Valentin Vogt, Präsident des Arbeitgeberverbands, fordert: Erwerbstätige Mütter sollten ihr Pensum erhöhen. Anstellungen unter 60 Prozent machten selten Sinn.
Valentin Vogt Arbeitsrecht
Valentin Vogt, Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbands. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • 80 Prozent aller erwerbstätigen Mütter arbeiten Teilzeit.
  • Der Arbeitgeberverband findet: Anstellungen unter 60 Prozent machen kaum Sinn.
  • Es gelte dafür zu sorgen, dass die bereits arbeitenden Mütter ihre Pensen erhöhen.

In der Schweiz sind vier von fünf Müttern erwerbstätig – im europäischen Raum ein vergleichsweise hoher Wert. 80 Prozent der arbeitenden Mamis sind jedoch Teilzeit angestellt. Ein Zustand, der sich ändern soll, so der Arbeitgeberpräsident Valentin Vogt in einem am Montag in mehreren Tamedia-Zeitungen veröffentlichten Interview. Demnach sollten die bereits erwerbstätigen Mütter ihre Pensen erhöhen.

Dass Mitarbeiterinnen nach dem Mutterschaftsurlaub vorübergehend etwa nur 40 Prozent arbeiten, sei gut machbar. «Doch langfristig machen Pensen unter 60 Prozent keinen Sinn», sagt Vogt. In Führungspositionen liege die Grenze gar bei 80 Prozent. Schliesslich gelte: «Teilzeitarbeit muss auch dem Unternehmen dienen, nicht nur den Mitarbeitenden.»

Verbesserungspotenzial beim Betreuungsangebot für schulpflichtige Kinder

Wenn die Väter als auch die Mütter mehr arbeiten, wird Fremdbetreuung für Kinder zunehmend wichtiger. Das Krippen-Angebot für Kleinkinder ist laut Vogt ausreichend. «Den grössten Nachholbedarf sehe ich auf Stufe Schule», meint der 58-Jährige.

Das Angebot zu stärken, sei die Aufgabe der Kantone und Gemeinden. Letztlich komme das Geld, das in bessere schulische Strukturen investiert wird, zurück. Vogt erklärt: «Die öffentliche Hand erhält die zusätzlichen Steuereinnahmen, welche die Frauen dank höheren Pensen generieren.»

Unternehmen müssen Thema Beruf und Familie ernst nehmen

Die externen Betreuungkosten für Berufstätige müssten gemäss Vogt voll von den Steuern abziehbar sein. «Ich bin überzeugt, dass viele Mütter mehr arbeiteten, wenn mehr vom Lohn für die Familie übrig bliebe.» Eine Kinderkrippe im Betrieb mache vor allem Sinn, wenn viele Angestellte in der Nähe wohnen. Erfahrungsgemäss wollten die Mütter ihre Kinder nämlich am Wohn- und nicht am Arbeitsort in die Krippe geben.

Vogt weist darauf hin, dass in den nächsten zehn Jahren rund eine Million Menschen pensioniert, aber nur etwa halb so viele neue Arbeitskräfte nachrücken werden. Er appelliert an alle Unternehmen: «Wer das Thema Beruf und Familie jetzt ernst nimmt, wird auch in Zukunft genügend Fachkräfte haben. Unternehmen, die sich dem verweigern, werden es in Zukunft deutlich schwieriger haben, qualifiziertes Personal zu finden.»

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