Swissmedic: Bericht zeigt Hygiene-Verschlechterungen in Spitälern
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Spitäler weisen Hygienemängel auf.
- Dies zeigt der neuste Bericht von Swissmedic.
- Im Vergleich zur letzten Untersuchung haben sich einige Bereiche sogar verschlechtert.
Obwohl man annehmen könnte, dass Spitäler besonders sauber sind, zeigt ein aktueller Bericht von Swissmedic eine andere Realität.
In fast allen der 25 überprüften Schweizer Spitälern wurden Mängel bei den Medizinprodukten festgestellt. Insbesondere beim Desinfizieren, Sterilisieren, Verpacken und Lagern gibt es Verbesserungsbedarf.
Im Vergleich zur letzten Untersuchung in den Jahren 2021 und 2022 haben sich einige Bereiche sogar verschlechtert: Bei der Reinigung und Desinfektion sowie bei den Räumlichkeiten zeigten 91 Prozent aller Inspektionen im Jahr 2023 Mängel auf. 2021 und 22 waren es bei den Räumlichkeiten 60 Prozent und bei der Reinigung und Desinfektion 53 Prozent.
Bei der Verpackung und der Lagerung medizinischer Produkte waren es im Jahr 2023 82 Prozent. Zum Vergleich die Zahlen aus den Jahren 2021 und 22: Bei der Verpackung waren es 63 Prozent, die Mängel aufwiesen und bei der Lagerung 57 Prozent.
Swissmedic: Personal fehlen Qualifikationen
Karoline Mathys von Swissmedic betont gegenüber der SRF-Sendung «10 vor 10», wie wichtig eine bessere Ausbildung ist: «Wir haben sehr oft festgestellt, dass das Personal nicht genügend qualifiziert ist. Es wäre wichtig, dass man das Personal zu entsprechenden Weiterbildungen schickt.»
Hattest du schon einmal eine negative Erfahrung im Spital?
Kristian Schneider, Direktor des Spitals in Biel und Vizepräsident des Spitalverbandes H+ verteidigt sich nach dem Bericht: «Das heisst aber noch lange nicht, dass das Produkt nicht sauber aufbereitet ist.» Er betont, dass die Schweiz zu den führenden Ländern in Bezug auf Hygienestandards gehöre.
Umsetzung der Hygienestandards eine Herausforderung
Trotzdem sieht Swissmedic Probleme bei der Umsetzung dieser Standards. Mathys warnt: «Die Mängel können Auswirkungen haben auf die Produktsicherheit und die Patienten.» Schneider hingegen betont, dass die Patientensicherheit in der Schweiz nicht gefährdet sei.
Er sieht den Bericht von Swissmedic als Chance zur Verbesserung. «Wir sind sehr sauber, wir sind nicht eklig. Wir gefährden die Patienten nicht. Wir machen eine hervorragende Arbeit», so Schneider weiter.
Um den Anforderungen von Swissmedic gerecht zu werden, müssen Massnahmen ergriffen werden. Das Spital Biel beispielsweise hat bereits nach einer früheren Untersuchung Verbesserungen angestrebt – immer unter Aufsicht von Swissmedic. Ein solcher Vorgang könne aber laut Mathys bis zu einem Jahr oder länger dauern.
Spitäler lagern Reinigung zunehmend aus
Immer mehr Spitäler lagern die Reinigung ihrer Produkte an private Unternehmen aus. Connie Ingold vom Medizin-Logistik-Unternehmen Sermax bestätigt eine hohe Nachfrage: «Viele Spitäler leiden unter Personalmangel und stehen unter Kostendruck», sagt sie.
Zur weiteren Qualitätsverbesserung hat der Spitalverband im Mai einen Qualitätsvertrag mit den Krankenkassen abgeschlossen. Man erhofft sich davon auch Verbesserungen bei der Aufbereitung von medizinischen Produkten.