Bei seiner Festnahme erlitt der Drogendealer Mike 2018 einen Herzstillstand. Sechs Polizisten wurden im «Fall Mike» wegen fahrlässiger Tötung angeklagt.
Eine Kundgebung gegen Polizeigewalt im Oktober 2020 in Lausanne forderte Gerechtigkeit für Mike. (Archivbild)
Eine Kundgebung gegen Polizeigewalt im Oktober 2020 in Lausanne forderte Gerechtigkeit für Mike. (Archivbild) - sda - Keystone/JEAN-CHRISTOPHE BOTT
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einer Polizei-Aktion gegen den Drogenhandel starb 2018 ein Nigerianer.
  • Dafür müssen sich sechs Lausanner Polizisten im Juni verantworten.
  • Sie könnten der fahrlässigen Tötung schuldig gesprochen werden.

Im Fall des bei einer Festnahme verstorbenen Drogendealers Mike müssen sich sechs Lausanner Polizisten im Juni vor der Waadtländer Justiz verantworten. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen die Beamten wegen fahrlässigen Tötung eingereicht.

Der Waadtländer Generalstaatsanwalt Eric Kaltenrieder bestätigte am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA eine Meldung der Zeitung «24 heures».

Der 40-jährige Nigerianer war 2018 bei einer Aktion der Polizei gegen den Drogenhandel an einem Herzstillstand gestorben. Mike widersetzte sich den Polizeibeamten. Er wurde überwältigt, mit Handschellen gefesselt und brach daraufhin zusammen.

Falsche Angaben

Er starb am nächsten Tag, nachdem er vor Ort notversorgt und anschliessend ins Universitätsspital Chuv in Lausanne gebracht worden war. Die Polizei gab an, dass sie nach seinem Zusammenbruch Kokainkügelchen neben seinem Gesicht und in seinem Mund gefunden habe.

Eine Autopsie ergab, dass er einen Herzstillstand erlitten hatte, weshalb eine Überdosis ausgeschlossen wurde. Die Obduktion ergab ausserdem, dass der Nigerianer kein Kokain in seinem Blut hatte.

Kokain
Das Kokain in Zürich war noch nie so rein wie 2022. (Symbolbild) - keystone

Laut der Anwältin eines der sechs Polizisten werden die Angeklagten auf Freispruch plädieren. «Zwei gerichtsmedizinische Gutachten sind zu dem Schluss gekommen, dass es unmöglich ist zu beweisen, dass der Polizeieinsatz die Ursache für den Tod war», sagte die Verteidigerin Odile Pelet der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage.

Der Fall hatte in der Romandie für grosses Aufsehen gesorgt und Bestürzung ausgelöst. In den Strassen von Lausanne fanden mehrere Demonstrationen statt. Aktivisten forderten Gerechtigkeit für Mike und prangerten Rassismus und Polizeigewalt an.

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