Siebter Elefant stirbt – Zoo Zürich erntet viel Kritik
Elefantenbaby Zali ist im Zoo Zürich gestorben – kein Einzelfall. Zoos seien für Elefanten «widernatürlich», kritisiert eine Umweltstiftung.

Das Wichtigste in Kürze
- Mit Elefantenbaby Zali hat der Zoo Zürich bereits sieben Elefanten viel zu früh verloren.
- Zalis Tod sei nicht überraschend, so die Umweltstiftung Fondation Franz Weber.
- Der Zoo Zürich sieht keinen Grund, von der Elefantenhaltung abzukommen.
Elefäntchen Zali hatte ein kurzes Leben. Mit nur fünf Monaten ist der Elefantenbulle kürzlich im Zoo Zürich gestorben. Beim Spielen an einem Asthaufen verletzte er sich schwer am linken Bein.
Trotz sofortiger Behandlung starb er später an einer Verdrehung des Dünndarms.
«So traurig es ist – eine solche Komplikation kann leider immer entstehen, wenn ein Tier Stress und Schmerzen erfährt.» Dies sagt Zoodirektor Severin Dressen.
«Wie viel Leid ist akzeptabel?»
Der Tod des jungen Elefanten löst grosse Betroffenheit aus.
Viele Tierfreundinnen- und freunde kritisieren den Zoo Zürich aber auch heftig. Denn: Zali ist bereits der siebte Elefant, der im Zoo Zürich viel zu früh verstorben ist.
Sieben Todesfälle von Elefanten
Zalis Mutter Farah verliert nicht zum ersten Mal ein Kalb. 2023 gebar sie einen Elefantenbullen. Dieser starb kurz nach der Geburt, da er sehr schwach zur Welt gekommen war. 2022 erlagen innert zwei Monaten drei Elefanten dem Herpesvirus. 2020 trampelten Mitglieder der Elefantengruppe zwei Jungtiere zu Tode.
In der Schweiz halten drei Zoos Elefanten: der Zoo Zürich, der Zoo Basel und Knies Kinderzoo in Rapperswil SG. Im Zoo Zürich und in Knies Kinderzoo leben Asiatische Elefanten, im Zoo Basel Afrikanische.
«Elefanten im Zoo Zürich – wie viel Leid ist akzeptabel?», fragt ein User auf Facebook. Die Häufung an Todesfällen werfe Fragen auf. Er fragt, ob Haltung, medizinische Vorsorge und Stressmanagement ausreichend seien.
Ähnlich sieht es eine Userin. «Und einmal mehr zahlt ein Tier den höchsten Preis für ein Leben, das es sich so nicht ausgesucht hat.»
Eine Userin versteht nicht, wie es bei Zali zum Tod kommen konnte. «Wie kann ein Tier in einem verantwortungsvollen Zoo eine lebensbedrohliche Verletzung erleiden?», fragt sie.
Eine weitere Nutzerin schreibt, sich «ernsthaft» zu «fragen», warum bei der Nachkontrolle niemand bemerkt habe, dass etwas nicht stimme. Ein User behauptet: «Die haben auch was falsch gemacht, glaube nicht mehr an Zufall.»
«Zoo Zürich spielt mit dem Feuer»
Die Umweltstiftung Fondation Franz Weber warnte bereits im Mai nach Zalis Geburt vor der geringen Überlebenschance des Elefäntchens.
«Der Zoo Zürich spielt mit dem Feuer», titelte sie eine Mitteilung auf ihrer Website. Die Sterblichkeitsrate von Elefantenbabys in Gefangenschaft, insbesondere im Zoo Zürich, sei sehr hoch, schrieb die Stiftung.
Die Risiken hingen untrennbar mit den Haltungsbedingungen zusammen. Diese würden naturgemäss nicht den Bedürfnissen von Elefanten gerecht und seien für diese hochintelligenten Tiere extrem stressreich.
«Elefanten in Gefangenschaft sind besonders anfällig für das Herpesvirus», warnte die Fondation Franz Weber weiter. Dieses sei für Jungtiere oft tödlich. In freier Wildbahn seien Elefanten hingegen offenbar gut daran angepasst, eine Infektion zu überleben.
«Sterblichkeit weitaus höher als in der Wildnis»
Für die Fondation Franz Weber bestätigt der Tod von Zali, dass Zoos für Elefanten der falsche Ort sind.
Anna Zangger ist Direktorin der Stiftung. «Der Tod von Zali ist eine Tragödie, aber leider nicht überraschend», sagt sie zu Nau.ch. Sie verweist auf ihre Warnung vom Mai.

«Die Sterblichkeitsrate von jungen Elefanten in Zoos ist weitaus höher als in der Wildnis», sagt Zangger.
Jeder Todesfall sollte uns dazu bringen, zu hinterfragen, ob es ethisch vertretbar sei, dieses Zuchtprogramm fortzusetzen. «In den letzten sechs Jahren ist jedes der im Zoo geborenen Elefantenjungen gestorben.»
Anstatt aus den vorherigen Verlusten zu lernen, habe der Zoo eine weitere riskante Schwangerschaft in Kauf genommen, wirft sie vor.
«Und das Ergebnis ist erneut der Tod eines Elefantenbabys.»
Kein Zoo-Gehege sei gross genug
Dass der kleine Elefant an einer Darmverdrehung starb, kommt für die Stiftung nicht von ungefähr.
Eine Darmverdrehung möge ein seltenes Ereignis sein, sagt die Direktorin. Sie weist jedoch auf den ständigen Stress der Gefangenschaft, häufige medizinische Eingriffe und den begrenzten Raum hin. Dies trage dazu bei, dass solche Tragödien wahrscheinlicher würden.
Zalis Tod ist laut Zangger zudem kein isolierter medizinischer Vorfall. «Er ist Teil eines Musters, das zeigt, wie widernatürlich das Zooleben für Elefanten ist.»
Zangger macht darauf aufmerksam, dass Elefanten hochintelligente, sozial komplexe Tiere seien. In der Wildnis legten sie täglich dutzende Kilometer zurück.
«Kein Zoo-Gehege kann die Freiheit, den Platz und die dynamische Umwelt nachbilden, die sie benötigen.» Dies sei unabhängig davon, wie modern oder gross der Zoo sei.
Echte Naturschutzarbeit sollte sich darauf konzentrieren, Elefanten in ihrem natürlichen Lebensraum zu schützen, fordert die Stiftung. «Anstatt sie für die öffentliche Schau einzusperren.»
Asthaufen bleiben
Die sieben Todesfälle von Elefanten sind für den Zoo Zürich kein Grund, die Haltung der Dickhäuter infrage zu stellen. «Alle Todesfälle hätten auch in der Natur stattfinden können», sagt Dominik Ryser. Er ist Mediensprecher des Zoos Zürich.
Asthaufen macht der Zoo auch weiterhin jungen Elefanten zugänglich. «Jungtiere müssen entdecken und dadurch lernen können», sagt Ryser.
Die Asthaufen dienten als Spielmöglichkeit. «Auch können sie dort Rinden abfressen, was wichtig für die Zähne ist.»
Die Darmverdrehung des asiatischen Jungelefanten hätte sich laut Ryser nicht verhindern lassen.
«Komplikationen entstehen plötzlich», betont er. Nach notwendiger Narkose sei der Elefant gut wieder aufgewacht und habe stabil gewirkt.
«In der folgenden Nacht legte er sich zum Ausruhen hin und stand nicht mehr auf.» Dazwischen müsse es zur Darmverdrehung gekommen sein.
«Wir halten Elefanten zum Artenschutz»
Von der Elefantenhaltung abzukommen, kommt für den Zoo nicht infrage. «Unbedingt sollten wir weiterhin Elefanten halten», sagt Dominik Ryser.

Aktuell gebe es noch rund 50'000 wildlebende Elefanten. «Wir halten Elefanten zum Artenschutz.»
Falls notwendig, könnten die Elefanten eines Tages aus der Reservepopulation in Zoos ausgewildert werden. «Sofern ihr Lebensraum nicht mehr bedroht ist.»
Auch der Kritik an den Zoo-Gehegen stimmt Ryser nicht zu.
«Unsere Anlagen sind sehr modern und kommen den Bedürfnissen der Elefanten zugute.» Auch sei nicht erwiesen, dass Elefanten Herpesinfektionen in der Natur eher überlebten als im Zoo.
«Die höhere Todeszahl in Zoos lässt sich nur damit begründen, dass dort alle Fälle dokumentiert werden können.» In der Natur sei dies dagegen nicht der Fall.
«Liessen Zali mehrere Stunden in Anlage liegen»
Ist ein Herdenmitglied gestorben, halten Elefanten besondere Trauerrituale ab. Zum Beispiel vergraben sie das tote Mitglied in einem Graben.
«Ein solches Ritual stellen wir bei unseren Elefanten nicht fest», sagt Dominik Ryser. Die Rituale seien unterschiedlich.
«Wir liessen Zali noch mehrere Stunden in der Anlage liegen», sagt Ryser. So hätten sich die Mutter und die Tante von ihm verabschieden können.
Irgendwann hätten die Elefanten das tote Herdenmitglied nicht mehr beachtet. «Dann konnten wir Zali aus der Anlage bergen und in die Pathologie überführen.»