwachsene. Und 282 Franken für Kinder gegenüber 269 Franken.»

Dies sei die erste Erhöhung seit acht Jahren. Die Preiserhöhung sei bei der Lancierung der Ausgabe 2025/26 im März eingeführt worden.
Diese Tarifanpassung ermögliche es, die Integration von 17 neuen Destinationen zu finanzieren. Darunter seien etwa Gstaad, Meiringen-Hasliberg, Belalp und Le Grand-Bornand. Gstaad und Meiringen-Hasliberg waren zuvor bei der Konkurrenz.
Keine Preiserhöhung beim Bündner Abo-Verbund Topcard
Und wie sieht es in den Bündner Skigebieten aus? Arosa-Lenzerheide, Laax und Davos-Klosters haben sich zum Abo-Verbund Topcard zusammengeschlossen.

Die Topcard ist eine Jahreskarte – also auch im Sommer gültig, erklärt Reto Wyss auf Anfrage. Er ist Leiter Gästeservice im Skigebiet Arosa Lenzerheide.
Entsprechend findet der Verkauf primär im Frühling statt. Wyss: «Auf das aktuell gültige Verkaufsjahr wurden keine Preiserhöhungen vorgenommen.» Für Erwachsene kostet die Jahreskarte 1550 Franken.
Experte: Skifahren könnte zum Luxus werden
Zwei von drei Abos werden also teurer. Konsumforscher und Wirtschaftspsychologe Christian Fichter schätzt die Preiserhöhungen ein.
Er merkt zwar an, dass sich die gestiegenen Preise tatsächlich mit steigenden Kosten für Energie, Beschneiung und Infrastruktur begründen lassen.
Aber: «Gleichzeitig wird Skifahren für viele Familien immer schwieriger zu finanzieren», sagt Fichter zu Nau.ch.

Selbst wenn Kinder- und Jugendtarife günstiger geworden seien, bleibe die Gesamtbelastung für Haushalte hoch.
Fichter warnt: «Der Nationalsport droht dadurch, für einen Teil der Bevölkerung zum Luxus zu werden.»
Für Vielskifahrer seien solche Allianzen zweifellos attraktiv, so Fichter. «Für die Mehrheit, die hauptsächlich in einem Stammgebiet fährt, ist der zusätzliche Nutzen aber begrenzt. Sie finanzieren indirekt ein Angebot, das sie gar nicht ausschöpfen können.»
Gebietszusammenschlüsse vor allem «Mittel zur Gewinnoptimierung»
Tageskarten seien zwar eine Alternative. Doch mit Preisen von 70 bis 90 Franken pro Tag seien sie für Familien kaum erschwinglich.
Fichter: «Wer regelmässig fahren will, steht faktisch vor der Wahl: sehr teuer pro Tag oder noch teurer im Paket.»
Dass sich immer mehr Gebiete zusammenschliessen, sei vor allem ein «Mittel zur Gewinnoptimierung und Kundenbindung», erklärt Fichter.
Das sei betriebswirtschaftlich nachvollziehbar. Aber die Skigebiete müssten sich der Kritik stellen, dass Wintersport in der Schweiz dadurch sozial selektiver werde.
Fichter stellt klar: «Für die Betreiber ist es ein cleveres Geschäftsmodell. Für einen Teil der Bevölkerung ist es jedoch eine Barriere.»
Tourismus-Experte: Multi-Resort-Pässe bieten auch Vorteile
Auch Tourismus-Experte Jan Mosedale befürchtet zwar, dass höhere Preise einige Gäste abschrecken könnten.
Der Forschungsleiter am Institut für Tourismus und Freizeit an der Fachhochschule Graubünden gibt gegenüber Nau.ch jedoch zu bedenken: «Dieser Effekt wird teilweise durch deutlich günstigere Kinder- und Jugendabos abgefedert.»

Zudem würden günstige Abos für jüngere Skifahrerinnen und Skifahrer neue Zielgruppen der Zukunft anziehen.
Multi-Resort-Pässe würden zudem für Gäste auch Vorteile bieten. Insbesondere für jene, die ihre Unterkunft strategisch in der Nähe mehrerer beteiligter Skigebiete wählen würden.
Mosedale: «Dies ist besonders für Skigebiete in mittleren Lagen interessant.» Schliesslich ist Schnee hier weniger garantiert als in höheren Lagen.
Das Risiko, dass die Ski-Ferien wegen unpassendem Wetter ausfallen, ist mit einem Pass für mehrere Gebiete also geringer. Fehlt in einem der Schnee, kann man in ein anderes ausweichen.