Teure Handys: Wegwerfen war gestern

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Bern,

Länger gebrauchen und Wiederverwenden statt wegwerfen. Teure Ressourcen, grüne Regierungen und kritische Konsumenten zwingen Handyhersteller zum Umdenken.

Für Rohstoffhändler sind auch nicht mehr funktionierende Handys und Smartphones wertvoll. Foto: Julian Stratenschulte
Für Rohstoffhändler sind auch nicht mehr funktionierende Handys und Smartphones wertvoll. Foto: Julian Stratenschulte - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Handys werden immer seltener weggeworfen, weil sie wertvolle Rohstoffe enthalten.
  • Die Schweiz hat im Jahr 2020 alleine knapp 130'000 Tonnen E-Schrott gesammelt.
  • Die Hersteller werden gezwungen, Mobiltelefone immer stärker zu rezyklieren.

Heute hat jedes Thema seinen internationalen Jahrestag: Am 14. Oktober war der Elektro-Schrott-Tag (E-Waste). Zwei Tage später, am 16. Oktober wurde dann mit aber mit dem «Repair-Day» schon die Alternative zum Verschrotten gefeiert.

Laut dem Uno-Bericht E-Waste-Monitor (http://ewastemonitor.info/) produzierte 2020 jeder Westeuropäer jährlich über 16 Kilo Elektroschrott. Der E-Waste-Day ruft auf, davon möglichst viel einzusammeln, zu schreddern und einen Teil der Stoffe zu rezyklieren.

Schweiz mit Vorbildsfunktion

Die Schweiz ist dabei sehr fleissig. Im Jahr 2020 wurden knapp 130'000 Tonnen E-Schrott gesammelt, über 40'000 Tonnen entfielen dabei auf Elektronik. 900'000 Handys landeten meist im Schredder.

Am diesjährigen E-Schrott-Tag überraschten allerdings die europäischen Schrott-Verwerter (https://weee-forum.org) und die grössten Handy-Hersteller-Organisationen mit einer gemeinsamen Studie. Sie zeigt, wie der Elektronikmarkt vom Wegwerfsystem zu einer Kreislauf-Wirtschaft werden kann. Das bedingt aber, dass Produkte bereits beim Design auf Wiederverwendbarkeit getrimmt, Defektes repariert und Veraltetes weiterverwendet werden kann.

Handy
Seine Teenager seien «süchtig» nach ihrem Handy, stört sich ein Vater. Und legt kurzum das Internet der ganzen Stadt lahm. (Symbolbild) - Keystone

Druck auf die Hersteller macht inzwischen auch die EU. Bereits 2023 soll eine Ökodesign-Regelung für Handys in Kraft treten. Diese enthält vor allem Vorschriften zur Haltbarkeit und Reparierbarkeit. Hersteller müssen dann fünf Jahre lang Softwareupdates für die Handys liefern. Heute werden Smartphones teilweise schon nach drei Jahren entsorgt, weil Hersteller sich weigern, neu aufgetauchte Sicherheitslücken zu stopfen.

Ferner müssen die Hersteller fünf Jahre lang Ersatzteile für die Handys liefern und Reparaturanleitungen zugänglich gemacht werden.

Repair-Kaffees im Trend

Darüber dürften sich in der Schweiz auch die über 170 gemeinnützigen Repair-Kaffees (repair-cafe.ch) freuen. Dort werden Elektro- und Elektronikgeräte möglichst lange repariert statt verschrottet. Die Schweizer Hobby-Flicker wiederbelebten am internationalen Reparaturtag (16. Oktober) über 700 Geräte. Damit verhinderten sie gut zwei Tonnen Elektroschrott.

Letztlich ist es der Konsument, der mit seiner Kaufentscheidung langlebige Produkte bevorzugen kann. In der Praxis ist es allerdings nicht einfach, in den Werbeprospekten der Hersteller Infos zur Ökologie zu finden.

Handy
Das alte Handy wird schnell zu Elektronikschrott. - Pixabay

Frankreich hat deshalb eine staatliche «Reparatur-Note» für elektronische Geräte eingeführt (www.indicereparabilite.fr). Aufgrund einer umfangreichen Auswertung werden Noten von 1 bis 10 vergeben. Während dabei das für Ökologie bekannte Fairphone 4 eine Traumnote von 9,3 erreicht, muss sich das teurere iPhone 13 mit der Note 6,2 begnügen. Konkurrent Samsung erreicht mit seinem günstigen Galaxy A52 die Note 8,6.

Auch in der Schweiz gibt es politischen Druck. Nach dem Wunsch des Nationalrates soll die Garantiefrist von Geräten von 2 auf 5 Jahre verlängert werden.

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