Seit zwanzig Jahren wandern wieder Bären durch die Schweiz
Heute vor 20 Jahren wurde erstmals wieder ein Bär in der Schweiz gesichtet – seither tauchten 22 Tiere auf, blieben meist aber nur kurz.

Heute vor zwanzig Jahren, am 25. Juli 2005, wurde 101 Jahre nach seiner Ausrottung wieder ein Bär in der Schweiz gesichtet. Seitdem waren 22 Bären präsent, doch die meisten blieben nur einige Wochen oder höchstens wenige Monate. Probleme gab es nur zu Beginn.
Lediglich fünf Bären hielten sich länger als ein Jahr in der Schweiz auf, wie die Gruppe Wolf Schweiz (GWS) anlässlich des Jahrestags mitteilte. Alle Bären waren aus dem italienischen Trentino ins benachbarte Graubünden eingewandert. Es handelte sich ausschliesslich um junge Männchen.
Sie kehrten jeweils mit Erreichen der Geschlechtsreife in den Trentino zurück, wo es auch Bärinnen gibt.
Solange keine weiblichen Bären einwanderten, würden Bärenbesuche im Land immer nur von kurzer Dauer sein, schrieb die Wolfsschutzorganisation. «Der steigende Bärenbestand im Trentino macht es jedoch möglich, dass dereinst auch Bärinnen in die Schweiz gelangen», so die Fachleute.
Problembären bleiben Ausnahmen
In Erinnerung blieben in der Schweiz vor allem die beiden Bündner Problembären JJ3 und M13. Sie wurden erschossen, weil sie zu wenig Scheu zeigten, Bienenstöcke plünderten und Schafe rissen. 90 Prozent der bisherigen Bären in der Schweiz hätten sich aber weitgehend unauffällig verhalten, betonte GWS. M29 etwa habe von 2016 bis 2020 in den Kantonen Bern und Uri gelebt, ohne Schäden anzurichten oder Menschen zu nahe zu kommen.
In den vergangenen zehn Jahren wurden laut der Umweltorganisation durch die 14 in diesem Zeitraum anwesenden Bären lediglich 18 Schafe gerissen und 14 Bienenstöcke geplündert. Die meisten gerissenen Schafe wurden in der Anfangszeit der Rückkehr der Bären festgestellt. Für die anfänglich höheren Risszahlen waren laut der Gruppe Wolf Schweiz einige wenige Bären verantwortlich, die sich auf Nutztiere spezialisiert hatten.
«Der Ausbau des Herdenschutzes im Kanton Graubünden in den letzten Jahren hat verhindert, dass Bären weiterhin hohe Schäden an Schafen verursachen konnten», sind die Wolfsschützer überzeugt. Es gebe somit aktuell keinen Grund, Bären zur Verhinderung von grösseren Schäden abzuschiessen.
Präventives Bärenmanagement in der Schweiz
Das Schweizer Bärenmanagement sei darauf ausgelegt, problematische Bären zu töten, bevor sie zu einer Gefahr für Menschen würden. Suche ein Bär regelmässig Siedlungen auf und ändere sein Verhalten trotz Vergrämungen nicht, könne er abgeschossen werden – auch ohne einen Angriff auf einen Menschen. «Daher sind in der Schweiz auch keine tödlichen Angriffe auf Menschen zu erwarten», erklärte GWS.
Aktuell lebt so weit bekannt lediglich ein Bär in der Schweiz. Er erschien im Mai im Unterengadin, wanderte im Juni kurzzeitig nach Mittelbünden und hält sich seitdem wieder im Unterengadin rund um den Nationalpark auf. Dass die Bären bisher mit der Ausnahme von M29 nur in Graubünden aufgetaucht sind, hat mit der Nähe des Kantons zur Bärenpopulation im Trentino zu tun. Das wird laut GSW-Geschäftsführer David Gerke vorläufig auch so bleiben.
«Selbst wenn jederzeit ein einzelner Bär auch in anderen Kantonen auftauchen kann, ist dennoch zu erwarten, dass auch künftig die meisten Bären nur in Graubünden sein werden», sagte Gerke auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Damit sich das ändere, müsste die Population im Trentino noch deutlich wachsen und sich eben auch räumlich ausdehnen. «Das ist zwar langfristig möglich, aber in den kommenden paar Jahren wird das noch nicht der Fall sein», meinte der Wolfsschützer.