Signifikante Hindernisse beim Zugang zu Kitas bestehen
Nicht alle Kinder in der Schweiz haben die gleichen Chancen, in einer Kita betreut zu werden. Oft entscheiden sozioökonomische Faktoren darüber.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Chancen auf eine Kita-Betreuung sind oft von sozioökonomischen Faktoren abhängig.
- Kinder mit Migrationshintergrund werden seltener in einer Kita betreut.
- Dabei könnten Kinder aus benachteiligten Familien am meisten davon profitieren.
In der Schweiz haben Kinder aus benachteiligten Familien oder mit Migrationshintergrund geringere Chancen, vorschulisch betreut zu werden. Die Ursachen sind laut der Eidgenössische Kommission für Familienfragen (EKFF) sozioökonomischer Natur und in geringerem Masse auf den Migrationsstatus zurückzuführen.
Gerade Kinder aus benachteiligten Familien oder mit Migrationshintergrund sollten am meisten von der Betreuung in einer Kindertagesstätte profitieren können. Das schreibt die EKFF in einer Mitteilung vom Montag.
Günstigere Tarife notwendig
Sie könnten in Kitas beispielsweise ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Eine Kita-Betreuung sei für die Entwicklung und den Schulerfolg wichtig.
Die Autoren des Policy Brief der EKFF sind die Neuenburger Stadträtin Nicole Baur (Grüne) und der Lausanner Uni-Professor Giuliano Bonoli. Sie kommen nach der Auswertung verschiedener Studien zum Schluss: Es brauche hierzulande mehr Kinderbetreuungsplätze und niedrigere Tarife für die Eltern.

Insbesondere Familien mit tiefen bis mittleren Einkommen müssten günstigere Tarife erhalten. Die Einführung klar vordefinierter Prioritätskriterien für eine Platzvergabe könnte dazu beitragen, Unterschiede beim Zugang zu Betreuungsplätzen zu verringern.
Als weder politisch noch wirtschaftlich tragfähige Option sehen die Autoren hingegen die Einführung eines allgemeinen vorrangigen Zugangs für benachteiligte Gruppen. Für einige spezielle Gruppen wäre es jedoch ihre Meinung nach angebracht, einen erleichterten Zugang in Betracht zu ziehen.
Soziale Verzerrungen bei Kita-Zugang
Zum Beispiel könnten Kindern aus benachteiligten Verhältnissen zumindest für einige Halbtage in der Woche Plätze zur «Sozialisation» angeboten werden. Diese Lösung werde etwa in der Stadt Neuenburg bereits praktiziert.
Eine Vielzahl von Studien zeigt, dass es in den meisten OECD-Ländern soziale Verzerrungen beim Zugang zu kollektiven Kinderbetreuungseinrichtungen gibt. In der Schweiz ist die Wahrscheinlichkeit einer Kita-Betreuung für ein Kind mit türkischer oder balkanischer Staatsangehörigkeit geringer. Sie liegt zwischen der Hälfte und einem Drittel derjenigen eines Schweizer Kindes. Dies heisst es in einer Studie von 2011 von Regula Schlanser.







