Prosa, Spoken-Word, Essay oder Lyrik von Schweizer Autorinnen und Autoren sowie von Schreibenden, die in der Schweiz leben: Die Nachrichtenagentur Keystone-SDA hat neue Werke ausgewählt, die im Februar für Gesprächsstoff sorgen werden.
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Stapel von Büchern liegen auf den Tischen einer Buchhandlung. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Sarah Elena Müller: «Bild ohne Mädchen».

Roman. Limmat Verlag, 208 Seiten. (Erscheint am 1. Februar)

In ihrem Debütroman «Bild ohne Mädchen» setzt sich Sarah Elena Müller mit einem schweren Thema auseinander: ein Mädchen im Vorschulalter wird mit pädopornografischen Bilder konfrontiert. Dabei spannt die 1990 geborene Autorin einen Bogen von der vermeintlichen sexuellen Befreiung Ende der 1960er Jahre bis heute, dies anhand weiblicher Biografien von der Grossmutter bis zur Enkelin. Und sie zeigt, dass die Befreiung nicht völlig gelungen ist. Trotz der Tragik des Themas findet sie dafür immer wieder auch humorvolle Töne.

Emmanuelle Fournier-Lorentz: «Villa Royale». Roman. Dörlemann, 288 Seiten. (Erscheint am 8. Februar)

«Villa Royale», unter gleichem Titel im vergangenen Jahr auf französisch erschienen, ist ein Debütroman. In ihm erzählt Emanuelle Fournier-Lorentz eine turbulente Familiengeschichte. Nach dem unerwarteten Tod des Vaters verschlägt es die elfjährige Palma mit ihrer Mutter und ihren beiden Brüdern auf eine Irrfahrt quer durch Frankreich. Als die Jugendlichen von Lanvin erfahren, dem der Vater Geld schuldete, fassen sie den Plan, ihn loszuwerden. Die Autorin zeichnet das Bild einer Familie, in der zwar gestritten und geschwiegen wird, in der aber aus Liebe füreinander alles möglich ist.

Sarah Jollien-Fardel: «Lieblingstochter». Roman. Aufbau Verlag, 208 Seiten. (Erscheint am 14. Februar)

«Lieblingstochter» ist die schmerzhafte Geschichte einer Frau, deren Kindheit überschattet war von den Gewaltexzessen ihres prügelnden Vaters, von einer Mutter, die sich dagegen nicht wehrte, von einer Schwester, die dadurch in den Suizid getrieben wurde – und von einer Walliser Dorfgemeinschaft, in der alle Bescheid wussten und wegschauten. Der Roman ist das Debüt der 52-jährigen Sarah Jollien-Fardel. Im letzten Jahr wurde sie für «Sa préférée» – der Roman erscheint nun in deutscher Übersetzung unter dem Titel «Lieblingstochter» – mit dem Prix du Roman Fnac ausgezeichnet und war für den Prix Goncourt nominiert.

Tabea Steiner: «Immer zwei und zwei». Roman. Edition Bücherlese, 208 Seiten. (Erscheint am 15. Februar)

Wie einengend die klaren Regeln einer Religionsgemeinschaft sein können, zeigt Tabea Steiner in ihrem Roman «Immer zwei und zwei». Der Mann bestimmt, wo die Familie die Ferien verbringt, die Kinder lernen in der Sonntagsschule einen strafenden Gott kennen – und Natali droht langsam zu ersticken. In ihrem zweiten Roman begleitet die Autorin ihre Figuren auf deren unterschiedlichen und schwierigen Wegen hin zu einem selbstbestimmten Leben. Steiner war mit ihrem Erstling «Balg» 2019 für den Schweizer Buchpreis nominiert, sie ist Initiantin des Thuner Literaturfestivals Literaare und war bis vor kurzem Mitglied der Jury für die Schweizer Literaturpreise.

Giuliano da Empoli: «Der Magier im Kreml». Roman. C.H. Beck, 265 Seiten. (Erscheint am 16. Februar)

Eigentlich kennt man den italo-schweizerischen Autor und Wissenschaftler Giuliano da Empoli als Berater des einstigen italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi, als Gründer des Europa-Think-Tanks Volta oder als Professor für Politikwissenschaft. Mit «Le mage du Kremlin» hat er 2022 sein Romandebüt veröffentlicht, das nun auf Deutsch erscheint. Nominiert für den Prix Goncourt 2022, scheint es das Buch der Stunde. In der Hauptfigur Vadim Baranow ist unschwer Vladislav Surkov zu erkennen, Spindoctor von Wladimir Putin. Der Autor nimmt die Leserin und den Leser mit in das Innere des Herrschaftssystems des Kreml und bietet gleichzeitig eine Betrachtung der Macht.

Thilo Krause: «Dass uns findet, wer will». Gedichte. Hanser, 144 Seiten. (Erscheint am 20. Februar)

Thilo Krause lebt und arbeitet in Zürich, geboren ist er 1977 in Dresden. Dorthin, ins Elbtal, in seine Kindheit und Jugend in der DDR, nimmt er die Leserinnen und Leser seiner Gedichte mit. Er erzählt von dem, was gerade verschwindet und erkundet Spuren, die die Geschichte in Dinge und Menschen einschreibt. Dabei interessiert sich der Autor für die Reste und Ränder, nicht für das Grosse. Krause wurde 2020 für seinen Roman «Elbwärts» mit dem Robert-Walser-Preis ausgezeichnet; für seine Gedichte erhielt er 2012 den Schweizer Literaturpreis und 2016 den ZKB-Schillerpreis.

Michel Bergmann: «Mameleben oder das gestohlene Glück». Erzählendes Sachbuch. Diogenes, 224 Seiten. (Erscheint am 22. Februar)

Aus der Perspektive der Kinder der Shoah-Überlebenden setzt Michel Bergmann seiner Mutter Charlotte ein Denkmal. Sie, eine eigenwillige, starke Frau wurde aus dem nationalsozialistischen Deutschland vertrieben, fast ihre ganze Familie in den Vernichtungslagern ermordet. Bergmann selbst, 1945 als Kind internierter jüdischer Flüchtlinge in Riehen geboren, erlebte seine Mutter zwiespältig: liebevoll und erdrückend, aufopfernd und übergriffig. Dahinter macht er die vermeintliche «Schuld» aus, die die Mutter nicht loslässt, weil sie überlebt hat, während so viele andere sterben mussten. Den Sohn konfrontiert sie mit dem unausgesprochenen Vorwurf, undankbar zu sein: «Da überlebt man und das ist der Dank», war eine ihrer Aussagen.

Monika Neun: «Und dann verschwinden». Roman. Atlantis, 160 Seiten. (Erscheint am 23. Februar)

Im letzten Sommer ist Monika Neun wenige Tage vor ihrem 55. Geburtstag an Krebs gestorben. Posthum erscheint nun der erste Roman der Baslerin, die sich als Regisseurin an den Theatern der Schweiz einen Namen gemacht hatte. Ihren Roman «Und dann verschwinden» hat sie über Jahre reifen lassen. Im Zentrum steht eine junge Frau, die umzieht in eine Stadt südlich der Alpen, weil sie existenzielle Erfahrungen machen möchte. Entstanden ist ein Lebensbuch, das sich aus Bildern und Erinnerungen zusammensetzt; und gleichzeitig ein schön-trauriger Roman, in dem Dinge unvermutet passieren.

Weitere:

Maria Zimmermann: «Anders nicht falsch». Illustriertes Sachbuch. Kommode Verlag, 220 Seiten. (Erscheint am 1. Februar)

Nathalie Schmid: «Lass es gut sein». Roman. Geparden Verlag, 316 Seiten. (Erscheint am 8. Februar)

Christian Haller: «Sich lichtende Nebel». Novelle. Luchterhand, 128 Seiten. (Erscheint am 15. Februar)

Franz Hohler: «Rheinwärts». Prosa. Luchterhand, 128 Seiten. (Erscheint am 15. Februar)

Franz Hohler: «Das Jahr, das bis heute andauert». Ein Gespräch. Kampa Verlag, 272 Seiten. (Erscheint am 23. Februar)

Mirja Lanz: «Sie flogen nachts». Roman. Dörlemann, 208 Seiten. (Erscheint am 15. Februar)

Peter von Matt: «Übeltäter, trockne Schleicher, Lichtgestalten. Die Möglichkeiten der Literatur». Essays. Hanser, 240 Seiten. (Erscheint am 20. Februar)

Sarah Wegmann: «Sirma». Roman. Telegramme, 300 Seiten. (Erscheint am 20. Februar)

Angelika Waldis: «Berghau». Roman. Atlantis, 176 Seiten. (Erscheint am 23. Februar)

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