Schweizerinnen und Schweizer müssen für Fleischprodukte zwei- bis dreimal mehr Geld abdrücken als Deutsche. Doch wie kommen solche Unterschiede zustande?
Fleisch
Beim Fleisch müssen Schweizerinnen und Schweizer tief ins Portemonnaie greifen: Hierzulande bezahlt man zwei- bis dreimal mehr als im Nachbarsland Deutschland. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Lebensmittelpreise sind in den Nachbarländern um einiges günstiger als in der Schweiz.
  • Fleisch kostet hierzulande zwei bis dreimal mehr als in Deutschland.
  • Dies liegt unter anderem am höheren Tierschutz.
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Ein neuer Bericht des Bundesamts für Landwirtschaft zeigt erstaunliche Preisunterschiede zwischen der Schweiz und ihren Nachbarländern. Besonders bei landwirtschaftlichen Produkten wie Milch, Eiern, Obst, Gemüse und Fleisch sind die Unterschiede extrem.

In Deutschland zum Beispiel ist ein Liter Milch 60 Prozent günstiger als in der Schweiz. Ein Kilo Butter kostet bei uns fast 109 Prozent mehr und auch Eier sind pro Stück ungefähr 17 Rappen teurer.

Noch krasser sind die Unterschiede aber beim Fleisch, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet. Hier kann es sein, dass die Preise in der Schweiz zwei- bis dreimal höher sind als in Deutschland.

Preisvergleich
Die Tabelle zeigt die Preisunterschiede verschiedener Fleischprodukte. Ein Kilogramm Rindshackfleisch kostet in der Schweiz beispielsweise 21.10 Franken. In Deutschland zahlt man für dieselbe Menge umgerechnet 9.59 Franken.
Schwein
In der Schweiz herrscht ein höheres Tierschutzniveau als in den Nachbarsländern. Dies bestätigt der Schweizer Tierschutz STS.
Sara Stalder
Laut Sara Stalder, Geschäftsleiterin des Konsumentenschutzes, gäbe es neben dem Tierschutz noch andere Faktoren, die zu den hohen Preisen beitrügen. Die Kosten für Futter, Tier-Medikamente oder Stalleinrichtungen seien für Schweizer Bäuerinnen und Bauern höher.
Einkaufstourismus
Aufgrund der tieferen Lebensmittelpreise im nahen Ausland ist für Schweizerinnen und Schweizer der Einkauf in den Nachbarländer verlockend. Der Schweizer Tierschutz STS kritisiert Menschen, die im Ausland billig einkaufen gehen.

Wie ist es möglich, dass die Preise derart variieren? Eine Studie der Beratungszentrale Agridea gibt Aufschluss darüber. Sie vergleicht den Tierschutz in der Schweiz mit dem ihrer Importländer.

Schweiz nimmt «Spitzenposition» im Tierschutz ein

Die Studie kommt zum Schluss, dass die Schweiz eine «Spitzenposition» im internationalen Vergleich einnimmt. Es herrschen strengere Tierhaltungsvorschriften als in anderen Ländern. Auch der Schweizer Tierschutz STS bestätigt das höhere Tierschutzniveau hierzulande.

Konsumentenschützerin Sara Stalder sieht aber im Tierschutzniveau nur einen Faktor für die zu hohen Preise, wie sie gegenüber der Zeitung erklärt. Die Kosten für Futter, Tier-Medikamente oder Stalleinrichtungen seien für Schweizer Bäuerinnen und Bauern höher. «Damit hat die heimische Landwirtschaft bereits einen deutlichen Wettbewerbsnachteil.»

Ebenfalls würden zahlreiche Akteure von den Preisen profitieren wollen: Bauern, verarbeitende Industrie, Detailhandel, Agrokonzerne. Teilweise seien die Preismargen überzogen. Und man wisse nicht, welche Akteure wie stark daran verdienen.

Schweizer Tierschutz STS kritisiert Einkaufstouristen

Die tiefen Lebensmittelpreise im nahen Ausland machen den Einkauf in den Nachbarländer für Schweizer verlockend. Der Schweizer Tierschutz STS kritisiert jene, die im Ausland billig einkaufen gehen: «Es ist sehr bedenklich, dass Menschen ohne akute soziale Not auf Kosten des Tierwohls billiges Fleisch im Ausland einkaufen.»

Essen Sie Fleisch?

Die Organisation fordert mehr Kontrollen an der Grenze und eine bessere Aufklärung der Konsumenten.

Sara Stalder wiederum erklärt, dass die Fleisch-Produktion auch durch den Grenzschutz mit den hohen Zöllen und Mengenbeschränkung verteuert werde.

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