Die geheime israelische Firma Team Jorge bietet Desinformationskampagnen und gekaufte Wahlen auf der ganzen Welt an. Sie steuert Fake News und hackt Politiker.
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Tal Hanan ist Leiter des «Team Jorge» in Israel. - Youtube/TheGuardian
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die geheim agierende Firma «Team Jorge» manipuliert gegen Bezahlung Wahlen weltweit.
  • Undercover-Journalisten zeigte das Unternehmen, wie es unter anderem vorgeht.
  • Die Möglichkeiten der Ex-Geheimdienstler schockieren.

Ein geheimes Unternehmen aus Israel soll seit rund 20 Jahren gekaufte Abstimmungen und Fake-News-Kampagnen für reiche Käufer anbieten. «Team Jorge» kontrolliert eine Armee von Social-Media-Bots und hackt politische Akteure, um ihnen belastendes Material unterzujubeln.

Das hat das internationale Recherchekollektiv «Forbidden Stories» herausgefunden. Über 100 Journalisten und 30 Medienorganisationen aus der ganzen Welt haben daran mitgearbeitet. Darunter der «Spiegel», der «Guardian», «The Washington Post», «Le Monde» sowie «RTS» und Tamedia aus der Schweiz.

Team Jorge: Von Isreal und Putin lassen Ex-Agenten lieber die Finger

Französische und israelische Journalisten schafften es, sich als Käufer einer Wahl-Beeinflussung in Afrika auszugeben. So konnten sie Videomaterial sammeln, auf dem Firmen-Boss «Jorge» über die Methoden der Firma Auskunft gibt. Und die Preise.

Eine Wahlverschiebung kostet zum Beispiel rund sechs Millionen Dollar. Ebenfalls im Angebot steht Spionage bei der Konkurrenz, Social-Media-Kampagnen oder das Fabrizieren von erfundenen Skandalen für politische Gegner.

Nach eigenen Angaben hat «Team Jorge» seit Gründung 33 Präsidentschaftswahlen beeinflusst und dabei 27 Mal gewonnen. Man nehme grundsätzlich alle Aufträge an – ausser in Israel, bei US-Wahlen oder gegen Putin.

Ein Emu zeigt, wie die Firma manipuliert

Weil die Firma keine Details zu ihren Kunden nennt, lassen sich diese Zahlen nicht überprüfen. Der Firmengründer demonstrierte den Journalisten allerdings live, wie er mit wenigen Klicks Nachrichten vom Handy des kenianischen Energieministers verschickt.

Oder einen Hashtag viral gehen lässt, der komplett erfunden ist ...

emmanuel
Der vorwitzige Emu «Emmanuel» ist ein TikTok-Star. Um den verdeckten Journalisten seine Möglichkeiten zu beweisen, hat «Team Jorge» während des Gesprächs den Hashtag #rip_emmanuel erfunden.
emu
Am nächsten Tag, dem 29. Juli 2022, trendet der Begriff auf Twitter und verbreitet sich rasend im ganzen Netz. Die Besitzerin versucht verzweifelt, das Gerücht richtig zu stellen.
ruto
Kenias Präsident Ruto gewinnt die Präsidentschaftswahl im August 2022 mit 50,9 Prozent denkbar knapp. Daraufhin startet sofort eine riesige Desinformations­kampagne gegen ihn.
jorge
Der Chef von Cambridge Analytica, Alexander Nix, arbeitete ebenfalls mit «Team Jorge» zusammen.
Facebook
Der Skandal um Facebook-Daten, welche im Wahlkampf von Donald Trump verwendet wurden, zog für Firmenchef Mark Zuckerberg eine jahrelange Verhandlung nach sich.

Ein simples, aber treffendes Beispiel, wie manipuliert wird, ist der Emu Emmanuel.

Emmanuel ist ein Laufvogel aus Florida, der dank einer TikTok-Followerschaft von 2,5 Millionen weltberühmt ist. «Jorge» setzte im Gespräch auf Wunsch der verdeckten Medienschaffenden den Hashtag «#RIP_Emmanuel» in die Welt.

Seine Fakeprofil-Armee hievte das innert 24 Stunden auf Twitter und Co in die Trends. Besitzerin Blake musste schliesslich mit Beweisvideos klarstellen, dass der Vogel in der Realität noch kerngesund ist.

Verbindungen zur Schweizer Steuer-Spionageaffäre

Das Team rekrutiert sich laut Eigenwerbung aus ehemaligen Agenten, Soldaten und Ex-Mitgliedern von Spezialeinheiten. Das Unternehmen war zudem über mehrere Jahre eng mit der Skandalfirma Cambridge Analytica verbandelt.

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Gemäss Tamedia-Recherchen führte die Schweizer Bundesanwaltschaft bis 2021 ein Verfahren gegen den Firmenchef wegen Verdachts des wirtschaftlichen Nachrichtendienstes. Er hatte dem Schweizer Spion Daniel Moser Bankdaten in der Steuer-CD-Affäre mit Deutschland beschafft. Diese stellten sich allerdings als fingiert heraus, das Verfahren wurde eingestellt.

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