Schweizer Städte nähern sich kritischer Ozon-Marke
Die Stadt Genf hat wegen der Ozonbelastung erstmals Massnahmen umgesetzt. Auch andere Städte sind nicht mehr weit entfernt davon.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Kanton Genf reagiert mit Gratis-ÖV und Fahrverboten auf die hohe Ozonbelastung.
- In Basel und Lugano hat die Ozonbelastung Rekordwerte erreicht.
- Eine Entspannung der Lage ist derzeit nicht in Sicht.
Die aktuelle Hitzewelle sorgt für schlechte Luft. Am Mittwoch kratzten einige Messstationen am Ozon-Grenzwert von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter. In Basel stieg die Ozonbelastung am Mittwoch auf über 170. In Lugano lag diese bei fast 180.
Am schlechtesten ist die Luft im Kanton Genf. Auf über 220 Mikrogramm pro Kubikmeter kletterte die Ozonbelastung an der Messstation in Meyrin am Dienstag.
Der Kanton hat am Mittwoch deshalb erstmals sein Anti-Smog-Dispositiv aktiviert. Reisen mit dem öffentlichen Verkehr ist den ganzen Tag gratis. Zugleich gilt ein Fahrverbot für Fahrzeuge mit hohem Schadstoffaustausch.
Hitzewelle erreiche Höhepunkt
Heute Mittwoch steigen die Temperaturen in der Schweiz auf 33 bis 36 Grad. Roger Perret, Meteorologe bei Meteonews, geht davon aus, dass die Hitzewelle am Mittwoch ihren Höhepunkt erreicht. «Es ist deshalb möglich, dass die Ozongrenzwerte lokal auf 180 Mikrogramm pro Kubikmeter und höher steigen.»
Augenbrennen und Reizungen
Bei Ozon handelt es sich um ein Reizgas. Dieses betrifft vor allem die Atemwege und das Lungengewebe. Hohe Ozonwerte führen unter anderem zu Augenbrennen und Reizungen der Schleimhäute oder Kratzen im Hals. Je länger sich jemand in ozonreicher Luft aufhält und je grösser die körperliche Anstrengung ist, desto stärker wird die Reaktion.
Am Dienstag betrug die Ozonbelastung in der Stadt Zürich über 140 Mikrogramm pro Kubikmeter.
Von einer Ozonkonzentration von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter oder höher sei Zürich noch ein gutes Stück entfernt. Dies teilt das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft des Kantons Zürich auf Anfrage mit. «Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass die Belastung in den nächsten Tagen in die Nähe dieses Werts steigt.»
Die Kurzzeitgrenze liegt bei 120 Mikrogramm pro Kubikmeter.
Für Roger Perret steht fest, dass zumindest die Kurzzeitgrenze noch bis Mitte nächster Woche vielerorts überschritten wird. Dies sei bereits seit dem 8. August regelmässig der Fall, sagt Perret. Etwa die Zentralschweiz rät deshalb, körperliche Anstrengungen auf den Morgen zu beschränken.
Tempolimits auf Autobahnen
Bei sehr hohen Ozonwerten orientiert die Bau-, Planungs- und Umweltdirektoren-Konferenz (PBUK) über die Belastungssituation und Entwicklung. Auch gibt sie Verhaltensempfehlungen und macht Hinweise über freiwillige Massnahmen.
So weit ist es aber erst, wenn der Ozonwert an mindestens drei Messstationen 180 Mikrogramm pro Kubikmeter erreicht. Auch müssen die Prognosen für den Folgetag Werte über dem Grenzwert anzeigen.
Im Hitzesommer 2003 reagierten die Kantone Tessin und Graubünden mit Tempolimits auf die Ozonbelastung. Auf Autobahnen senkten sie die Höchstgeschwindigkeit auf 80 Kilometer pro Stunde.
«Ob die beschriebene Informationsschwelle überschritten wird, lässt sich nicht voraussagen.» Dies teilt das Bundesamt für Umwelt (BAFU) auf Anfrage mit.
Weniger Ozon trotz Hitze
Zu Massnahmen wird es trotz Hitzewelle und hoher Ozonbelastung kaum kommen. Langjährige Messdaten zeigen, dass die maximalen Ozonbelastungswerte in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen sind.
Dazu beigetragen hat etwa die Einführung von Katalysatoren für Autos. Auch senken die Abgas- und Emissionsgrenzwerte für Heizungen, Industrie und Gewerbe die Ozonbelastung.
Zwar werde es immer heisser, sagt Meteorologe Roger Perret. «Dank der Reduktion der Schadstoffe erreicht die Ozonbelastung nicht mehr so hohe Spitzenwerte wie früher.»