Eine neue Studie zeigt, dass Erdrutsche Erdbeben verursachen können.
Wenn ein Erdrutsch einen Fluss blockiert, kann dies Erdbeben auslösen. Die Wahrscheinlichkeit für eine solche Verkettung der Umstände sei für die Schweiz gering, Erdrutsche treten aber immer wieder ein, wie im letzten Jahr in Schwanden GL.
Wenn ein Erdrutsch einen Fluss blockiert, kann dies Erdbeben auslösen. Die Wahrscheinlichkeit dafür sei gering, Erdrutsche treten aber immer wieder ein, wie im letzten Jahr in Schwanden GL. - sda - KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER
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Erdrutsche können Erdbeben auslösen. Diese neue Erkenntnis sei für das Risikomanagement von Erdbeben, insbesondere in Bergregionen, von grosser Bedeutung, teilte die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) am Montag mit. Dass Erdbeben eine Reihe an Naturgefahren auslösen können, war bereits bekannt.

In einer Studie im Fachblatt «Nature Communications» belegte ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung der WSL nun erstmals, dass die Abfolge dieser Ereignisse auch umgekehrt auftreten kann. Dies könne passieren, wenn wegen eines Erdrutsches ein Fluss blockiert werde, erklärte die WSL. Dadurch werde das Wasser zu einen See aufgestaut. Das Gewicht des Wassers verändere die Spannungen und den Wasserdruck in der Erde, was wiederum den Druck auf Verwerfungen in der Erde so ändert, dass Erdbeben auftreten können.

Kettenreaktion: Vom Stausee zum Beben

Dieses Phänomen belegten die Forschenden anhand eines konkreten Beispiels beim Dorf Baige auf der Tibetischen Hochebene. Dort wurde nach einer grossen Rutschung im Jahr 2018 ein Fluss blockiert. Darauf bildete sich ein aufgestauter See, der wiederum eine Serie von Erdbeben auslöste.

«Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Ereignisverkettung ist klein», wird Mitautor Fabian Walter in der Mitteilung der WSL zitiert. Und weiter: «Allerdings gab es auch in der Schweiz immer wieder katastrophale Bergstürze. Wenn sich die Anzeichen für so ein Ereignis verdichten, dann sollte abgeklärt werden, was für eine Gefahr von einem potenziell gestauten Fluss ausgehen würde.»

Zudem vergrössere sich mit dem Klimawandel voraussichtlich das Volumen der Gletscherseen. Das könne das Risiko für Erdbeben ebenfalls verändern. Künftige Risikobewertungen müssten laut dem Forscher die beidseitigen Wechselwirkungen zwischen Rutschungen und Erdbeben berücksichtigen.

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