Die Grenzen werden zwar wieder geöffnet, ausländische Touristen bleiben aber noch immer weg. Deshalb setzt der Tourismus auf einheimische Gäste.
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Tourismus Schweiz - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Schweizer Tourismus setzt dieses Jahr auf einheimische Gäste.
  • Wegen der Corona-Pandemie dürften die ausländischen Feriengäste noch ausbleiben.
  • Im April wurden rund 92 Prozent weniger Logiernächte verzeichnet.

Die Schweizer Hotellerie erlebte in den vergangenen Wochen wegen der Reisebeschränkungen einen fast vollständigen Stillstand. Nun werden die Grenzen zwar wieder geöffnet, ausländische Touristen bleiben aber noch immer weg. Deshalb setzen Schweizer Tourismusregionen, Hotels und Campingplätze nun vermehrt auf Gäste aus dem Inland.

Markant weniger Tourismus im Sommer

Allein im April brachen die Hotelübernachtungen im Vorjahresvergleich um 92,4 Prozent ein. Ausländer blieben sogar fast komplett weg: Gerade noch 56'000 Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland wurden verzeichnet. Das entspricht 96,3 Prozent weniger als noch im April 2019.

Und die Tourismusregionen erwarten trotz der schrittweisen Grenzöffnungen auch für den Sommer markant weniger Touristen aus dem Ausland als vor der Krise: «Normalerweise verzeichnen wir in St. Moritz im Sommer etwa ein Viertel internationale Gäste, der Rest kommt aus der Schweiz und aus Deutschland», sagte Marijana Jakic, die für den Markenauftritt von St. Moritz bei Engadin St. Moritz Tourismus verantwortlich ist, am Montag in einer Telefonkonferenz. «Dieses Jahr erwarten wir sehr wenige internationale Gäste.»

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Nicht nur im Ausland, auch in der Schweiz verbrachten viele Menschen ihre Sommerferien. - Keystone

Deshalb setzt St. Moritz jetzt auf neue Produkte, um Schweizer Gäste für den Ferienort im Engadin zu begeistern. Dazu eröffnet St. Moritz beispielsweise einen Beach Club, der das Strandfeeling in die Schweizer Berge bringen soll, oder den sogenannten Drive-in, bei dem die Gäste Kinofilme oder Zirkusvorstellungen aus dem Auto schauen können.

Zermatt verteilte Gutscheine

«Wir hatten das Glück im Unglück, dass die Wintersaison bei uns normalerweise etwa dann zu Ende geht, als die Krise angefangen hat», sagte Jakic. So habe St. Moritz die Zeit der Krise für die Entwicklung von Ideen für den Sommer genutzt. «Wir sehen das auch als Chance, um die Marke St. Moritz weiterzuentwickeln und neue Gäste aus der Schweiz für uns zu gewinnen.»

Auch die Region Zermatt im Wallis hat sich während der Krise etwas Spezielles einfallen lassen. Nebst der Beleuchtung des Matterhorns in verschiedenen Landesflaggen, die vor allem in den sozialen Medien grosse Aufmerksamkeit erlangt hat, wurden Gutscheine zu speziellen Konditionen angeboten: Für jeden verkauften Gutschein legte Zermatt Tourismus 10 Prozent des Betrags für den Käufer oben drauf.

«Wir haben eine hohe Anzahl Stammgäste. Ihnen und den Zweitwohnungsbesitzern haben wir während den ersten anderthalb Wochen das Vorkaufsrecht für die Gutscheine gewährt», sagte der Kurdirektor von Zermatt Tourismus, Daniel Luggen. Danach konnten auch andere Gäste die Gutscheine erwerben. Insgesamt sei die Aktion etwa zweieinhalb Wochen lang gelaufen und die Gäste hätten für 3,2 Millionen Franken Gutscheine gekauft.

Campingplätze verzeichnen einen Boom

80 Prozent der Gutscheine wurden gemäss Luggen in der Schweiz verkauft, vor allem an Gäste, die immer wieder nach Zermatt zurückkehren. Der Anteil an Schweizer Gästen im Walliser Dorf am Fusse des Matterhorns beträgt üblicherweise 38 Prozent, wie Luggen sagte. Der grössere Teil reist aber normalerweise aus dem Ausland an. Für den Sommer rechnet Luggen mit einem markanten Rückgang der Gästezahlen. Etwa 40 Prozent der Logiernächte dürften verloren gehen. «Ohne ausländische Gäste wird es längerfristig nicht gehen», betonte der Kurdirektor.

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Touristen posieren vor Schweizer Kulisse. - Keystone

Auch auf den Campingplätzen des TCS in der Schweiz werden sich in diesem Jahr vor allem einheimische Gäste tummeln. Normalerweise sind gemäss dem Leiter Tourismus und Freizeit beim TCS, Oliver Grützner, etwa ein Viertel der Gäste auf dem Campingplatz Ausländer, vor allem aus den Niederlanden und Deutschland. Sie fallen dieses Jahr gemäss Grützner grösstenteils weg.

Dennoch seien die Plätze des grössten Schweizer Campingplatzbetreibers in den Sommermonaten bereits wieder fast ausgebucht. «Wir kompensieren den Wegfall unserer ausländischen Gäste fast vollständig durch Schweizer Kunden», sagte Grützner.

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