Was haben Bäbi-Ecken, Bagger und Dräckeli-Kleider mit Gleichstellung zu tun? Eine Soziologin erklärt die genderneutrale Erziehung.
Rosa-Blau Gleichstellung
Ein rosa und ein blauer Schnuller vor zwei Babys. Welcher ist für welches Geschlecht? - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Promis wie Angelina Jolie und Eli Simic erziehen ihre Kinder genderneutral.
  • Eine Soziologin erklärt, was es mit dieser Erziehung auf sich hat.

Angelina Jolie erzieht ihre Tochter Shiloh (12) genderneutral. Eli Simic hat mit ihrem Töchterchen dasselbe vor. Was genau hinter der genderneutralen Erziehung steckt, erklärt die Soziologin Simone Hilber.

«Genderneutralität ist nicht Geschlechtslosigkeit. Es geht um Chancengleichheit.» In der Praxis bedeute das beispielsweise, beim Sonntagsspaziergang die Mädchen nicht mehr herauszuputzen. Während nur die Jungs im Dreck herumtollen dürfen.

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Simone Hilber ist Soziologin und arbeitet bei der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi als Fachperson zu Bildungs- und Evaluationsfragen. - zvg

Genderneutrale Erziehung ist gelebte Gleichstellung

«Es geht nicht darum, Mädchen nur noch mit Bagger spielen zu lassen und Buben in die Bäbi-Ecke zu verdammen.» Und wenn ein Mädchen von sich aus ein rosa Kleid tragen will, dann sei das unbedingt auch in Ordnung.

Genderneutrale Erziehung ist gelebte Gleichstellung. Dazu gehöre auch, anzuerkennen, «dass Mädchen rechnen können und Buben sprachbegabt sind».

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Eine klassische Version der Barbie. Immer wieder schlüpft die Puppe in andere Rollen. - pixabay

Rennen wie ein Mädchen

Dass die genderneutrale Erziehung Kinder in einer «gegenderten» Umwelt verwirren könnte, glaubt Hilber nicht. Im Gegenteil. «Verwirrend sind die Zuschreibungen, die einem Geschlecht gemacht werden,» sagt Hilber mit Verweis auf das Werbevideo «Run, like a girl».

Always befragte Frauen und Mädchen, was es heisst, wie ein Mädchen zu rennen.

Wie ein Mädchen rennen, ein Mann sein, sich besonders maskulin oder feminin benehmen. Das alles mache für Kinder wenig Sinn.

Dass diese Art der Erziehung nicht für alle Eltern etwas Neues ist, ist anzunehmen. Neu ist vor allem die Bezeichnung und das mediale Interesse daran.

Trotzdem: Nicht der persönliche Drang zur Selbstdarstellung oder -verwirklichung der Eltern liege der genderneutralen Erziehung zu Grunde.

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Eine typisch männliche Spielzeugfigur. - pixabay

Mehr als ein Trend

Hilber sieht andere Beweggründe: «Vielleicht wollen diese Eltern ihren Kindern ermöglichen, was ihnen damals unter der subtilen Drohung ‹so etwas tut ein Mädchen/Junge nicht›, verwehrt geblieben ist».

Für Hilber ist es wichtig, dass bereits Kinder lernen, dass beide Geschlechter gleichberechtigt sind. Gleichstellung der Geschlechter eben.

Sie will die genderneutrale Erziehung denn auch nicht als Phänomen oder Trend sehen. «Es sollte normal sein, dass das Geschlecht nicht bedingt, wie sich ein Kind zu entwickeln hat. »

 

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