Der Preisüberwacher Stefan Meierhans fordert eine Anpassung der ÖV-Angebote an die neuen Bedürfnisse. Die Branche sei nicht bereit für eine Welt nach Corona.
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Meierhans untersucht mit seinem Team die hohen Margen im Markt für Bioprodukte in der Schweiz. (Archivbild - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Stefan Meierhans fordert Bedingungen für das ÖV-Hilfe-Paket des Bundes.
  • Er kritisiert, dass das Angebot nach Corona nicht mehr den neuen Bedürfnissen entspricht.
  • Die ÖV-Branche ist laut Meierhans nicht auf eine Welt nach Corona vorbereitet.

Preisüberwacher Stefan Meierhans befürchtet, dass Millionen Steuergelder für die ÖV-Branche verpuffen. Die Corona-Hilfe dürfe nur gesprochen werden, wenn die ÖV-Angebote den geänderten Bedürfnissen angepasst würden. Das sagte er vor dem Parlamentsentscheid nächste Woche.

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Preisüberwacher Stefan Meierhans sieht bei Stromanbietern keine Anzeichen für ein Kartell. - Keystone

Das Parlament entscheidet nächste Woche über den Vorschlag des Bundesrats, den ÖV mit rund 300 Millionen Franken zu unterstützen.

Stefan Meierhans ist erstaunt über Millionenbeträge

«Ich bin erstaunt, dass man einfach dreistellige Millionenbeträge durchwinken will. Warum verbindet man das nicht mit einer Erwartung?», sagt Meierhans in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit dem «Blick».

Die vielen Steuergelder, die gesprochen werden, sollten an eine Bedingung geknüpft werden, fordert er. «Der öffentliche Verkehr könnte beispielsweise dazu verpflichtet werden, sich auf die geänderten Lebensrealitäten auszurichten und neue flexible Angebote zu schaffen.»

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Die Telekommunikationsunternehmen der Schweiz setzen auf Homeoffice, um grössere Personalausfälle durch die neue Variante des Coronavirus zu verhindern. - Keystone

Statt jeden Tag zu pendeln, würden Arbeitnehmer womöglich künftig vermehrt von zu Hause aus arbeiten, sagt der Preisüberwacher. «Die ÖV-Branche sollte sich auf diese neuen Realitäten ausrichten und flexible Angebote bereitstellen.»

ÖV-Branche nicht bereit für die Welt nach Corona

GA-Besitzer, die wegen Corona mehr im Homeoffice sind, könnten sich fragen, ob sich eine Erneuerung des Abonnements überhaupt noch lohnt. Stefan Meierhans schlägt zum Beispiel ein «Homeoffice-GA» mit zwei oder drei Tagen freier Fahrt pro Woche vor. So könnten bei der Stange gehalten werden.

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Es gibt immer weniger GA-Nutzer im ÖV. - Keystone

Allerdings sei die ÖV-Branche noch nicht bereit für die Welt nach Corona, kritisiert Meierhans. «Die technischen Möglichkeiten übersteigen heute den Gestaltungswillen der Branche.»

Das Tarifsystem sollte so funktionieren, wie wenn man zum Metzger geht, fordert er. «Man bestellt etwas und erhält, was man will – und am Ende bezahlt man dafür. Beim ÖV muss man für Leistungen im Voraus zahlen – besonders, wenn man ein Abo hat. Die Kunden übernehmen damit ein Risiko und haben Pech, wenn Leistungen gestrichen werden.»

Kosten auf mehr Schultern verteilen

Flexiblere Angebote würden auch helfen, das Auslastungsproblem der ÖV-Branche zu lösen, ist Stefan Meierhans überzeugt. «Wenn man mit attraktiven Angeboten mehr Kunden gewinnt, hilft das, die sowieso anfallenden Fixkosten zu decken.»

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Die SBB stocken zudem das Kontingent an Sparbilletten auf. - Keystone

Heute liege die durchschnittliche Auslastung der Züge bei rund 30 Prozent. «Wenn man die Kosten auf mehr Schultern verteilen kann, hilft das, die Preise attraktiv gestalten zu können. Deshalb sind niederschwellige Angebote wie Sparbillette im Freizeitverkehr und für Gelegenheitsfahrer so interessant. Sie führen zu Mehrverkehr zur richtigen Zeit.»

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