Bei der Zunft zum Kämbel war es Tradition, die Hautfarbe passend zur Kostümierung zu verdunkeln. In den vergangenen Jahren gab es dafür massive Kritik.
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Bei der Zunft zum Kämbel war es Tradition, die Gesichter braun zu schminken. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei der Zunft zum Kämbel färbten die Zünftler ihr Gesicht traditionell dunkel.
  • Ab sofort ist es jedem Mitglied freigestellt, sich zu schminken.
  • In der Vergangenheit wurde das Schminken als rassistisch und diskriminierend verurteilt.
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Die Zunft zum Kämbel ist bekannt für ihre Beduinen-Kostümierung, zu der auch Schminke gehört: Mit einem dunklen Ton passten die Zunftmitglieder bisher traditionell ihre Gesichtsfarbe an.

In der Vergangenheit musste die Zunft dafür heftige Kritik einstecken. Gemäss Amnesty International sowie der Stiftung gegen Antisemitismus und Rassismus ist das «Brownfacing» ein Unding.

«Kulturelle und rassistische Diskriminierung»

Natalie Wenger äusserte als Sprecherin von Amnesty International im vergangenen Jahr gegenüber «20 Minuten» ihren Unmut: «Die arabische Kultur wird hier auf ein Stereotyp reduziert. Die Kostümierung der Zunft hat daher klar einen rassistischen Hintergrund.»

Auch Zürcher Kantonsratsmitglieder der SP forderten den Regierungsrat letzten Sommer schriftlich auf: Er solle dieser «kulturellen und rassistischen Diskriminierung innerhalb der Zürcher Vereine ein Ende setzen».

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Das verwundert eher weniger. Auch Roger Köppel folgte bisher der Schmink-Tradition. (Archivbild) - keystone

Wie die «Zürichsee-Zeitung» schreibt, veröffentlichte das Zentralkomitee der Zünfte (ZZZ) diesen März einen Leitfaden: Diesem nach sei diskriminierendes Verhalten nicht mit den Werten des Sechseläutens und der Zünfte vereinbar. Das ZZZ betont allerdings, dass es sich um eine Richtlinie handle und nicht um eine Vorschrift.

Keine Abwertung, sondern Zeichen der Verbundenheit

Für Zunftmeister Christian Bretscher habe das Schminken bei der Zunft zum Kämbel keineswegs etwas mit Rassismus oder Diskriminierung zu tun. Die Kostümierung sei mit keiner Geringschätzung einer anderen Kultur verbunden.

Im Gegenteil wertschätze man damit die arabische Kultur und zeige Verbundenheit. Der Auftritt der Zunft werde, entgegen der Kritik, von Menschen aus dem arabischen Raum gewürdigt.

Freuen Sie sich auf das Sechseläuten?

Dass nun der Entscheid gefallen sei, den Zunftmitgliedern das Schminken freizustellen, habe demnach auch nichts mit der Kritik zu tun. Laut Bretscher wolle man sich aber den unterschiedlichen Meinungen innerhalb der Zunft anpassen. Für die einen ist das Schminken weiterhin eine unverzichtbare Tradition, während andere es lieber sein lassen würden.

Ob und wie viele Zunftmitglieder sich weiterhin braun schminken, wird man am kommenden Sechseläuten sehen.

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