In St.Gallen wurde ein Lehrer verurteilt, weil er die Füsse seiner Schüler gefilmt hatte. Die Teenager erheben Vorwürfe, die Schule sei lange untätig gewesen.
Kameras
Ein Lehrer in St. Gallen hatte Kameras versteckt, um die Füsse seiner Schülerinnen zu filmen. (Symbolbild) - pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Lehrer in St.Gallen wurde verurteilt, weil er die Füsse der Schülerinnen gefilmt hat.
  • Die Schülerinnen sagen nun, sie hätten die Schulleitung schon vor langem informiert.
  • Trotz der Verdachtsmeldungen und kurioser Regeln des Lehrers, blieb sie aber untätig.
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Das schockierende Fehlverhalten eines Musiklehrers erschüttert die katholische, von Steuergeldern finanzierte Schule Flade in St.Gallen: Der 59-Jährige hatte die Füsse von Schülerinnen zur sexuellen Befriedigung gefilmt. Darüber berichtet das «Tagblatt» unter Berufung auf den Strafbefehl. Nun machen Schülerinnen auch der Schule schwere Vorwürfe und werfen ihr Untätigkeit vor.

Bereits im Frühling 2022 sei die Schulleitung mit dem Verdacht, der Lehrer habe Kameras installiert, konfrontiert worden, sagen die Schülerinnen. Einem Schüler waren Lämpchen unter dem Klavier verdächtig vorgekommen. Er sprach den Lehrer in einem Chat darauf an.

Klavier
Unter anderem unter dem Klavier hatte der Lehrer der St.Galler Schule Flade Kameras installiert. - pixabay

Dieser sagte, es handle sich um Kontrollleuchten, die anzeigen, wenn die Akkus der Fusspedalen leer seien. Mit einem Video eines Funktionstests versuchte er den Schüler zu überzeugen, im Schulzimmer zeigte er diesen aber nicht.

Der Schüler ging daraufhin zur Schulleitung, da ihm die Erklärung nicht plausibel erschien. Er ging davon aus, dass es sich um Kameras unter dem Klavier handle. Der Schulleiter ging aber nicht darauf ein. Er habe ihm gesagt, er müsse mit solchen Vorwürfen vorsichtig sein, berichtet der Schüler.

Verhalten des Lehrers war der Schülerschaft suspekt

In der Folge blieb die Schule untätig. Auch an den Schulrat wurde nichts gemeldet, wie deren Präsidentin Barbara Hächler sagt: Der Schulbehörde und der Schulleitung seien solche Informationen aus dem Jahr 2022 nicht bekannt.

In der Schülerschaft hielten sich die Gerüchte aber. Unter anderem wurden dann auch kleine Kameras, teils unter Tüchern versteckt, im Klassenzimmer entdeckt und fotografiert.

Auch das Verhalten des Musiklehrers kam den Schülerinnen suspekt vor. So durften die Reinigungskräfte nur den Eingangsbereich des Musikzimmers putzen. Den Rest habe der Lehrer «aus Sorge um seine Technik» selbst gemacht – oder explizit Schülerinnen für die Reinigung bezahlt. Die Begründung: «Ich vertraue euch Mädchen mehr als den Jungs.»

Schülerinnen und Schüler mussten Flipflops tragen

Noch seltsamer war die Schuhregel des 59-Jährigen: So mussten die Schülerinnen und Schüler stets Flipflops tragen, um, wie der Lehrer begründete, das Zimmer sauber zu halten. Dabei gilt im gesamten Schulhaus eine Finken-Tragpflicht.

Die Schulleitung sah in den merkwürdigen Regeln des Lehrers trotz der Vorwürfe nichts Sonderbares, sie blieb untätig. Bis im April 2023, als der Lehrer eines Tages nicht mehr auftauchte. Zuerst war die Rede, er sei krank.

Später informierte die Schulleitung, dass es kurz zuvor Vorwürfe gegeben habe, dass der Lehrer unerlaubt im Musiksaal gefilmt habe. Man nehme die Vorwürfe sehr ernst und habe eine Untersuchung mit Unterstützung externer Fachleute aufgenommen. Doch bei der Abklärung habe sich der Verdacht nicht erhärtet, ein Fehlverhalten sei nicht gefunden worden. Schulratspräsidentin Barbara Hächler sagt zum «Tagblatt», dass zu jenem Zeitpunkt keine Kameras installiert gewesen seien.

Schule entlastet Lehrer zuerst noch

Im Strafbefehl findet sich eine mögliche Erklärung: Am 27. April filmte der Lehrer die Füsse von drei Schülerinnen. Am nächsten Tag wurde dies bei der Schulleitung gemeldet. Möglicherweise kam es also zu einem Vorfall, woraufhin der Lehrer die Kameras entfernte.

Die Schule entlastete ihren Lehrer also in einem ersten Schritt. Es meldeten sich aber weitere Personen mit ähnlichen Vorwürfen gegen den Lehrer. Wie die Schule mitteilt, wurde die Untersuchung daraufhin ausgeweitet.

Die Schülerinnen gingen aber einen Schritt weiter und stellten Strafanträge. Die Polizei durchsuchte in der Folge das Haus des Lehrers und fand Videoaufnahmen der Füsse der Schülerinnen.

Im April 2024 wurde er nun per Strafbefehl wegen der Verletzung des Geheim- und Privatbereichs durch Aufnahmegeräte verurteilt.

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