Sommaruga erklärt Vorgehen bei zweiter Welle
Das Coronavirus verlangt in der Schweiz derzeit viele Toten – das Land verzeichnet die höchste Zahl pro Einwohner. Bundesrätin Sommaruga erklärt die Lage.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz verzeichnet derzeit die höchsten Corona-Toten pro Einwohner.
- Bundesrätin Simonetta Sommaruga erklärt, was in den letzten Monaten passiert ist.
- Für die Verzögerung bei der Reaktion auf die zweite Welle gebe es verschiedenen Gründe.
Das Coronavirus hat die Schweiz noch immer fest im Griff. Derzeit verzeichnet das Land die meisten Toten pro Einwohner. In einem «Sonntagsblick»-Interview erklärt Bundesrätin Simonetta Sommaruga, was in den letzten Monaten passiert ist.
Im März wurde die ausserordentliche Lage verhängt, im Juni wurde diese wieder aufgehoben. Es folgte ein relativ entspannter Sommer. Einige Kantone liessen sich Zeit, sich auf die zweite Welle vorzubereiten, das Contact Tracing funktionierte nicht besonders gut. Obwohl die Kantone anderes verlauten liessen, so Sommaruga.
Bundesrat verliess sich beim Contact Tracing auf Kantone
Demnach habe sie die Kantone im Sommer bewusst nach dem Contact Tracing gefragt, erklärt sie gegenüber dem «Sonntagsblick». Die Antwort war klar: «Wir sind dran.» Der Bundesrat habe sich demnach voll und ganz auf die Kantonsregierungen verlassen.

Im August stiegen die Fallzahlen wieder an, zudem herrschte Uneinigkeit in Bezug auf das weitere Vorgehen, so auch bei den Grossanlässen. «Die Kantone gelangten mit unterschiedlichen Einschätzungen an uns», erzählt die Bundespräsidentin. Im Frühling erntete der Bundesrat viel Kritik wegen der Verhängung der ausserordentlichen Lage. Dies führte Anfang der zweiten Welle zu viel Unsicherheit.
«Signale aus den Kantonen waren nicht eindeutig»
Im Oktober stiegen dann die Fallzahlen das erste Mal seit März wieder über 1000 Infektionen pro Tag. Dennoch wartete der Bundesrat mit neuen Massnahmen. «Die Signale aus den Kantonen waren keineswegs eindeutig», meint Sommaruga. Einige wollten, das der Bundesrat übernimmt, andere wollten ihre Zuständigkeit behalten.
Trotz nachfolgenden Massnahmen sind die Todeszahlen derzeit sehr hoch. Kam die Reaktion zu spät? Sommaruga meint, dass «die Gründe dafür sorgfältig analysiert werden müssen».

Auch müsse man beachten: Die Politik sei immer ein Abbild der Bevölkerung. «Vielleicht hat eine gewisse Pandemie-Müdigkeit dazu beigetragen, dass es länger gedauert hat als im Frühling, bis die Politik reagierte.»
Die hohen Todeszahlen sollen jedoch Thema im Bundesrat werden. «Ich habe verlangt, dass wir das Thema im Bundesrat diskutieren», bestätigt Sommaruga. «Wir nehmen das keinesfalls einfach hin.»