In der Schweiz ist im zweiten Quartal 2022 weiterhin rege gebaut worden. Der klare Anstieg der Umsätze im Bauhauptgewerbe und auch der Auftragseingänge wird allerdings durch die starke Teuerung der Baumaterialien, der Energie- und Transportkosten relativiert. Und mittelfristig haben sich die Aussichten eingetrübt.
Baustellenmarkierung an der Staatsstrasse in Oberhofen.
Baustellenmarkierung an der Staatsstrasse in Oberhofen. - Nau.ch / Ueli Hiltpold
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Das Wichtigste in Kürze

  • Von April bis Juni erwirtschaftete das Bauhauptgewerbe einen Umsatz von 6,1 Milliarden Franken, wie der Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) am Mittwoch mitteilte.

Das sind rund 6 Prozent mehr als im Vorjahr.

Diese nominale Steigerung sei teilweise durch deutliche Preisanstiege vieler Baumaterialien wie Stahl-, Kunststoff- und Bitumenprodukte geprägt gewesen. So lagen etwa die Preise für Diesel durchschnittlich 45 Prozent höher als im Vergleichsquartal des Vorjahres.

Andere Materialien und Produkte wie etwa Bewährungsstäbe (+87%), Kunststoffrohre (+19%) oder Kantholz (+14%) wurden ebenfalls markant teurer; dies zusätzlich zu den starken Preissteigerungen, welche zuvor die Corona-Pandemie auf allen Baumaterialien ausgelöst hatte, wie der SBV betont. Da der Umsatz weniger stark gestiegen sei als die Kosten, seien auch die ohnehin tiefen Margen in der Baubranche weiter gesunken.

Zugelegt haben auch die Auftragseingänge, dank einer Zunahme sowohl der privaten Baugesuche als auch der Zuschläge der öffentlichen Bauherren. So kletterte der Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahr um über 12 Prozent auf 6,4 Milliarden Franken. Die Lage sei aber auch hier durch die Baumaterialpreise «etwas schöngefärbt», wie der Verband schreibt.

Kurzfristig dürfte das hohe Wachstum weitergehen. So prognostiziert der gleichzeitig vom SBV gemeinsam mit der Credit Suisse publizierte Bauindex für das dritte Quartal eine Umsatzsteigerung um gut 4 Prozent, bereinigt um Saison- und Kalendereffekte. Der Index kletterte um knapp 9 Prozent auf einen neuen Höchststand von 158 Punkten.

Dieser deutliche Anstieg spiegle jedoch die wirtschaftliche Situation der Branche nicht richtig wider. Zum einen dürften die Umsätze aus dem schwankungsanfälligen öffentlichen Hochbau aussergewöhnlich steigen. Zum anderen sei der Umsatzzuwachs massgeblich auf höhere Baupreise und nicht nur auf eine höhere Produktion zurückzuführen.

Entsprechend sehen der SBV und die CS die mittelfristigen Aussichten für das Gewerbe eingetrübt. Die weitere Entwicklung der Umsätze hänge stark von den Baumaterialpreisen ab. Diese seien zwar zuletzt noch stark gestiegen, indes gebe es erste Anzeichen für eine Abkühlung der Preisdynamik bei einigen Rohstoffen und Basismetallen. Folglich könnte ein globaler Konjunkturabschwung in den nächsten Quartalen auch die Baupreisentwicklung abschwächen.

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