Schweizer Firmen haben vergangenes Jahr 16,8 Milliarden Franken in die Forschung investiert. In konjunkturempfindlicheren Branchen gab es aber einen Rückgang.
Rudolf Minsch
Chefökonom Rudolf Minsch spricht an einer Pressekonferenz. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Letztes Jahr haben Schweizer Firmen 16,8 Milliarden Franken in die Forschung investiert.
  • In den Bereichen Gesundheit und Digitalisierung sind die Ausgaben trotz Corona gestiegen.

16,8 Milliarden Franken haben private Schweizer Unternehmen im vergangenen Jahr in Forschung und Entwicklung investiert. Trotz der Covid-19-Pandemie sind die Forschungsausgaben in den Bereichen Gesundheit und Digitalisierung gestiegen. In konjunkturempfindlicheren Branchen gab es allerdings einen Rückgang.

Der grösste Anteil der im Inland getätigten Forschungsinvestitionen entfiel gemäss der am Montag veröffentlichten gemeinsamen Erhebung des Bundesamtes für Statistik (BFS) und des Wirtschaftsdachverbandes Economiesuisse auf die Pharmaindustrie. Mit 6,2 Milliarden Franken tätigte sie 37 Prozent aller privaten Forschungsausgaben.

Dahinter folgten mit 2,2 Milliarden Franken oder einem Anteil von 13 Prozent auf die Forschung und Entwicklung spezialisierte Unternehmen und Institute. 1,5 Milliarden Franken entfielen auf den Wirtschaftszweig «Maschinen». Aber nicht in allen Branchen stiegen die Forschungsausgaben.

Mehr Investitionen durch Pharmabranche

Mehr investiert als 2019 haben die Pharmabranche, Informations- und Kommunikationstechnologie-Betriebe sowie auf Forschung und Entwicklung spezialisierte Unternehmen. Diese drei Trendbranchen hätten durch die Pandemie kaum gelitten, sagte Rudolf Minsch, Chefökonom bei Economiesuisse, in Bern vor den Medien.

Anders die Lage bei konjunktursensitiveren Branchen, in denen die Ungewissheiten wegen Covid-19 auf die Investitionslust drückten: In den Sparten Nahrungsmittel, Metall, Maschinen, Chemie und Hochtechnologieinstrumente. Ihre Forschungsausgaben sanken unter dem Strich um 8 Prozent gegenüber 2019.

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Ein Mann untersucht in einem Labor Urinproben. (Symbolbild) - keystone

Deutlich zugelegt bei den Forschungsausgaben haben kleine Unternehmen und grosse Firmen. Laut Aussagen von Minsch ist die wachsende Start-up-Szene ein Grund des Wachstums bei den kleinen Unternehmen. Mittelgrosse Betriebe hingegen seien vorwiegend im Nahrungsmittel- und Metall-Sektor tätig und hätten mehr gelitten unter der Pandemie.

Die Nicht-Assoziierung an Horizon Europe hatte laut Minsch einen «veritablen Einfluss» auf die Forschungsausgaben. Der Wegfall der Programme oder der nur noch beschränkte Zugang zu den Programmen habe mittelgrosse Betriebe besonders getroffen. Wie sich der 2022 gestartete Swiss Accelerator auswirke, bleibe abzuwarten.

Zugelegt hat wie schon in den Vorjahren die Forschung und Entwicklung in der Sparte Biotechnologie. Der Anteil der Investitionen an den Gesamtausgaben stieg von 28 Prozent im Jahr 2012 auf 35 Prozent im vergangenen Jahr. Treiber sind vor allem die Pharmaunternehmen.

Personalbestand gestiegen

Ein Dasein am Rand fristet dagegen die Nanotechnologie. Ihr Anteil an den Gesamtaufwendungen verharrte im vergangenen Jahrzehnt bei rund einem Prozent. 2021 entfielen 172 Millionen Franken aller privaten Forschungsinvestitionen auf Nanotechnologie.

Dass Unternehmen Forschungsleistungen im Ausland einkaufen, kommt etwas weniger vor als auch schon. 2017 hatten die Betriebe noch für 6,8 Milliarden Franken im Ausland eingekauft; 2021 waren es noch 6,3 Milliarden Franken. Für das BFS ist das ein Zeichen dafür, dass die Schweizer Betriebe genügend wettbewerbs- und leistungsfähig sind, um ihre Forschung selbst zu betreiben.

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Eine Forscherin in einem Labor. (Symbolbild) - pixabay

Gestiegen ist auch der Personalbestand in den Forschungsabteilungen und Forschungsunternehmen in der der Schweiz. Auf Vollzeit-Äquivalente umgerechnet lag der Stellenetat bei rund 54'009. Das waren zwei Prozent mehr als im Jahr 2019.

25'429 Vollzeitstellen entfielen auf Forscherinnen und Forscher; der Zuwachs betrug fünf Prozent. Der Bestand an technischem Personal stieg um ein Prozent auf 22'096 Vollzeitstellen. Beim Hilfspersonal gab es einen Rückgang um sieben Prozent auf 6484 Vollzeitstellen. Die höchsten Frauenanteile hatten die Pharma- und die Nahrungsmittelforschung sowie eigentliche Forschungsunternehmen.

In internationalen Rankings der Forschungsintensität – dem Verhältnis von Forschungsaufwendungen und Bruttoinlandprodukt – liegt die Schweiz vorn, hat aber noch «Luft nach oben», wie Minsch sagte. In Europa liegt die Schweiz hinter Schweden und Belgien auf dem dritten Platz. Im weltweiten Vergleich belegt sie den achten Rang.

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