Sex-Arbeit boomt in Schweizer Apartment-Hotels
Immer mehr Unternehmen bieten sogenannte «Apartment-Hotels» an. Dort sollen Sexarbeiterinnen anonym ihrer Arbeit nachgehen können. Doch das ist häufig illegal.

Das Wichtigste in Kürze
- Seit der Pandemie wächst das Geschäft rund um Schweizer Apartment-Hotels.
- Die Apartments versprechen Anonymität. Prostituierte können dort ihre Arbeit ausüben.
- Für die Opferschutzorganisation Victras ist klar: «Man hat es nicht unter Kontrolle.»
Apartment-Hotels erleben in Schweizer Städten einen regelrechten Boom. Und mit ihnen auch die Sexarbeit, zumeist illegal.
Obwohl viele Betreiber, darunter auch der Marktführer «Vision Apartments», Prostitution per Hausordnung verbieten, bieten viele Frauen ihre Dienste dort an.
Wie die Recherche der SRF-«Rundschau» zeigt, bieten die Hotels Anonymität und flexible Arbeitszeiten. Aspekte, die viele Frauen bevorzugen.
Treffen in Apartment-Hotels haben «privaten Touch»
Eine 58-jährige Sexarbeiterin, die seit vier Jahren im Geschäft ist, schildert: «Ich kann hier kommen und gehen, wann ich möchte.» Die Kundschaft würde vermehrt Hotels den Clubs vorziehen, das Treffen hier habe einen «privaten Touch». Man ist unter sich.
Der rechtliche Rahmen der Arbeit ist hingegen eine Grauzone. In Basel ist für die Sexarbeit in Apartment-Hotels eine Bewilligung nötig, in Zürich wiederum nicht.
Obwohl der Marktführer «Vision Apartments» deklariert, dass Sexarbeit bei ihm verboten sei, geben viele Frauen gegenüber SRF an, dort zu arbeiten.
Bordellbetreiber kritisiert Ungleichheit
Nicht alle Frauen fühlen sich in den Apartment-Hotels sicher. Monika aus Rumänien meidet sie ganz bewusst. «Meine Freundinnen erzählen mir, dass dort viel Illegales passiert», sagt sie.
Sie berichtet von Zuhältern, die draussen Wache stehen, während die Frauen oben in den Apartments arbeiten.
Im Gegensatz zu den Apartments müssen Betreiber von klassischen Wohnungsbordellen strenge Auflagen erfüllen. Bordellbetreiber Sascha Gall kritisiert diese Ungleichheit: «Es ist niemand da, es wird nicht kontrolliert.»
Opferschutzorganisation: «Man hat es nicht unter Kontrolle»
Für Stephan Fuchs, Co-Leiter der Opferschutzorganisation Victras, ist klar, dass in den Apartments systematische Ausbeutung stattfindet.
Es spricht von «schlimmen Szenen» und berichtet von Frauen, die von Stadt zu Stadt transportiert werden. Dieser «Wanderzirkus» könne gemäss Fuchs aus mehreren Zuhältern bestehen.
Der ständige Ortswechsel erschwere die Kontrolle der Behörden und verhindere, dass die Frauen soziale Kontakte knüpfen. «Man hat es nicht unter Kontrolle», sagt Fuchs.
Die Arbeit in den Apartment-Hotels habe System. Die Betreiber der «Vision-Apartments» wüssten, welche Szenerie sich abspiele, sagt Fuchs.
Das Unternehmen verweist hingegen darauf, dass die Verantwortung bei den Behörden liege. Diese entgegnen gegenüber SRF, dass die Situation bekannt sei.
«Vision-Apartments» bestreitet Vorwürfe
Gemäss Recherchen der «Rundschau» sollen in einem Vision-Apartment-Komplex in Glattbrugg ZH rund 30 Frauen Sexarbeit ausüben. Nachbarn berichten von jungen Frauen und rumänischen Fahrzeugen, die vorfahren würden.
Eine Nachbarin sagt, sie habe «ganz junge» Frauen gesehen. Sie bezweifelt gar, ob die Frauen volljährig sind.
Das Unternehmen bestreitet die Vorwürfe. Interne Recherchen hätten lediglich ergeben, dass es sich um ausländische Personen handelt, die der Sexarbeit ausserhalb der Apartments nachgehen würden. Es handle sich um Einzelfälle.













