So gefährlich kann Hitze sein
Hitzewellen treten immer häufiger auf. Doch obwohl viele Schweizer Hitzewellen als wenig gefährlich einschätzen, stellen sie ein grosses Risiko dar.

Das Wichtigste in Kürze
- In den kommenden Tagen wird es heiss – der Bund warnt vor einer Hitzewelle.
- Das gesundheitliche Risiko von starker Hitze sollte nicht unterschätzt werden.
- Viel Flüssigkeitszufuhr und der Aufenthalt an kühlen Orten können Hitzeschlägen vorbeugen.
Es wird heiss: Für heute Freitag und morgen Samstag warnt der Bund vor einer Hitzewelle. Gemäss Gefahrenkarte von MeteoSchweiz besteht in Genf, dem Wallis und dem Tessin eine «erhebliche Gefahr».
Erhebliche Gefahr nur aufgrund hoher Temperaturen? Tatsächlich haben Hitzewellen ein erhebliches Risikopotential: Eine grosse Hitzewelle kann grosse Schäden an Natur und Infrastruktur auslösen – am schwersten wiegen jedoch gesundheitliche Konsequenzen.
«Eine der grössten Bedrohungen für die Schweiz»
Verantwortlich für die Einschätzung von Katastrophen-Ereignissen ist das Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS. 2015 veröffentlichte das Bundesamt zuletzt den «Technischen Risikobericht». Dieser zeigt verschiedene Katastrophen- und Notlagenszenarien auf.

Demnach gehören Hitzewellen zu den Ereignissen mit dem höchsten Risikopotential. Auch auf der Seite des BAG werden Hitzewellen als «eine der grössten Bedrohungen für die Schweiz» bezeichnet. Andreas Bucher, Sprecher des BABS, erklärt: «Das Risiko berechnet sich aus Eintretenswahrscheinlichkeit und Auswirkungen. Bei Hitzewellen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, und die Schäden sind gross.»
Grosse Schäden durch Hitzewellen im Gesundheitsbereich
Tatsächlich schätzt das BABS die Wahrscheinlichkeit für Hitzewellen ähnlich hoch ein wie etwa für Hochwasser oder Unwetter. Die Schäden sind im Vergleich jedoch höher.

Dabei stehen nicht Sachschäden im Vordergrund – auch wenn extreme Hitzeereignisse Strassen, Schienen und die Stromversorgung beschädigen können. Hitze verursacht vor allem gesundheitliche Schäden.
1000 zusätzliche Tote im Hitzesommer 2003
Die Zahlen aus vergangenen Hitzewellen zeigen: Während starken Hitzeperioden sterben überdurchschnittlich viele Menschen. Besonders dramatisch war die Situation im Sommer 2003. Im Vergleich zu einem normal warmen Sommer starben in dieser Zeit 7 Prozent mehr Menschen in der Schweiz.

Das BAG verzeichnete in der Hitzewelle 2003 eine «zusätzliche, der Hitze zugeordnete Sterblichkeit von 975 Personen». Dabei dauerte die Hitzewelle 2003 lediglich 12 Tage – zum Vergleich: Am Coronavirus starben in den letzten 12 Tagen 10 Personen, also 100 Mal weniger als in einer Hitzewelle.
Risikogruppe leidet besonders
«Hitzewellen sind besonders für Menschen mit Vorerkrankungen gefährlich», erklärt Bucher. Im «Gefährdungsdossier Hitzewelle» führt das BABS die Konsequenzen aus: «Bereits in den ersten vier Tagen sind Kreislaufkollapse und Hitzeschläge bei gefährdeten Personen zu verzeichnen.»
Gemäss Angaben des BAG kann Hitzestress weitere Symptome auslösen: Hohe Körpertemperatur, erhöhter Puls, Schwäche, Kopfschmerzen, Muskelkrämpfe, Bewusstseinsstörungen, Übelkeit und Durchfall. Daneben steigt bei steigenden Temperaturen die Ozon-Konzentration, was bei vorbelasteten Personen Atembeschwerden auslösen kann.
So schützen Sie sich
Hitze muss nicht zwangsläufig die Gesundheit beeinträchtigen. Das BAG empfiehlt folgende Massnahmen zum Schutz vor Hitzestress:
• Sich vor direkter Sonneneinstrahlung schützen, Aktivitäten in die kühlen Stunden verlegen
• Körperliche Anstrengung vermeiden
• Ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen – mindestens 1,5 Liter pro Tag
• Während oder nach sportlichen Betätigungen den Salzverlust ausgleichen
• Erfrischende, kühle Speisen zu sich nehmen
• Nachts gut lüften, tagsüber Fenster geschlossen halten und direkte Lichteinstrahlung verhindern (Vorhänge, Fensterläden)