Sonia Kälin polarisiert mit «Teller-ausputzen»-Einstellung
Wann ist ein Teller richtig sauber ausgeputzt? Diese Frage spaltet die Community von Ex-Schwingerkönigin Sonia Kälin. Expertinnen sind sich einig, was gilt.

Das Wichtigste in Kürze
- Wie «fertig» muss ein Teller nach dem Essen sein? Das fragt Sonia Kälin ihre Community.
- Die Meinungen sind gespalten.
- Für Knigge- und Ernährungsexpertinnen steht fest, was gar nicht geht.
Das Verhalten am Esstisch ist oft Diskussionsthema. Besonders in Familien. Was ist richtig und schön ausgegessen? Was darf auf dem Teller bleiben?
Bei Ex-Schwingerkönigin Sonia Kälin ist die Grenze klar. «Ich habe dies nicht akzeptiert», schreibt sie auf ihrem Facebook-Konto zu einem Foto eines Tellers mit Haferflocken-Joghurt-Resten.
Ihre Schüler hätten den Teller besser ausputzen müssen. «Diesen Respekt verlange ich gegenüber dem Nahrungsmittel und auch gegenüber dem Produzenten und dem Koch», erklärt Kälin weiter.
Und erntet von ihren Followern viel Zuspruch, wie «sowas gibt es bei uns auch nicht».
Aber auch Unverständnis. Zu lesen: «Man kann es auch übertreiben» oder «bei uns darf man auch etwas auf dem Teller zurücklassen, es wird niemand gezwungen, zu essen.»
Was ist nun richtig, was falsch?
Knigge-Expertin: «Stilvoll ist das nicht»
Für Knigge-Expertin Susanne Abplanalp steht fest: «Nein, den Teller sollte man nicht so hinterlassen. Es wäre schöner und höflicher, aufzuessen. Der Teller sehe so aus, als ob jemand lustlos im Essen herumgestochert habe. «Stilvoll ist das nicht», betont Abplanalp.
Auch Ernährungsberaterin Maria M. Imfeld aus Zürich findet: «Da geht es einfach darum, den Teller ‹sauber› zu essen. Und da kann ich Frau Kälin zustimmen.»

Denn dabei gehe es nicht mehr um Hunger oder um satt sein: «Wenn ein ganzer Löffel übrig bleibt, kann man sich überlegen, ob man damit noch was anfangen kann. Aber da geht es um einen halben bis maximal einen Teelöffel.»
Und somit eher um eine Werte-Normen-Haltung, so Imfeld. «Also zum Beispiel um eine Wertschätzung der Speisen gegenüber.»
Das sieht auch Ernährungsberaterin Alexandra Weber aus Glarus so. «Es war nicht ‹sauber› zusammengeputzt, unachtsam zurückgelassen, was den Eindruck erweckt, keine Wertschätzung dem Lebensmittel, den Produzenten oder der Köchin gegenüber zu haben.»
Dies könne man Kindern und Jugendlichen erklären und sie dabei auf die Wertschätzung allem gegenüber ansprechen, so Weber.
Sie rät, Kindern das Gefühl von Hunger und Sättigung auf natürliche Weise zu ermöglichen. Und sie gleichzeitig darauf aufmerksam zu machen, dass, wenn sie satt sind, die übriggelassene Menge – sei sie auch noch so klein –an einem Ort des Tellers zusammenzunehmen.

«Ein sauberes Zusammenputzen und Übriglassen der Menge, die als zu viel empfunden wurde, hätte die Diskussion erspart», so Alexandra Weber.
Als Fachperson rate sie grundsätzlich vom «Teller leer essen» ab. Oder auch davon, Kinder dazu zu zwingen, etwas zu essen, was sie nicht mögen. «Anbieten ja, zwingen nein.»
Kinder würden sich in erster Linie an ihrem Umfeld orientieren. Eltern seien hier Rollen-Modelle. Essen die Eltern von allem, animiere dies auch die Kinder, zu probieren.
Teller leer essen wird oft «moralisiert»
Oftmals werde das «Teller leer essen» aber auch moralisiert, so Weber. Mit Beispielen wie den Kindern in Afrika, die verhungern, Food-Waste oder der Wertschätzung dem Koch und den Produzenten gegenüber.
«Hier werden unterschiedliche Dinge miteinander vermischt, was keinen Sinn macht und sich im Essverhalten als Erwachsene auch zeigt.»
Denn über die Sättigung hinweg zu essen oder aufgrund von Moralvorstellungen zu essen, entferne eine Person von natürlichem Essverhalten. Gleich wie es en passant Lebensmittel zu konsumieren tue.

Auch Sonia Kälin selbst erklärt in den Kommentaren ihres Posts, dass sie gegen Zwang ist: «Wenn man nicht mehr mag, dann mag man vorher schon nicht mehr und nicht erst beim letzten halben Kaffeelöffel. Dann darf man die Reste gerne stehenlassen oder auch, wenn man etwas nicht gerne hat.»
Auf Anfrage von Nau.ch will sich die ehemalige Spitzensportlerin nicht weiter dazu äussern, da sie seit Herbst nicht mehr als Lehrerin tätig sei.
Tipps fürs Restaurant
Wer auf Nummer sicher gehen will, befolgt die Tipps von Knigge-Expertin Susanne Abplanalp. Sie erklärt: «Grundsätzlich ist es höflich aufzuessen, das Besteck in der 20nach4-Stellung zu positionieren und die Serviette keinesfalls in den Teller, sondern neben den Teller zu platzieren.»
Da in den meisten Restaurants die Reste auch mitgenommen werden dürfen, dürfe man das Personal gerne proaktiv fragen, das Essen einzupacken und mitzugeben.