Tessin gedenkt italienischer Partisanen mit Stolpersteinen

Keystone-SDA
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Onsernone,

Die Stolpersteine sollen an die tragischen Ereignisse von 1944 erinnern, als italienische Partisanen in der Schweiz Schutz suchten.

Stolpersteine
Stolpersteine des deutschen Künstlers Gunter Demnig erinnern seit 1996 europaweit an NS-Opfer. (Archivbild) - dpa

Italienische Partisanen haben im Oktober 1944 in die Schweiz fliehen wollen. Doch im Kugelhagel zwischen ihren faschistischen Verfolgern und Schweizer Grenzwächtern im Tessin starben zwei, ein dritter wurde verletzt. An sie erinnern nun sogenannte Stolpersteine.

An der Zeremonie am Dienstagvormittag im italienischen Grenzgebiet zum Tessiner Onsernonetal nahmen unter anderen Alt-Bundesrätin Ruth Dreifuss, die Tessiner Regierungsrätin Marina Carobbio Guscetti und der Historiker Jakob Tanner vom Verein Stolpersteine teil.

Ausserdem zugegen waren der Gemeindepräsident von Onsernone und Familienangehörige der italienischen Opfer von damals, wie es in einer Mitteilung des Vereins Stolpersteine Schweiz hiess. Es ist demnach das zweite Mal, dass sogenannte Stolpersteine im Tessin gelegt werden.

Flucht in die Schweiz: Ein riskanter Weg

Domodossola und die umliegende italienische Region waren im Herbst 1944 während 40 Tagen eine von der nazi-faschistischen Herrschaft befreite Zone. Am 10. Oktober starteten aber italienische Faschisten, unterstützt von deutschen Einheiten, eine Grossoffensive zur Rückeroberung. Das Partisanengebiet der Repubblica d’Ossola musste aufgegeben werden.

Zehntausende Zivilisten und Partisanen wollten daraufhin in die Schweiz fliehen. Viele wählten den Weg durchs Valle Vigezzo ins Onsernonetal, darunter 250 Partisanen. Diese wollten bei den italienischen Bagni di Craveggia über die Grenze, wurden aber von den Schweizer Grenzbehörden zuerst nicht hereingelassen.

Um ein Blutbad durch schiessende Verfolger zu verhindern, wurde die Grenze aber doch noch geöffnet. Dennoch gab es bei Schusswechseln zwei Tote und dutzende Verletzte.

Gedenken weit über Landesgrenzen hinaus

Die Stolpersteine, die am Dienstag gesetzt wurden, sind für Federico Marescotti und Renzo Coen, die beide wegen Schüssen an der Grenze starben, sowie für Adriano Bianchi, der schwer verletzt wurde.

Stolpersteine sind ein Projekt des deutschen Künstlers Gunter Demnig. Die Gedenksteine, die der Berliner Künstler und dessen Unterstützer seit 1996 verlegen, erinnern in ganz Europa an Opfer des Nationalsozialismus. Bislang wurden geschätzt rund 100'000 solcher Stolpersteine in 23 europäischen Ländern gesetzt.

In der Schweiz gibt es Stolpersteine unter anderem in Bern, Biel, Winterthur und Zürich.

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Kommentare

User #4363 (nicht angemeldet)

Was nützt das, wenn weiterhin Waffen geliefert werden und die Kriegstrommeln immer lauter werden? Nichts gelernt.

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