Die gendergerechte Sprache wird in Deutschland derzeit heiss diskutiert. Doch auch hierzulande ist nicht jeder ein Fan von Gender-Gap, -Sternchen und Co.
Gender-Frage: Der «Verein Deutscher Sprache» bezeichnet Bemühungen um eine geschlechtsneutrale Kommunikation als «Gender-Unfug». SVP-Nationalrat Claudio Zanetti und Sprachenforscher Jürg Niederhauser sehen die Bemühungen ebenfalls kritisch. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Durch die gendergerechte Sprache soll jeder Mensch sprachlich berücksichtigt werden.
  • Der Gender-Gap oder das Sternchen ermöglichen eine geschlechtsneutrale Kommunikation.
  • Doch sowohl bei Politikern wie bei Sprachforschern stösst der Versuch auf Kritik.

Durch die Gendersprache sollen sich alle Menschen sprachlich berücksichtigt fühlen. Auch diejenigen, die nicht mit den Begriffen «Mann» oder «Frau» beschrieben werden können oder wollen.

Verschiedene Varianten machen es möglich, beispielsweise wird als geschlechtsneutrale Endung ein Sternchen gesetzt: Sprachexpert*innen.

Auch der sogenannte Gender-Gap kommt immer häufiger zur Anwendung: Professor_Innen. Die Uni Bern empfiehlt seine Anwendung etwa in einem Sprachleitfaden für wissenschaftliche Texte.

Nicht nur in Deutschland regt sich Widerstand

Doch: Hunderte deutsche Intellektuelle stören sich am geschlechtsneutralen Sprachgebrauch. Unter dem Titel «Schluss mit dem Gender-Unfug» hat der Verein Deutsche Sprache eine Petition gestartet.

Auch in der Schweiz werden erste Gegner laut. Einer davon ist SVP Nationalrat Claudio Zanetti: «Die Leute werden dazu gezwungen anders zu schreiben, damit sie anders denken!»

Wer sich nicht an die Gendersprache halte, werde als schlechter Mensch abgestempelt. Diese Moralisierung mache ihm Angst.

Claudio Zanetti, Nationalrat SVP, erklärt, was ihn an der Gendersprache stört. - Nau

«Gendersprache kann zu Missverständnis führen»

Grundsätzlich könne die Idee, dass alle Geschlechter sprachlich berücksichtigt werden, nicht als Unfug bezeichnet werden, hält Sprachenforscher Jürg Niederhauser fest.

Es wäre passender dieses Ziel als «schwierig» oder «herausfordernd» zu bezeichnen. Dies treffe tatsächlich zu. Denn: «Es gibt Formulierungen die nicht brauchbar sind und zu sehr umständlichen Texten führen.»

Eine geschlechtsneutrale Kommunikation könne auch eine Quelle des Missverständnisses sein. Denn der Gender-Gap oder das Gender-Sternchen werden beispielsweise auch im technischen Bereich angewendet.

Alles bloss eine Gewöhnungssache?

Die Gendersprache sei in der feministischen Szene entstanden, erklärt Jürg Niederhauser. Der anhaltende «Kampf» erkläre die nun heftigen Gegenreaktionen – unter anderem eben aus der Politik.

Die Petition aus Deutschland «Schluss mit dem Gender-Unfug» hält Niederhauser aber nicht für sinnvoll. «Eine Sprache auf politischem Wege vorzuschreiben, wird kaum erfolgreich sein.»

Sprachforscher Jürg Niederhauser erklärt, warum Gendersprache schwierig ist und wo sie zu Missverständnissen führen kann. - Nau
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